Es war einmal HipHop 16 - That's the Joint
Weiter geht es mit einigen der Oldschool-Größen! Wer war die erste Gruppe samt weiblicher Rapperin und Plattenvertrag? Wie sieht der (wahrscheinlichste) Erfinder des Wortes HipHop aus und wer hat Rap-Battles in der heutigen Form begründet? Das und mehr gibt es in dieser Ausgabe zu erfahren!
Wir befinden uns weiterhin in der Ära der hiphopschen Oldschool. In der letzten Ausgabe wurde der Werdegang der Rapper Kurtis Blow und Kool Moe Dee sowie dessen Gruppe den Treacherous Three geschildert. Heute geht es ohne Umschweife gleich zum nächsten klassischen Vertreter der Oldschool: The Funky Four plus One More.
The Funky Four plus One More
Eine Besonderheit dieser relativ kurzlebigen Gruppe war, dass sie aus 4 Rappern (K.K. Rockwell (Kevin Smith), Keith Keith (Keith Caesar), Lil Rodney C und Jazzy Jeff) sowie der Rapperin Sha Rock bestand und damit die erste Gruppe mit einem weiblichen MC darstellte. Unter den Gründungsmitgliedern befand sich auch der Rapper Rahiem, der die Formation jedoch verließ, um sich Grandmaster Flashs Furious Five anzuschließen. Obwohl die fünfköpfige
Formation nie ein ganzes Album aufnahm, gehört sie zu einem der wichtigsten und bekanntesten Vertreter der Oldschool. Ihr Stil ist geprägt durch schnelle Wechsel zwischen den einzelnen Rappern. Nach ihrem 16 Minuten langen Debütsong „Rappin & rocking the house“ von 1979 – damals noch bei Enjoy – kam 1980 ihre erfolgreichste Single bei Sugarhill heraus: „Thats the joint“.
Die Funky Four waren die erste Rap-Gruppe, die in einer nationalen Fernsehshow – Saturday Night Live – auftrat. Bei dieser Folge von Saturday Night Live fungierte Deborah Harry, Sängerin der Gruppe Blondie, als Gastgeberin. Mit ihrer New Wave Band Blondie veröffentlichte sie 1980 die Single Rapture, in der sie einen kurzen Rap-Part einbaute.
Das Lied schaffte es auf die Nummer 1 der amerikanischen Charts und war
somit der erste Nummer Eins Hit mit einem Rap-Part. Es war auch der erste Rapsong, der auf MTV ausgestrahlt wurde. In ihrem kurzen Rap macht Deborah Harry klar, durch wen sie mit der HipHop-Kultur in Kontakt kam. „Fab Five Freddy told me everybody’s fly“. Auch Grandmaster Flash wird explizit erwähnt. Im Video sieht man Fab 5 Freddy zusammen mit den Graffiti Artists Lee Quinones and Jean-Michel Basquiat. Wer Fab 5 Freddy war und welche wichtige Rolle er für das Zustandekommen dieses Uptown-Downtown, New Wave-HipHop-Crossovers spielte, könnt ihr in der 11 Ausgabe der Kolumne zum Thema Graffiti nachlesen.
Starski & Starski
Zwei weitere klassische Oldschool-Heroen sind Lovebug Starski und Busy Bee Starski. Ersterer ist vor allem als Partner von DJ Hollywood und
wahrscheinlichster Erfinder des Terms „HipHop“ bekannt. Wie DJ Hollywood war Lovebug ein typischer DJ-Rapper, d.h. er legte nicht nur Platten auf, sondern rappte gleichzeitig selbst über die Musik. So ist es auch nicht verwunderlich, dass Lovebug Starski ebenfalls sein Glück mit Rapplatten versuchte. Er brachte es immerhin auf sieben Singles und ein Album (House Rocker, 1986). Seine erste Single „Positive Life feat. Harlem World Crew“ war auch gleich ein kleiner Hit und stellt einen charakteristischen Oldschool-Joint dar.
Die Stärken von Lovebug Starski liegen jedoch nicht in seinen Aufnahmen, sondern in seinen Qualitäten als Live-Performer. Das zeigt dieses Video von einer Performance seiner zweiten Single „You gotta believe“.
Wie viele der Oldschool-Legenden tritt Lovebug Starski auch heute noch regelmäßig auf. Außer den Tanzmoves hat er es also auch 2013 noch drauf.
Sein Namensvetter Busy Bee Starski aka Chief Rocker Busy Bee erlangte große Bekanntheit durch den ersten HipHop-Film „Wild Style“. In diesem sieht man einen Ausschnitt eines Live-Auftritts von Busy Bee Starski.
Busy Bee Starksi ging aber auch als Verlierer des ersten MC-Battles im modernen Sinn in die Annalen der HipHop-Geschichte ein. HipHop war seit seinen Anfängen in den 70er Jahren einen kompetitive Kultur. Von Anfang an gab es DJ-, Breakdance- und MC-Battles, also eine öffentliche Auseinandersetzung zweier DJs, Breakdance-Crews oder MCs mit dem Ziel das Partypublikum auf seine Seite zu bekommen. Bei den MC-Battles ging es zu dieser Zeit noch nicht um den Inhalt der Raps, sondern nur darum mehr
Stimmung zu schaffen und die Partycrowd so auf seine Seite zu bekommen. Es wurde auch nicht gefreestyled wie heute, sondern aufgeschriebene Partyreime zum Besten gegeben. Busy Bee war ein alteingesessener Party-MC, der sich durch diese Form von MC-Battles einen Namen innerhalb der New Yorker HipHop-Szene gemacht hatte. Bei einem dieser MC-Contests 1981 trat Busy Bee selbstsicher auf die Bühne und reklamierte schon vor Beginn des Battles den Siegerpokal für sich. Der Host dieses Abends war Kool Moe Dee, dessen Werdegang als Solo-Artist und mit seiner Gruppe Treacherous Three bereits in der letzten Ausgabe behandelt wurde. Als Kool Moe Dee sah und hörte, wie Busy Bee den Pokal schon für sich beanspruchte, bevor er jemanden gebattelt hatte, konnte er sich nicht zurückhalten. Mit einem spontanen Freestyle, wie man sie heute kennt, wies er Busy Bee und damit eigentlich alle Partyrapper in ihre Schranken. Durch das erstmalige direkte dissen seines Gegenübers in bester Freestyle-Manier, veränderte Kool Moe Dee für immer den Charakter von Rap-Battles und legte den Grundstein für ihre heutige Form.
In der nächsten Ausgabe beginnen wir den fließenden Übergang von der Oldschool zur New School mit Gruppen, die heute zur Oldschool gezählt werden, obwohl sie mit ihrem Schaffen Mitte der 80er Jahre die zweite Ära und damit die New School im HipHop einläuteten. Wenn ihr wissen wollt, wer das Storytelling zur Meisterschaft erhob, wer Zorros Hut als Markenzeichen trug oder wer als Human Beat Box und Begründer des modernen Beatboxens in die HipHop-Analen einging, dann bleibt euch wohl nichts anderes übrig, als in zwei Wochen wieder auf volume.at vorbeizuschauen, wenn es wieder heißt: „Es war einmal HipHop“.