Zum Fluchen und Flüchten
Supernackt #51
Die Welt ist begrenzt in Fläche und Ressourcen. Der Mensch ist begrenzt in Körper und Geist. Trotzdem sehnen sich Dummheit und Gier nach unbegrenztem Wirtschaftswachstum – dem heiligen Gral der Ökonomie.
Einblicke in die Gedankenwelt der Reichen und Geföhnten
Menschen, dumm vor Gier, geben alles auf, um in die gelobten Länder aufzubrechen, wo ihnen unendlicher Reichtum versprochen wird. Wie Heuschreckenschwärme erheben sie sich, um unsere Wirtschaftsplantagen kahl zu fressen. So die bevorzugte Sichtweise. Aber kaum saufen ein paar bei ihrem Raubzug im Mittelmeer ab, gibt es eine öffentliche Debatte. Fassungslosigkeit. Wir sind doch alle so zivilisiert? Wir sind doch alle Menschen? Wie können wir so etwas zulassen?
Geht bitte! Mitgefühl und Anteilnahme könnt ihr euch für die Kirche sparen, ihr verlogenes Pack. Warum kommen die denn bei uns nicht rein? Nicht genügend Lebensraum? Natürlich gibt es den, aber wehe, es wird ein drecks Asylantenheim neben euren asozialen Sozialbau gestellt. Da gehen die Wogen hoch und es wäre euch doch lieber, dass gleich alle absaufen. Zu wenig Lebensmittel? Keineswegs, aber wehe die Kümmeltürken fressen euer antibiotikaverseuchtes Schweinefleisch nicht. Da wird die Mutti an der Pfanne verrückt und den Papa juckt das „Ruhm und Ehre“-Tattoo. Sollen alle wieder nach Hause und dort ihren geliebten Dreck aus den Fugen kletzeln.
Der wahre Grund, warum wir uns hinter Mauern verbunkern, ist, dass unser Wirtschaftssystem weitere Parasiten nicht aushält und sich die Suche nach dem Gral noch kurzfristiger gestalten würde. Die Menschheit hat der Wirtschaft zu dienen, nicht die Wirtschaft der Menschheit. Wir haben mit euch genügend Schädlinge im eigenen Land, die an unseren Profiten knabbern und deren einzige Lebensleistung es war, am richtigen Ende der kapitalistischen Nahrungskette aus der Gebärmutter zu klettern. Als Systemschmarotzer beziehungsweise im besten Fall als Erhalter eines Systems, in dem nicht die menschlichen Bedürfnisse aller bestmöglich erfüllt werden, sondern aus unserem Kapital noch mehr Kapital gemacht wird.
Ihr seid Teil dieser globalen Umverteilung, die den materiellen Wohlstand in unseren Breitengraden auch für euch gesteigert hat. Bitte, gern geschehen. Teilen wollt ihr aber nicht. Selbst nicht mit jenen, die vor Krieg, Gewalt und Folter flüchten, weil wir in ihrem Land politische Machtspielchen um Rohstoffe spielen, brav Waffen liefern und versuchen, uns durch international agierende Konzerne alles unter den Nagel zu reißen, das einen Wert besitzt.
Also Pappn halten, uns braucht ihr keine Vorwürfe machen. Genießt es, solange es noch gut geht. Denn man darf das nicht zu langfristig sehen. Wir sind nicht auf ewig da, genau so haben wir uns auch zu verhalten. Grenzenlos begrenzt – dumm vor Gier!