It's getting Hot in mir
Innenleben #57
Ich liebe ja das NOVA ROCK! So viel Musik, so viel Sonne, so viel alles! Sobald der Mai als finaler Supporting Act des Sommers endgültig alle Endorphine wieder aus dem Keller gelockt hat, taumle ich sabbernd dem ersten Wochenende entgegen, das man komplett im Freien verbringt und dabei durchgehend gepflegt einen sitzen hat.
Vorbei mit der HerbstWinterFrühlings- Tristesse der letzten Monate, in der ich schon fast anfing Geschichten und Ereignisse zu erfinden, nur damit auch ja niemand auf den Gedanken kommen könnte, dass sich nichts tut in meinem Leben. Braucht ja niemand wissen, dass ich eigentlich nur auf der Couch geknarzt bin, Bukowski gelesen und mich durch Netflix geklickt habe. Selbstredend war ich da und dort, hab den und jenen kennengelernt und dabei dies und das erlebt. Superspannend und gar nicht mau. Aber alles zwischen Oktober und April ist irgendwie nicht so die Zeit für große Romanzen. Zumindest wenn man in der Stadt wohnt. Hier hat bei gefühlten Dauer-Minus-20 Grad und Wind selbst das stärkste Kaminfeuer der Leidenschaft kaum Überlebenschance. Träumerische Winterromantik ist den Menschen am Land vorbehalten. Sei’s drum, nun ist wieder alles EasyPeasy! Weil es ist Sommer!
UND SOMMER IST DIE WÖRTERBUCHDEFINITION VON SUPER.
Am Campingplatz ertönen aus der Ferne die „Helga“-Rufe und zum hundertsten Mal steht ein Bursche mit einem „Brustvergrößerung durch Handauflegen. 1 EUR. Geld zurück- Garantie“-Schild in der Gegend rum und fühlt sich dabei sehr lustig. Auf der Bühne stehen die immer gleichen Bands und selbst die Sonnencreme ist noch die vom Vorjahr. Ein Hoch auf die Wiederholung – Einfallsreichtum ist auf Dauer ja auch ermüdend. In diesem Parallelkosmos auf den windigen Pannonia Fields tummeln sich tausende fremde Menschen, die man in berauschender Feierlaune irgendwie auch alle sofort mag. Von Sonnenbrille zu Sonnenbrille führt man Musik-Small Talk, der (zumindest in meinen Kreisen) ansonsten kaum noch stattfindet. Es gibt Bier und alle sind locker und lustig und ein bisschen drüber. Und sollte man ein bisschen zu viel am Vortag überdrüber gewesen sein: Ein warmes Dosenbier als Reparatur-Seidel zum Frühstück schmeckt gar nicht so schlecht. Die Sonne brennt vom Himmel und auch wenn man schon wieder die Sonnencreme im Zelt vergessen hat, bietet der ganze Staub ohnehin den besten Sonnenschutz und sorgt auch für einen schönen matten Teint. Ein bisschen grummelig werde ich dann aber doch zwischendurch. Der ganze Staub und das ständige Geschwitze sind ja kaum auszuhalten. Dem Festivalband bin ich ab dem ersten Dixie- Klo-Besuch skeptisch gesinnt. Ich fühl mich permanent unterernährt, auch wenn ich mir jedes Jahr einbilde, dass ich mit Salami und Baguette glücklich sein könnte – nein, ich bin es nicht. Und während die Girls, die beim Konzert vor einem stehen und ständig lautstark nur nach dem einen großen Hit verlangen und ihn dann doch erst beim Refrain erkennen, merke ich einmal mehr, dass ein konstanter Alkoholpegel für ein Festival unerlässlich ist. Bier macht nachsichtig. In diesem Sinne, Prost! Auf einen schönen Sommer, liebe Leute – ob mit oder ohne Happy End.