Immer schneller
Supernackt #38
Einblicke in die Gedankenwelt der Reichen und Geföhnten
Immer schneller, immer weiter, immer höher. Immer mehr! Von Anfang an strebt der Mensch nach Größerem. Doch der große Erfolg wird nur Wenigen gewährt. Warum also uns?
Viele sagen, der Wohlstand und das bessere Leben sei uns bereits in die Wiege gelegt. Wir würden den Rest der Menschheit durch inzestuöses Elitedenken vom Reichtum der Welt abschneiden und Geld und Macht nur innerhalb der herrschenden Dynastien und Clans weitergeben. Na, oh welch Wunder! Ihr werdet wohl auch eher euren Kindern alles vererben als dem Penner vorm Billa. Trotzdem müssen diese Werte erst einmal hart erarbeitet werden. Nur Glück und Zufall haben uns beziehungsweise unsere ehrwürdigen Vorfahren nicht an die Pfründe des globalisierten Kapitals geführt. Wir sind einfach Machertypen.
Der Weg an die Spitze ist steil und gefährlich. Wer Anstrengungen und Risiko scheut, soll weiter auf der Couch verrotten. Ihr müsst euer Glück herausfordern. Von nichts kommt nichts. Denn während ihr euch in engstirnigen Ideal- und Wertevorstellungen durch ein verkorkstes Leben wurschtelt und eure Arbeitskraft an uns prostituiert, leben wir völlig befreit. Der einzige Schraubstock, der uns noch im Hirn klemmt, ist die Gier nach mehr. Und noch einmal: Oh welch Wunder! Wir sind eben Machertypen. Immer schneller, immer weiter, immer höher. Immer mehr! Stillstand ist der Tod. Exponentielles Wachstum ist der Grundbaustein unserer Wirtschaft. Entstanden aus den zentralen Mustern unserer überlegenen Denkfabriken.
Die klugscheißenden Wirtschaftsforscher, die meinen, exponentielles Wachstum kann auf Dauer als gesunde Basis nicht funktionieren, sollen sich weiter um ihre Pensionen sorgen. Wir werden auch in Zukunft ihre beschränkten Sichtweisen und Gedankengefängnisse sprengen.
So war das schon immer. Wir sind der Motor der Menschheit. Ohne uns würdet ihr euch noch immer in Baumwipfeln die Läuse aus der Urzeitmatte fummeln. Jetzt fühlen sich die Ökos sicher wieder bemüht, was von der naturverbundenen Seele des Menschen zu stammeln, dass Muttererde unser gemeinsames und einziges Kapital und alleine die Floskel „Motor der Menschheit“ eine Frechheit ist. So technisch, mechanisch, so steuerbar. Herz und Hirn für die Menschheit!
Genau, das wäre schön. Aber soweit sind wir in der Genforschung noch nicht. Also trinkt einfach weiter euren Morgenurin, saugt euch in hochkomplexen Verschwörungstheorien die Hirnmasse aus den Fingern und dumpstert euch brav den Müll in die Wampe. Davon wird die Gesellschaft sicherlich besser. Währenddessen haben wir eine Runde Spaß und genießen unser Leben in Maximalausformung. Was mit den anderen ist? Was morgen ist? Wen kümmert´s? Uns fix nicht. Entweder frisst uns die Sonne sowieso irgendwann, oder wir sind bis dahin in einem neuen Planetensystem angekommen. Und wer wird uns dort hinbringen? Richtig! Wir. Die Machertypen. Immer schneller, immer weiter, immer höher. Immer mehr! Thats the spirit…