Es war einmal HipHop 15 - These are the Breaks
Der Erfolg der Sugarhill Gang machte die Plattenindustrie auf HipHop aufmerksam und verschaffte auch anderen Gruppen und Rappern die Möglichkeit Songs zu veröffentlichen. Um die ersten erfolgreichen Nachfolger im neu entstandenen HipHop-Buisness geht es in den kommenden Ausgaben. In der aktuellen Kolumne betreten Kurtis Blow und Spoonie Gee sowie seine Treacherous Three das Rampenlicht!
Der Zeitraum von den Anfängen der HipHop-Kultur 1973 bis ca. Mitte der 1980er wird als „Old School“ bezeichnet. Charakterisiert wird diese zum einen durch den von Kool Herc, Afrika Bambaataa und Grandmaster Flash populär gemachten, auf Funk, Soul, Disco und Latinrhythmen aufbauenden Sound. Zum anderen definiert sich die Old School durch die relativ einfach gehaltenen Texte
und Reimstrukturen, die meist positive Botschaften vermitteln und auf ein Partypublikum abzielen. Nelson George nennt in seinem Buch „XXX – Drei Jahrzehnte HipHop“ zudem „Naivität“ als verbindendes Element der Old School HipHopper. Damit meint er den „Zustand sorgloser Offenheit, aus der die HipHop-Kultur hervorging“. Keine/r erwartete damals, mit dem, was er/sie machte, reich zu werden. „We weren’t doing [the parties] for money – it was just about music“, sagt etwa Coke La Rock, Kool Hercs erster MC.
Außerdem besticht dieser Zeitraum durch relative Gleichberechtigung der vier Säulen auf denen die Kultur aufbaut. Diese Gleichwertigkeit von MCing, DJing, Breakdance und Graffiti verschiebt sich mit den ersten Plattenaufnahmen jedoch ziemlich stark in Richtung der Rapper, die immer stärker in den Vordergrund treten.
Durch die Sugarhill Gang und ihren Hit „Rappers Delight“ wurde eine neue Ära der HipHop-Kultur eingeläutet. Davor konnte sich kaum jemand vorstellen HipHop-Musik auf Plattenlänge zu bringen. Diese war ja im Großen und Ganzen ein stundenlanger Mix von verschiedenen Songs, über den MCs ihre Reimketten legten. Durch den Erfolg von „Rappers Delight“ wurde aber klar, dass HipHop auf Tonträger funktionierte und jede/r wollte auf den Zug aufspringen und ein Stück vom Kuchen abbekommen.
So entstanden in kurzer Zeit relative viele und teilweise recht obskure HipHop-Platten. Die wichtigsten dieser ersten HipHop-Aufnahmen werden in diesem Monat vorgestellt. Beginnen wir diesen Reigen mit einem der erfolgreichsten Rappern dieser Zeit und der ersten vergoldeten Rapsingle überhaupt. Ein HipHop-Klassiker von 1980, den viele von euch kennen werden: Kurits Blow mit seinem Hit „The Breaks“.
Kool DJ Kurt aka Kurtis Blow
Der 1959 in Harlem geborene Kurtis Blow war der erste
Rapper, der bei einem Majorlabel (Mercury Records, damals ein Sub-Label von Polygram, heute Universal Music Group) unter Vertrag kam. Noch dazu konnte er mit „The Breaks“ die zweite vergoldete Single überhaupt (über 500.000 verkaufte Exemplare) für sich verbuchen. Ein interessantes Detail dabei war, dass er von Mercury Records in London unter Vertrag genommen wurde. Obwohl seine erste Single von 1979 „Christmas Rappin“ ein großer Erfolg wurde, wollte ihn zuvor niemand mit dieser Single unter Vertrag nehmen. Erst die Londoner Abteilung von Mercury Records war von der Hit-Qualität des Songs überzeugt. So war Kurtis Blow auch der erste Rapper, der Europa bereiste.
Begonnen hatte Kurtis Blow seine Karriere bereits 1976 als Konzert-Promoter und DJ unter dem sehr kreativen Pseudonym Kool DJ Kurt. Als er zu Rappen anfing, brauchte er einen DJ, den er in dem jüngeren Bruder seines Freundes, eines gewissen Russell Simmons, fand. Russell Simmons und sein jüngerer Bruder Joseph werden später noch eine zentrale Rolle in der HipHop-Geschichte spielen. Zu dieser Zeit jedoch war Joseph einfach nur ein DJ mit dem Namen „Kurtis Blow’s Disco Son- DJ Run“. Kurtis Blow konnte mit Liedern wie „Basketball“, dem patriotischen „America“ und vor allem „If I ruled the world“, das später von NAS gecovert wurde, weitere Hits landen.
Ab 1986 begann Blows Stern zu sinken und seine Rap-Karriere fand ihr baldiges Ende. Er war aber weiterhin als Produzent für Arbeiten der Fat Boys, Run DMC, Lovebug Starski oder Wyclef Jean tätig. 1985 spielte er in dem HipHop-Film „Krush Groove“ mit. In den 90ern arbeitete er als Radio-DJ und ist seit 2009 offiziell Priester. Außerdem ist er der Mitbegründer der HipHop Church.
Spoonie Gee
Ein weiterer wichtiger Solo-Rapper der Old School Ära war Spoonie Gee, der ebenfalls bereits 1979 seine erste Single „Spoonies Rap“ veröffentlichte.
Spoonie Gee geboren Gabriel Jackson, war eigentlich bereits Mitglied der Gruppe „The Treacherous Three“ als er „Spoonies Rap“ für Peter Browns Label „Sounds of New York USA“ aufnahm. Er bekam durch Zufall die Chance eine Single aufzunehmen, nachdem Peter Brown in den Plattenladen seines Onkels Bobby Robinson gekommen war und einen Rapper für eine Plattenaufnahme suchte.
Nach dieser ersten Single veröffentlichte Spoonie Gee als nächstes bei dem
Label seines Onkels Bobby Robinson namens „Enjoy“ seinen erfolgreichen „Love Rap“. Durch diesen nur mit Drums und Congas unterlegten Song bekam er auch den Titel Love Rapper, da er sich mit seinem Stil von den damals üblichen Partyraps deutlich abhob. Spoonie Gee hatte seine ursprüngliche Formation jedoch nicht ganz vergessen und überzeugte seinen Onkel auf die B-Seite einen Song der „Treacherous Three“ zu geben. Diese bestanden aus den Rappern L.A. Sunshine, Kool Mo Dee und ihm bzw. den an seine Stelle getretenen Special K.. Die B-Seite „The New Rap Language“ war ebenfalls ein Erfolg und verschaffte den „Treacherous Three“ die Möglichkeit eine eigene Single bei Enjoy aufzunehmen. Das besondere dieses Songs waren die damals unüblich schnellen Raps für die die „Treacherous Three“ bekannt wurden.
Bobby Robinson mit seinem Enjoy Label war schlecht auf die große Nachfrage von HipHop-Platten vorbereitet. Aus diesem Grund wechselten die „Treacherous Three“ nach einigen mäßig erfolgreichen Singles 1981 zu Sugarhill. Diesen Schritt hatten zuvor schon Grandmaster Flash und seine Furious Five gemacht. Neben Flash und seinen Furious Five gab es noch eine weitere wichtige Gruppe der Old School Ära, die ihre erste Single bei Enjoy herausbrachte und später zu Sugarhill wechselte: The Funky Four plus one more.
Was es mit dieser Formation auf sich hat und welche HipHop-Platten noch so in der ersten Hälfte der 80er Jahre veröffentlicht wurden, das erfahrt in beim nächsten Mal, wenn es wieder heißt: „Es war einmal HipHop“.