Mi, 26. Nov 2008

Lauter rieselt der Schnee...

Von wegen ruhige , besinnliche Jahreszeit: Wenn der verschneite Berg ruft, dann folgen tausende partyhungrige Alpinisten seiner Einladung. Um den ganzen Tag von unten nach oben und von oben nach unten zu fahren? Langweilig! Entscheidend ist, was abseits der Pisten und nach Liftbe trieb läuf t. Wir haben für euch gecheckt, wo und wann der Winter in diesem Jahr besonders heiSS
wird. Hals und Beinbruch!

‚Alles kann, nichts muss!‘

Der Winter naht, und für alle, die nicht mit einem bescheidenen Ferienbauernhof in Kitzbühel ausgestattet sind, stellt sich somit die Frage, wie man die kalte Jahreszeit am besten verbringt. Die klassische Variante, mit einem Haufen Leute die nächste Berghütte besetzen, kostet Organisationsaufwand und Nerven und setzt außerdem den passenden Freundeskreis voraus. Abwechslung versprechen da organisierte Winterreisen, die Sport mit Party verbinden wollen. Organisierte Winterreisen? Moment, das kennen wir doch alle noch vom Schulskikurs: Eine Woche zwischen Ausnahmezustand und Kasernenregime, gekrönt vom meist eher peinlichen bunten Abend. Nostalgie schön und gut, aber ob so ein Revival wirklich Sinn macht? Und kommt man dann überhaupt auf die Piste, oder artet das Ganze dann in einen maturareiseartigen Sauftrip aus? Nun, keine Angst, denn bei solchen Reisen gilt das Motto „Alles kann, nichts muss“.

 

Das Angebot ist dabei durchaus vielfältig.

So findet zum Beispiel die wohl größte und hierzulande dennoch eher unbekannte organisierte Winterpartyreise für junge Leute in Österreich statt. Beim Snowbombing werden nämlich 4000 partyhungrige Leute, vor allem Engländer, nach Mayrhofen im Zillertal gekarrt, um eine Woche abzufeiern. Dabei wäre es durchaus möglich, auch als Österreicher teilzunehmen, nur das Konzept läuft so schon recht gut und verzichtet daher fast vollständig auf den lokalen Markt. Was auf den ersten Blick wie eine Invasion betrunkener Insulaner wirken mag, ist in Wirklichkeit eher das Gegenteil. Die Organisatoren hatten vor 10 Jahren einfach genug vom üblichen Après Ski Hüttengaudidreck und haben sich daher ihre Unterhaltung einfach selbst mitgenommen. Mittlerweile lesen sich die Line Ups fast wie Listen der angesagtesten Acts mit einem deutlichen Elektronik-Schwerpunkt, 2009 kommt zum Beispiel Fatboy Slim ins Zillertal. Während der britische Konsens-DJ wohl auch in der Großraumdisco gut ankommt, zeigen Headliner der vergangenen Jahre wie Aphex Twin, dass das Snowbombing wirklich mehr Anspruch als die übliche 08/15 Partymucke bietet. 2009 wird’s sogar ein derbes Dubstep Line Up geben: ein deutlicherer Gegenpol zur DJ Ötzi und Co. lässt sich wohl schwer finden.

Ebenfalls eigene Wege bestreitet das Rave on Snow in Saalbach Hinterglemm. Hier sind es unsere deutschen Nachbarn, die ihren eigenen Sound mitbringen. Wer sich nun vor Ballermann-Hüttengaudi fürchtet, kann beruhigt sein, auch deutsche Touristen können cool sein. In diesem Fall lautet das Motto „Mei liabste Weis is Techno“, worunter derzeit vor allem Minimal verstanden wird. Das Partyangebot konzentriert sich dabei auf ein Wochenende, an dem wohl nur wenige Pistenkilometer absolviert werden. Viele bleiben jedoch gleich eine Woche, trennen also zwischen Sport und Party, was wohl keine schlechte Idee sein dürfte.

Skikursnostalgie? Urlaub als Ausnahmezustand?

Gibt’s auch: Beim University on Snow Wochenende am Nassfeld gestaltet Maturareisenzampano DocLX das Programm, das dementsprechend von der Anreise im Partyzug bis zur Abschlussparty ohne Rücksicht auf Verluste nichts auslässt.

Natürlich haben auch die Skigebiete das Potential dieser Mischung aus Party und Schnee entdeckt und arbeiten eng mit den Veranstaltern zusammen, um sich einen entsprechenden Namen zu machen. Die Veranstaltungskalender sind gespickt mit Opening und Closing Events, Skitestwochen und Shows, deren Programm allerdings meist aus dem üblichen Après Ski-Party-Inferno zwischen Schlager und Eurodance besteht. Eine Ausnahme stellen dabei natürlich die Contests der Snowboarder und Freeskier dar. Die Bandbreite ist vielfältig und umfasst Slopestyle, Pipe oder Big Air Jams und Wettbewerbe. Bei den Top Events lässt sich die internationale Elite bestaunen, bei kleineren G’schichten kann man selber mitmachen, oder sich zumindest außer Konkurrenz in den Park werfen. Rund um diese Wettbewerbe gibt’s üblicherweise ein intensives Partyprogramm, meist mit Schwerpunkt auf Skapunk und Hip Hop und nationalen Headlinern wie z.B. Texta und Russkaja beim Kaunertal Opening, das heuer schon Ende Oktober stattfand. Ebenfalls erwähnenswert ist sicherlich das Gay Snowhappening in Sölden. Dabei handelt es sich nicht um eine durchorganisierte Urlaubswoche, sondern um ein spezielles Zusatzpackage mit diversen Ermäßigungen. Eine Woche lang gibt’s dann Meetingpoints, Partys und ähnliche Specials für die Gay Community.

‚University of Snow‘

Beliebt bei Studenten, die gern in größerer Gemeinschaft verreisen, sind auch die Angebote der Universitätssportinstitute. Neben normalen Ski & Snowboardwochen gibt’s dabei auch zahlreiche Specials von Skilehrerkursen und Tourenskiwochen bis hin zu Freeride und Freestyle Camps. Solche Camps sind überhaupt eine gute Adresse für Leute, die zwar individuell reisen, aber vor Ort doch nicht auf den Austausch mit ähnlich interessierten Menschen und lokalen Guides verzichten wollen. Ein dickes Partyprogramm mit eingeflogenen Top DJs findet sich bei USI Wochen und Camps natürlich eher selten, abendliche Partys steigen in Eigenregie und verbreiten dadurch wieder einen guten Hauch Skikursnostalgie. Gleichgesinnte trifft man auch bei den Snow & Avalanche Awareness Camps. Die Basic Camps bestehen nur aus Tagesprogramm, für Unterkunft, An- und Abreise und Partyprogramm muss selber gesorgt werden, dafür gibt’s kostenlose Infos zur Lawinenvermeidung in Theorie und Praxis von echten Experten. Die 3- oder 5-tägigen saacnd Step Camps bestehen aus einem Komplettpaket mit Unterkunft und Lawinen Know How.

Das Angebot an winterlichen Urlauben ist also echt vielfältig, egal ob derbe Partywoche mit internationalen Top Acts, Kurztrip mit Komasaufen oder lehrreiche Camps mit dezentem Skikursfeeling. Heutzutage braucht man beim Winterurlaub keine Angst mehr vor Bravo Hits und Billigtechno haben, außer man legt’s darauf an, keine nüchterne Minute zu verbringen und den Urlaub als Ausnahmezustand zu zelebrieren, das geht natürlich immer. 😉