Flüchtlinge

Supernackt #43

Die Welt ist in Bewegung. Flüchtlingsströme drohen die sicheren Häfen des Wohlstands zu überschwemmen. Europa hat Angst. Zieht die Mauern hoch! Spart, aber nicht an Stacheldraht! Vermint die Böden!

Einblicke in die Gedankenwelt der Reichen und Geföhnten

Völlig falscher Ansatz. Gut, wir haben leichter reden, weil wir haben schon längst Mauern um unseren Luxus errichtet. Aber auch für euch kann ein Umdenken Luxus bedeuten. Stellt euch vor, der somalische Koch, die thailändische Masseuse und der syrische Chauffeur – alles nur für ein Dach über dem Kopf. Die Grenzen gehören geöffnet. Wir sind alle Bürger dieser Welt. Wir sind überall zu Hause. Gut, wir haben auch überall ein Haus. Aber uns ist es egal, in welchem Land sich welcher Abschaum um unsere gesicherten Anwesen tummelt. Zumeist ankern wir sowieso vor fernen Inseln und schauen nur durch die sattelitengesteuerte Wlan-Kamera dabei zu, warum der Penner wohl nie wieder gegen unseren elektrischen Zaun pinkeln wird. Alles gut zu Hause. Alles gut im Urlaub. Alles gut auf der Welt.
Würden da eben nicht unglaubliche Gräueltaten geschehen. Während die Olive im Martini schmilzt, ertrinken Familien, nachdem sie alles her- und aufgegeben haben für eine Fahrt in die Hoffnung, auf der Flucht vor dem Tod. Lasst sie herein, sagen wir. Öffnet die Grenzen! Kann sich ja kein Mensch anschauen. Doch ihr schaut. Weil ihr bestenfalls im kleinen Rahmen sozial funktioniert. Eine Menschheit verängstigter Tiere. Angsterfüllt vor der Welt, die über ihr hereinbricht. Man hört das kollektive Bewusstsein schreien: Entsichert die Waffen, verriegelt die Türen, schließt die Grenzen! Doch ihr müsst euch befreien von fiktiven Grenzen. Global denken. Und vielleicht wacht ihr eines Tages auf und wollt auch was von der Welt. Dann liegen wir zwar bereits in der ersten Reihe, aber müssen uns noch immer das Flüchtlingsdrama am Horizont reinziehen.
Deswegen: Öffnet die Grenzen! Lasst die billigen Arbeitskräfte, äh, armen Flüchtlinge endlich rein. Ein Flüchtling für jede und jeden. Je nach Begabung und Alter einsetzbar. Das Leben ist gleich viel angenehmer. Bisschen ein feudaler Lebensstil ist noch jedem bekommen. Urlaub zu Hause. Wo der leibeigene Flüchtlingsbutler stets nach der Olive im Martini schaut. Und so haben wir alle was davon. Die Welt bleibt unser zu Hause und ihr bleibt zu Hause. Samt Flüchtlingspack. Reißt die Mauern nieder! Entfernt den Stacheldraht! Entmint die Böden!