Es war einmal Boijoijoing 5 -
Ja ihr habt richtig gelesen. In der heutigen Überschrift steht Boijoijoing statt HipHop. Bis die Kultur zu ihrem endgültigen Namen kam, brauchte es einige Jahre in der auch andere Bezeichnungen verwendet wurden. Neben der Erforschung des Ursprungs des Wortes HipHop werde ich heute eine kleine Einführung des ‚Godfathers of HipHop‘ DJ Afrika Bambaataa geben, der in der nächsten Ausgabe die Hauptrolle spielen wird.
Die nächsten Ausgaben von „Es war einmal HipHop“ beschäftigen sich mit den hiphopschen Kindheitstagen, den Jahren von 1973 bis 1978.
Eingeleitet durch Kool Hercs Partys begann sich die HipHop-Kultur in diesem Zeitraum langsam zu entwickeln und zu entfalten. Sie bewegte sich dabei noch relativ unbemerkt von der Außenwelt innerhalb der Grenzen der Bronx.
Im Sommer wurden die Soundsystems in Parks gebracht und Lampenmasten für Strom angezapft. Ab Herbst verlagerte sich alles nach drinnen und man traf sich auf Hausfeiern, später dann in Clubs wie besipielsweise dem Roxy. Wie in anderen Jugendsubkulturen gab es in diesen Anfangsjahren noch keine einheitliche Bezeichnung für das neue Phänomen, das wir heute als HipHop kennen. Es wurden Ausdrücke wie Boijoijoing, Go Off oder B-Beats verwendet. Die Bezeichnung HipHop setzte sich erst ab 1978 langsam in der Szene durch. Steve Hager – einer der ersten, der über HipHop schreiben sollte – gibt an, dass die Bezeichnung durch ihn zum ersten Mal in einem Printmedium verwendet wurde. Und zwar in einem Artikel für „The Village Voice“ von 1981 über Afrika Bambaataa mit dem Titel „The Pied Piper of Hip Hop“.
Auf wen dieser bedeutungsfreie Begriff zurückgeht, ist unter den HipHop-Pionieren umstritten. Einige führen ihn auf Keith „Cowboy“ Wiggins zurück, einem Rapper von Grandmaster Flash’s Furious Five. Experten -wie DJ Afrika Bambaataa oder Kurtis Blow -nennen DJ Lovebug Starski als Erfinder des Wortes HipHop, andere wiederum dessen langjährigen Partner DJ Hollywood.
Wer auch immer den Ausdruck als Erster verwendete, es war der eben erwähnte DJ Afrika Bambaataa, der unter diesem eine Kultur basierend auf den vier Säulen DJing, MCing, Breakdancing und Graffiti vereinte.
Deshalb zählt er neben Kool Herc und Grandmaster Flash zur sogenannten Dreifaltigkeit der HipHop-Kultur.
„When he [Bambaataa] walked through the projects, he was like The Godfather walking through Little Italy.“ Jazzy Jay in Can’t Stop, Won’t Stop
Bam war als DJ vor allem für seine äußerst breit gefächerte Musikauswahl bekannt. Deshalb erhielt er bald den Titel „Master of Records“. Er erweiterte Bambaataa das musikalische Spektrum der frühen HipHop-Partys um Genres wie Reggae, Calypso, Rock oder Jazz. Bambaataa zeigte den Jugendlichen, dass auch Songs aus anderen Stilrichtungen als Funk oder Soul, funky sein konnten. In einem Interview erzählt Bam, dass er geradezu darauf aus war, den musikalischen Horizont seines Publikums zu erweitern. Wenn ihm jemand sagte, dass sie/er keinen Rock höre, legte er etwas rockiges à la Rolling Stones auf, um diese Person vom Gegenteil zu überzeugen.
Ich selbst hatte vor etwa drei Jahren das Glück, dieses HipHop-Urgestein live an den „Wheels of Steel“ erleben zu dürfen. Bambaataa schaffte es an diesem Abend, mir ein Gefühl dafür zu vermitteln, wie die ersten HipHop-Partys ausgesehen haben müssen. Nach dem zweiten Song machte er eine kurze Ansage. Er forderte das Publikum auf, nicht auf
ihn zu starren und ihm beim Auflegen zuzusehen. Das hier sei eine HipHop-Party und wir sollten uns gefälligst bewegen und Spaß haben. Da vor der Veranstaltung ein internationales Breakdance -Battle stattgefunden hatte, bildeten sich danach tatsächlich Cyphers (ein Bereich auf der Tanzfläche, der frei gemacht wird, so dass Breakdancer Platz für ihre Figuren haben) im Publikum und die Party kam richtig in Stimmung. Dieser mittlerweile schon über 50-jährige DJ zeigte an diesem Abend wie es aussieht und sich anfühlt, wenn man nicht nur die Musik, sondern die HipHop-Kultur als Ganzes zelebriert. Ein imponierender Abend, der mir eine gehörige Portion an Freude und ein neu gewecktes Interesse für HipHop mitgegeben hat. Vielleicht würde es ohne diesem Abend diese Kolumne nicht geben…
Es besteht aber noch eine Verbindung zwischen Afrika Bambaataa und Österreich: Bam war zu einem guten Teil dafür verantwortlich, Falcos ersten internationalen Hit „Der Kommissar“ in New York City bekannt zu machen. Irgendwie bekam der „Master of Records“ den Song in seine Hände und „Der Kommissar“ wurde fester Bestandteil seiner Playlist. Wie Bambaataa selbst in einem Interview einmal sagte: „I got falconised.“ Der Godfather machte aus dem Song einen Clubhit und öffnete Falco damit die Türen zum amerikanischen Markt. Es gab sogar ein auf Video dokumentiertes Treffen der beiden, auch ein gemeinsames Projekt war geplant. Das kam aber leider nie zustande. Angeblich scheiterte es an Falcos Arroganz…
Ab min. 10 ist Bambaataa zu sehen
Wer aber war nun dieser DJ Afrika Bambaataa, der vom „Warlord“ der Black Spades zum „Godfather of HipHop“ und Führer der „Zulu Nation“ mutierte? Warum wurde er eine derart zentrale Figur in HipHops-Anfangstagen – und darüber hinaus? Das und mehr erfahrt ihr dann nächste Woche, wenn es wieder heißt: „Es war einmal HipHop“.