Körperausscheidungen
Wir müssen reden! #44
Unser Kolumnist Karl Katz im intimen Gespräch über die Highlights und Abgründe der schönsten Nebensache der Welt – abseits der Missionarsstellung.
Matthias H. ist 44 Jahre jung, selbstständiger Vermögensberater mit eigenem Büro und drei Angestellten, geht ab und zu ins Kino, kocht gern indisch und fährt zweimal jährlich mit seinem Partner nach Südtirol wandern. Außerdem hat er eine Vorliebe für den menschlichen Körper – und allem, was dieser so herzugeben hat. Ich treffe Matthias im 5. Wiener Gemeindebezirk am Siebenbrunnenplatz und wir setzen uns auf eine der vielen Bänke, beobachten das rege Treiben rund um uns und führen Smalltalk über das Wetter. Nach ein paar Minuten mustert er mich grinsend und fragt: „Na, was willst du denn wissen?“ Hier also ein Rückblick auf das Gespräch mit dem ersten Koprophilen (wobei dieser Ausdruck in jenem Fall eigentlich gar nicht so ganz stimmt), den ich persönlich kennengelernt habe:
Wie bezeichnest du deine Vorliebe? Gibt es eine offizielle Bezeichnung? Koprophilie?
Ich habe einfach Lust auf Play mit Ausscheidungen. Stehe auf alles, was der menschliche Körper hergibt. Sperma, Rotz, Kotze, Pisse, Scheiße, auch Blut in kleinen Mengen.
Auf welche Weise äußert sich diese Lust bei dir? Und geht es dabei um deine eigenen Ausscheidungen oder die von anderen Menschen?
Ich will sie mit allen Sinnen erleben, erkunden und genießen. Sehen, riechen, fühlen und auch schmecken. Sehr viel spielt sich aber auch einfach nur in der Fantasie ab. Ich bin sehr vorsichtig und sauber – klingt seltsam, oder? (lacht) Es ist aber so, dass viele Krankheiten übertragen werden können, darum teile ich meine Lust nur mit Männern, denen ich wirklich vertraue und von denen ich mir sicher bin, dass sie gesund sind.
Wie alt warst du, als du bemerkt hast, dass du auf Körperausscheidungen stehst? Gab es eine Art „Schlüsselerlebnis“?
Ich war damals etwa 14, als ich mir beim Wichsen das erste Mal einen Finger hinten reingesteckt hab, rein aus Neugierde. Das war auch das erste Mal, dass ich bewusst mit Scheiße in Kontakt gekommen bin. Auch, wenn es gar nicht beabsichtigt war. Ich habe gemerkt, dass es mich nicht so abstößt, wie es eigentlich sollte. Gesellschaftlich ist das ja ein absolutes Tabuthema, Scheiße. Aber auch so ziemlich alle anderen Körperflüssigkeiten und dergleichen. Eigentlich schade, etwas Natürlicheres gibt es doch gar nicht!
Wie weit kannst oder willst du diese Art von Sexualität im Alltag ausleben? Wo und wie lernst du „Gleichgesinnte“ kennen?
Im Alltag ausleben? Wie soll das gehen? Ins Büro scheißen und mich reinlegen? Nein, nein. Mein Alltag ist ganz normal, ziemlich langweilig. Ich habe ein intaktes Berufs- und Sozialleben. Übrigens auch ein ganz normales Sexleben mit meinem Partner, mit dem ich seit vierzehn Jahren in einer glücklichen Beziehung lebe und der mit meinen Vorlieben gar nichts anfangen kann! Wir gehen sehr offen miteinander um und haben ein Abkommen. Alle paar Monate treffe ich mich mit einer Gruppe von Freunden, die ich seit vielen vielen Jahren kenne und die auch aus der Szene sind und wir verbringen einen schönen Abend zusammen. Mein Mann geht währenddessen meistens in die Therme oder trifft sich seinerseits mit Freunden. Danach geht der Alltag weiter, als wäre nichts gewesen.
Wie sind die Reaktionen aus deinem täglichen Umfeld? Wer weiß davon? Freunde, Familie, Nachbarn, Kollegen? Wie offen gehst du damit um?
Also, ich gehe damit nicht hausieren. Mein Partner weiß es natürlich, ein paar unserer engeren Freunde und einige Leute aus der Szene. Sollte mich jemand explizit danach fragen, werde ich es nicht abstreiten, ich muss es aber auch nicht jedem auf die Nase binden, oder?