Kopf-Los

Trink & Dreh

Science Busters #77

Legt man sich nach dem Semester Opening Alkoholexzess ins Bett, möchte man meinen, die Rotation der Erde am eigenen Leib spüren zu können. Dabei ließe sich das mentale Karussell einfach stoppen, indem man den Fuß wie einen Ankerhaken aus dem Bett schmeißt. Die Wissenschaft hätte jedoch noch riskantere Lösungen parat.

Während Dreh & Drink ein beliebtes Süßgetränk ist, beschäftigt einen nachdem Saufgelage oft das Gegenteil: Trink & Dreh. Man kommt nach Hause, möchte seinen Rausch ausschlafen, was jedoch nicht gelingt, weil die Wände nicht dort bleiben wollen, wo man sie erwarten würde. Alkohol stört unser wichtigstes Gleichgewichtsorgan – die Bogengänge. Sie sind mit Flüssigkeit gefüllte, ringförmige Schläuche in unseren Innenohren. Drehen wir unseren Kopf, bewegt sich die Flüssigkeit in den Schläuchen. Diese Bewegung der Flüssigkeit wird von Sinneszellen erfasst,die uns mitteilen, in welche Richtung sich der Kopf gedreht hat.

Dass wir beim Schlafengehen unsere Augen schließen, ist nach dem Besäufnis so hilfreich wieder GPS Ausfall im Tunnel.

Und hier kommt der Alkohol ins Spiel: Denn obwohl man ihm nachsagt, er würde uns dicht machen, geschieht eigentlich das Gegenteil davon. Alkohol hat eine geringere Dichte als Wasser. Dadurch reduziert er auch die Dichte unseres Blutes. Und die Sinneszellen der Bogengänge sind besonders gut durchblutet. Steigt der Alkoholgehalt im Blut, werden die Bündel an Sinneszellen im Verhältnis zur Flüssigkeit leichter, schwimmen lockerer in der Flüssigkeit umher und reagieren sensibler auf kleinste Bewegungen. Warum die Alkoholschaumparty unserer Innenohr-Sinneszellen erst spürbar wird, wenn wir uns ins Bett legen, liegt daran, dass unser Körper seine Raumorientierung auch über andere Sinne erfährt. Zum Beispiel durch das Sehen. Dass wir beim Schlafengehen unsere Augen schließen, ist nach dem Besäufnis deshalb so hilfreich wieder GPS Ausfall im Tunnel.

Alkohol ist zwar auch ein Gift, aber Gleiches mit Gleichem zu heilen, funktioniert schon bei der Homöopathie nicht.

Aber auch unser Tastsinn sagt dem Gehirn, was der Körper treibt. Steht der Fuß am Boden, merkt das Gehirn „Ok, da ist der Fuß,da ist der Boden, alles cool, kenne mich wieder aus.“ Prinzipiell gäbe es jedoch noch eine weitere Methode, das Drehen zu stoppen: schweres Wasser. Schweres Wasser ist wie normales Wasser, nur eben schwerer, weil die Atomkerne der Wasserstoffatome doppelt so viel Masse haben. Trinkt man schweres Wasser, gleichtes die geringere Dichte des Alkohols aus und die mentale Karussellfahrt nimmt ein Ende. Im Tierversuch funktioniert das hervorragend, mit dem kleinen Wermutstropfen, dass schweres Wasser giftig ist. Alkohol ist zwar auch ein Gift, aber Gleiches mit Gleichem zu heilen, funktioniert schon bei der Homöopathie nicht. Dann doch lieber den evidenzbasierten Gruß vom Fuß.

SCIENCE BUSTERS live:
18.09.2019 Linz, Posthof
01.10.2019 Hard, Spannrahmen
05.10.2019 Wien, Stadtsaal
10.10.2019 Salzburg, ARGEkultur
12.10.2019 Wien, Stadtsaal
Alle Termine: www.sciencebusters.at/termine

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