Kopf-Los
Science Busters #73
Wie macht man Photonen betrunken, ist SpongeBob ein terroristischer Schläfer und wie geht Weitspeiben richtig? Die Science Busters wissen es. Und teilen dieses Wissen ab sofort regelmäßig an dieser Stelle. Anlässlich der finalen Staffel von „Game of Thrones“ zum Auftakt: Über Leben in Westeros mit und ohne Kopf.
Herzlich willkommen in der neuen Science Busters Kolumne. „Ganz. Schön. Laut. Stark.“ lautet das Motto des beliebten Periodikums. Und passt auch hervorragend zur laufenden Tour „Winter is coming“ – die Wissenschaft von „Game of Thrones“. Laut sind die Drachen beim Feuerspeien, schön die Frauen am Hof von Kings Landing. Stark heißt Ned mit Nachnamen. Aber ganz bleibt er nur relativ kurz. Bis ihm der Kopf abgeschlagen wird. Dann ist er schnell tot. Wie lange man nach der Trennung des Kopfes vom Rumpf noch bei Bewusstsein bleiben kann, ist sehr umstritten und Teil der aktuellen Forschung. Viel mehr als wenige Sekunden dürften es aber nicht sein. Zumindest bei Säugetieren.
„WELTMEISTER SIND KAKERLAKEN. SIE KÖNNEN BIS ZU NEUN TAGE OHNE ERHOBENES HAUPT WEITERMACHEN.“
Länger ohne Kopf leben können andere. Weltmeister sind Kakerlaken. Sie können bis zu neun Tage ohne erhobenes Haupt weitermachen. Das ist sehr lange. Herzlichen Glückwunsch zum Titelgewinn. Aber weil das keinem Sponsor imponiert und es den meisten Menschen vor Schaben graust, gibt es leider trotzdem keinen Pokal. Wie schaffen die unbeliebten Vorratsschädlinge das? Wir Menschen tun uns ohne Kopf außerordentlich schwer im Leben, weil mit unserem Kopf auch das Gehirn verloren geht. Selbst wenn man mit der Unterstellung seiner Umgebung leben muss, man solle es öfter einschalten, alle Menschen brauchen ihr Gehirn zum Leben. Ohne geht sehr schnell gar nichts mehr. Und wir Wirbeltiere haben unser Denkorgan darüber hinaus sehr zentral im Kopf konzentriert, während es bei Insekten quer durch den Körper verteilt ist.
„WENN MAN EINER SCHABE JETZT DEN KOPF ABSCHLÄGT, LIKED SIE DAS ZWAR SICHER NICHT, ABER DIE ANDEREN GANGLIEN ARBEITEN RELATIV UNABHÄNGIG VONEINANDER.“
Das nennt man Strickleiter-Nervensystem. Dabei befindet sich in jedem Körpersegment ein sogenanntes Ganglienpaar, das man sich als eine Art „Mini-Gehirn” vorstellen kann. Wenn man einer Schabe jetzt den Kopf abschlägt, liked sie das zwar sicher nicht, und es geht das Oberschlundganglion verloren, aber die anderen Ganglien arbeiten relativ unabhängig voneinander. Und dank des restlichen Nervensystems kann die Schabe noch rund eineinhalb Wochen ihre letzten Erledigungen machen. Dann muss aber auch sie w.o. geben, denn im Kopf ist die Essöffnung eingebaut. Ohne tut sich auch eine kopflose Schabe sehr schwer bei der Nahrungsaufnahme und verhungert irgendwann.