Supernackt #28
moralisch Supernackt #28
Die Zeit der Nächstenliebe bricht in Form von vermehrten Spendenaufforderungen über uns herein. Es wird an unser Herz appelliert. Alles sehr christlich. Und auch wenn gegen Gott per se nichts einzuwenden und die moralische Erziehung der Menschen durch Religion zu begrüßen ist – immerhin gibt sie vielen verlorenen Seelen Halt im Leben -, wir können mit diesem sentimentalen Gewäsch relativ nichts anfangen.
Wir huldigen schon lange einem anderen Gott, dem Nächstenliebe relativ Powidl ist. Denn bereits Jesus, der Sohn Gottes, wusste, dass sein Vater ein Auslaufmodell ist: »Niemand kann zwei Herren dienen: Entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird an dem einen hängen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon« (Matthäus 6, 24).
Sehr richtig! Die Entscheidung ist nicht schwer gefallen. In der Grundtheorie sind Gott und Geld sehr fiktiv, aber mit dem schnöden Mammon können wir all das kaufen, was sich andere von ihrem Gott wünschen und der Mund schon wundgebetet ist. Um am Ende trotzdem mittellos ins Holzkisterl zu hüpfen. Ja ja, dafür kommen die braven Armutschgal in den Himmel und wir bösen Blutsauger brennen in der Hölle. Angst.
Der Glaube an die höhere Gerechtigkeit ist zwar lieb, aber hat genau so wenig Substanz, wie die Aussagen des ehemaligen Innenministers und EU Parlamentarier Ernst Strasser vor Gericht. Lieber Freund, wie doof kann man sein. Trotzdem, wir werden das schon irgendwie richten. Du hast es ja nur gut gemeint, aber blöd umgesetzt. Die Verteidigungsstrategie – vom Rest wollen wir gar nicht reden. Wie kannst du dich nur filmen lassen? How blöd can man be?
Wie auch immer, Gott ist Geld. Allmächtig, omnipräsent und Schöpfer aller Wirklichkeit. Was keinen Preis hat, existiert nicht. Geld vereint gottgleich alle Gegensätze. Ohne Geld ist alles nichts. Wer trotzdem an den bärtigen Mann auf der wattigen Wolke glauben möchte, dem sei diese Frage gegönnt: Wieso braucht der Gute ständig Geld? Die Kirche nimmt Milliarden ein, ist einer der größten Konzerne und Immobilieneigentümer der Welt, zahlt keine Steuern und braucht trotzdem ständig ein wenig mehr Kohle – am liebsten in Form von großzügigen Spenden, Schenkungen und der Kirchensteuer. Er ist allmächtig und allwissend, aber irgendwie schafft er es nicht, mit Geld umzugehen. Also wer da von wem abhängig ist, kann sich jetzt jeder selber zusammenreimen. Oh göttliches Geld, geheiligt seien deine Ziffern, dein Reichtum komme, deine Rendite geschehe, wie am Bankkonto so auch im Aktienfonds. Unsere täglichen Zinsen gib uns heute und vergib’ uns unsere Schuld, wie wir niemals vergeben unseren Schuldigern. Soviel zur Nächstenliebe. Amen!