Daten sind das neue Gold
Zurück zur Zukunft #70
Wer etwas Wertvolles besitzt, passt meist gut darauf auf. Zum Beispiel auf ein neues Fahrrad oder einen teuren Laptop. Es gibt aber auch wertvolle Dinge, bei denen das Aufpassen etwas schwieriger ist: Daten.
Für wen sind denn meine Daten bitteschön wertvoll?“ – wirst du dich vielleicht fragen. Nun, vorrangig einmal für Unternehmen. Wenn sie nämlich eine repräsentative Menge an Nutzerdaten haben, steigen ihre Chancen, sich erfolgreich auf dem Markt behaupten zu können. Somit sind personenbezogene Daten für viele Organisationen bares Geld wert. Wie deine Daten von diesen genutzt werden? Da gibt es hauptsächlich zwei Möglichkeiten: Entweder wird das Nutzerverhalten analysiert, um das eigene Produkt oder die eigene Dienstleistung zu verbessern, oder die personenbezogenen Daten werden Dritten zum Kauf angeboten.
OB DICH DAS AUCH BETRIFFT?
Wie der Volksmund weiß, ist „nichts im Leben umsonst, außer der Tod. Und der kostet auch das Leben“. Geh also einmal in dich: Welche „kostenlosen“ Dienste nutzt du? Ich trau mich, meinen Bart darauf zu verwetten (und der ist mir heilig), dass auch du in den Fängen der sogenannten „FANGs“ (Facebook, Amazon, Netflix & Google – den Tech- Titanen unserer Zeit) bist. Und ich lasse mir am nächsten Festival eine Intimhaarentfernung mit Gaffaband machen, sollten deine Daten nicht schon im Netz von GAFA (Google, Amazon, Facebook, Apple – den wahren Architekten des Internets, durch das große Teile der heutigen Gesellschaft verbunden sind, wie Neuronen im menschlichen Gehirn) kleben geblieben sein.
DOCH WELCHE DATEN SPEICHERN DIESE UNTERNEHMEN EIGENTLICH?
Ich nehme an, du hast gerade dein Smartphone bei dir? Wenn du Lust darauf hast, schau doch einfach mal in deinem Facebook Account unter „Einstellungen“ – „Allgemeine Kontoeinstellungen“ – „Deine Facebook Informationen“ nach. Dort kannst du dir deine Userdetails herunterladen und dadurch vielleicht ein besseres Bild von Facebooks Datensammelalgorithmen bekommen. Du findest den Verlauf aller (!) deiner Kommentare, Bilder, Veranstaltungen. Außerdem auch die komplette Historie deiner Suchanfragen, Nachrichten, einen Ortsverlauf, alle deine „Gefällt mir“ Angaben sowie alle Reaktionen darauf.
DIE SPITZE DES ZUCKER… SORRY EISBERGS!
WhatsApp, Instagram (die gehören bekanntlich genauso zu Facebook, wie 63 weitere Unternehmen), Google, Amazon und viele weitere Dienstleister, die dir dein Leben vermeintlich erleichtern, spielen ein ähnliches Spiel. Von automatischer Gesichtserkennung auf Fotos (auch auf denen deiner Freunde), bis hin zu Aufzeichnungen davon, wann du welches Produkt angesehen oder bestellt hast. Mittlerweile gibt es sogar schon Apps, die basierend auf deinem Klickverhalten voraussagen, wann du deine Beziehung beenden wirst. Creepy!
JETZT ABER RAUS HIER …
Wenn du mit dieser Nutzung deiner Daten nicht einverstanden bist, kannst du etwas dagegen unternehmen. Jetzt sofort. Auch wenn damit in letzter Konsequenz ein paar Annehmlichkeiten verloren gehen werden. „Aber geh … Was habe ICH schon zu verbergen?“ – wirst du dir nun vielleicht denken. Deswegen möchte ich dir zwei Denkanstöße mit auf den Weg geben, die in einer Zeit, in der Statistiken rund um Cyberkriminalität durch die Decke schießen, deinen Blick auf das Thema eventuell noch etwas kritischer werden lassen.
Erstens ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass jeder Mensch eine Leiche in irgendeinem digitalen Keller hat. Blöd, wenn die mal jemand entdeckt. Und wenn es nur das Partyfoto von vor zehn Jahren ist, das dich deinen Traumjob kosten kann … Aber vielleicht schließe ich da ja nur von mir auf andere.
Zweitens gibt es da noch ein viel beunruhigenderes Szenario, das sich so ähnlich sogar schon einmal abgespielt hat: Wir schreiben das Jahr 1936 in den Niederlanden. Bereits zu dieser Zeit wurden dort personenbezogene Daten mithilfe des Hollerith-Systems (Kartonkarten mit Loch-Codes, die von Maschinen ausgelesen werden konnten) gespeichert. Dank dieser Technik hatten die Nazis im Jahr 1942 ein relativ leichtes Spiel, die vorhandenen Daten zu nutzen, um gezielte Deportierungen und Tötungen vorzunehmen. 75% der in den Niederlanden lebenden Juden – das entspricht ca. der Anzahl an Menschen, die heuer das Frequency besuchen – wurden so getötet. Oag, oder? Ich möchte mir gar nicht vorstellen, was heute möglich wäre, wenn die Falschen unsere Daten in die Hände bekommen.
DSGVO!?
Aus diesen Gründen (und vielen anderen mehr) hat das EU-Parlament bereits im Jänner 2017 die Datenschutzgrundverordnung, kurz DSGVO beschlossen. Nach einer gewissen Eingewöhnungsphase bin nun auch ich ein Fan der DSGVO. Ich sehe das umstrittene Thema so: Am Stichtag des Inkrafttretens (25.05.2018) haben sich quasi alle Newsletter, die ich eh noch nie erhalten wollte, von selbst abbestellt. Naja, theoretisch zumindest. Nach wie vor erhalte ich die neuesten Informationen zu unterschiedlichen Möglichkeiten der Penisverlängerung und –verkürzung. Und auch meine alte Freundin, die nigerianische Prinzessin meldet sich ab und an, um mir zu versichern, dass ich Grund und Boden in Ihrem Stammesgebiet besitzen würde und nur eine gaaanz kleine Anzahlung nötig wäre, um … Lange Rede, kurzer Sinn: Regierungen, Militär, Spionagedienste und Personen mit kriminellen Absichten werden sich wohl nicht an diese neuen Regelungen halten. Aber zumindest gegen alle anderen Formen des Missbrauchs deiner Daten kannst du dich bis zu einem gewissen Grad schützen. Und dazu möchte dich dieser Artikel ermutigen.