
"Wir zeigen, wie es sich anfühlt, wenn der Rausch vorbei ist."
JLP im Gespräch mit VOLUME
Was bleibt nach dem High? Die Wiener Rockband JLP hat gerade ihre neue Single AFTERMATH released und nebenbei einen Podcast rausgehauen. Inmitten von Gongs, Social Media und Gruppendynamik erzählen Jelena, Luka und Raphael vom Loslassen, Gründe zu schreien – und wie Freundschaft klingt, wenn sie auf Fuzz trifft.
Ein großer Part der Kreativenergie der Wiener Rockband JLP entsteht aus dem Beisammensein. Der neue Song, ein Insta-Post, der Podcast – so einiges hat als Spaßidee begonnen und sich dann doch verwirklicht. Am 4. April ist ihre neue Single AFTERMATH erschienen – ein Song über das, was übrig bleibt, wenn der Bühnennebel sich gelichtet hat. VOLUME redet mit Jelena, Raphael und Luka über den Come Down nach dem Rausch.

Wie geht’s euch gerade – so rund um dem Release?
Jelena: Ziemlich gestresst, ehrlich gesagt.
Luka: Es ist gerade viel los – viel Organisatorisches, viel Koordination, viel alles.
Jelena: Diesmal war’s definitiv intensiver als bei den letzten Releases. Wir haben mehr Zeit ins Sounddesign gesteckt, uns mehr Gedanken gemacht. Der Prozess war dadurch länger – aber auch bewusster.
Raphael: Wir haben uns darauf geeinigt, dass der Song noch fetter klingen soll als bisherige Tracks. Rockiger, aber auch experimenteller. Es war die Idee unseres Engineers, einen tibetischen Gong einzubauen – hat super funktioniert. Ich bin ja klassisch ausgebildeter Percussionist, das war also ein schönes Terrain für mich.
Klingt nach viel Liebe zum Detail. Fällt es euch generell schwer, ein Projekt loszulassen?
Raphael: Total. Ein Song fühlt sich nie wirklich fertig an. Aber irgendwann muss man seine überhohen Ansprüche runterdrücken und sagen: „So, jetzt ist es rund. Jetzt passt’s.“
Luka: Man muss lernen, realistisch zu sein. Gerade wenn man mitten drinsteckt, verliert man leicht den Blick von außen. Da hilft es, sich selbst ein bisschen zurückzunehmen.

Wie beschreibt ihr euren Sound?
Raphael: Fuzz. Das ist unser gemeinsamer Nenner. Alles ist besser mit Fuzz.
Luka: Unsere Einflüsse sind vielfältig – Muse ist definitiv eine Referenz, aber wir wollen bewusst nicht wie jemand anderes klingen. Es geht darum, etwas Eigenes zu finden, auch wenn das manchmal schwer greifbar ist.
„AFTERMATH“ klingt nach dem Echo eines Moments. Was steckt für euch dahinter?
Jelena: AFTERMATH ist quasi das Gegenstück zu High Up. Da geht’s ums Hochgefühl auf der Bühne – wir zeigen, wie es sich anfühlt, wenn der Rausch vorbei ist. Wenn die Lichter ausgehen.
Raphael: Musikalisch ist der Song sehr riff-basiert. Wir starten oft mit einem instrumentalen Grundgerüst aus Schlagzeug, Gitarre und Bass – und bauen dann alles drum herum.
Jelena: Die Themen entwickeln sich oft aus einzelnen Worten, Bildern. Ich sammle die, und irgendwann entsteht darum ein Song. Das Gefühl nach einem Gig – diese Leere – betrifft mich persönlich stark. Ich weiß, dass viele Musiker:innen das kennen.

Und was hilft aus dem Loch heraus?
Luka: Am besten gleich der nächste Gig. Keine Pause lassen.
Jelena: Oder irgendwas tun – eine Studiosession, proben, ein neuer Song. Hauptsache, man bleibt in Bewegung. Apropos: am 24.10. spielen wir im Flex Cafe in Wien.
Wenn AFTERMATH ein Bild wäre – was sähe man?
Raphael: Es wäre schon eher düster. Ein Bild mit grauen Schlieren, Dunkelheit, ohne dass noch ein Schein übrig ist.
Luka: Unser Albumcover trifft’s ziemlich genau: eine ausgebrannte Glühbirne mit abgebranntem Draht.

„Strong and Loud We Shout It Out“ – was war das Letzte, das ihr laut rausbrüllen musstet?
Jelena: So einiges – und das sagen wir glaube ich am klarsten beim Song Enough. Da geht es darum, übergriffiges Verhalten nicht zu ertragen, sondern Grenzen zu setzen. Klarzumachen, dass andere nicht einfach drübergehen dürfen. Und dass es okay ist zu sagen: „So geht’s mir gerade wirklich.“
Bald gibt’s euch auch als Podcast. Was erwartet uns da?
Luka: Die Idee ist eigentlich aus einem Witz entstanden – wir reden eh dauernd Blödsinn, das können wir auch aufnehmen.
Jelena: Und weil Vali (unser Bassist) und ich viele Podcasts hören, dachten wir: Das könnte funktionieren. Die erste Folge haben wir am Releasetag aufgenommen, die ist schon draußen.
Raphael: Der Podcast soll ein bisschen hinter die Kulissen blicken. Es geht um unsere Musik, um Konzerte, Proben – und was uns sonst noch so beschäftigt. Die Leute können auch gerne Fragen stellen, wir würden gerne ein bisschen eine Community aufbauen.
Luka: Vielleicht starten wir einfach mit: „Grüß euch, wir haben keine Ahnung.“
Raphael: Oder mit Tassen mit unseren Gesichtern drauf. Der Look muss stimmen.
Jelena: Ziel ist eine Folge alle zwei Wochen. Mal sehen, ob sich der Plan mit dem Leben verträgt.

Wie viel von euch steckt in euren Songs, im Podcast, auf Social Media?
Jelena: Ziemlich viel. Wir zeigen uns sehr ungefiltert – das sind wirklich wir.
Raphael: Ein bisschen Blödsinn ist immer dabei. Aber genau das macht’s aus.
Jelena: Wir produzieren keinen Content im klassischen Sinn. Wir lassen die Kamera einfach mitlaufen. Wir wollen Musik machen – keine Influencer sein.

Ihr verbringt viel Zeit miteinander. Was hält euch zusammen?
Jelena: Freundschaft. So richtig. Ich glaub, wir sitzen in 40 Jahren noch gemeinsam da, passen auf unsere Enkel auf und sind einfach froh, dass wir uns gefunden haben.
Luka: Auch wenn wir zusammen verreisen, ist es nie zu viel. Wir halten das gut miteinander aus.
Raphael: Jeder bringt etwas ein. Jelena organisiert, Luka und Vali sind unsere Effekt-Experten, ich kenn mich mit Logic aus. Es ist ein Miteinander, das funktioniert.

Was steht als Nächstes an?
Raphael: Die nächste Single kommt noch vor dem Sommer, der Podcast ist angelaufen und wir wollen wieder gemeinsam auf Urlaub fahren. Und dann schauen wir, was sich ergibt. Wir haben jedenfalls einiges vor.