Ideologisches Präservativ
Let's Talk About Sex #41
Ideologische Präservative treten heutzutage in Gestalt von Religionen, Sekten, Esoterik usw. in Erscheinung. Sie locken ihr naives Fußvolk mit einem Vorspiel von illusorischer Sicherheit, indem sie in Zeiten der Unsicherheit und Kontroversen einen Zufluchtsort bereitstellen.
Sie versprechen der Unbeherrschbarkeit des Zufalls nicht bedeutungslos zum Opfer zu fallen. Doch meint Leben nicht eher die Beine zu spreizen, um den Phallus des Zufalls in uns eindringen zu lassen, als stattdessen zum Schutze vor dem lebensbejahenden Ejakulat ein ideologisches Präservativ darüberzustülpen, das uns die Möglichkeit, das Schöne im Zufälligen zu finden, verwehrt und uns stattdessen in ein sicheres Gefängnis der Vorhersehbarkeit sperrt.
Viele Menschen unterwerfen sich heutzutage ideologischen Konzepten wie Religionen, Sekten oder Esoterik. Sie alle verkünden lauthals ihren Gläubigern, dass es so etwas wie Zufall nicht gibt und die Kausalitätskette von Ereignissen in unserem Leben einer übergeordneten Bestimmung unterliegt. Als Fazit könnte man sagen, dass wir als hilfloses Opfer vom Schicksal vergewaltigt werden und dass, egal wie hart das Leben uns fickt, dies aus einer bedeutungsträchtigen Berechtigung heraus geschieht, auf die der devote Mensch keinen Einfluss nehmen kann.
Klar, wer sich schützt, läuft nicht Gefahr, verletzt zu werden. Es läuft aber auch darauf hinaus, das Leben in seiner Vielschichtigkeit und Unvorhersehbarkeit mittels eines ideologischen Messers in seiner Fruchtbarkeit zu beschneiden. Vorgetäuschte Sicherheit ist der Henker der Lebendigkeit und der Todesstoß zu einem Leben voller Eintönigkeit!
Auch wenn das Leben einen manchmal unvorhergesehen von hinten packt, wird es wenigstens nicht durch verabsolutierte Glaubenseinrichtungen kastriert. Das Gefühl. in einer kontrollierten Welt wenigstens für einen kurzen Moment dem Kontrollverlust verfallen zu dürfen, sollte uns in Kauf nehmen lassen. auch einmal die Arschkarte beim Lebenskoitus zu ziehen und nicht nach der scheinhaften Befriedigung in sicheren Gewässern zu tauchen, um nicht von der Fluidität des Lebens in die Tiefen des Ozeans herabgezogen zu werden.
Beim Lebenskamasutra wird uns zwar nicht immer die Entscheidungsfreiheit gewährleistet, unsere präferierte Stellung einzunehmen, aber wir liegen auch nicht ohnmächtig in der Missionarsstellung unter unserem eigenem Schicksal. Religionen jeglicher Art zerstören unseren Kokon der Selbstentfaltung, indem wir dem Horizont als entgegenfliegende Schmetterlinge mit einem ideologischen Netz der schicksalshaften Begegnung unserer Flügel beschnitten werden.
Um sich über die Grenzen der Berechenbarkeit und der Vorhersehbarkeit hinausbewegen zu können, wäre der Mensch nun auf sich selbst gestellt, er muss mittels Selbstbefriedigung dafür sorgen, von einem Leben der Fremdbestimmtheit herauszubrechen und zu einem der Selbstbestimmtheit beizutragen, er wartet nicht mehr darauf bis ihm die schicksalhaften Sterne vom Himmel geholt werden, sondern der selbstbestimmte Mensch holt sich selbst einen runter. 😉