Rokko Ramirez rotzt (15te Ausgabe)

HEIMAT BIST DU STOLZER SÖHNE/TÖCHTER/RECHTER

Meine Herrschaften, was hat uns die Wien Wahl wieder für einen enormen Denkzettel besche(ue)rt!
 
Siegerparolen träufeln aus allen Ecken und es ist total super, dass die Großparteien ordentlich eine auf den Deckel bekommen haben. Wir können endlich wieder bis zur Bewusstlosigkeit drei Bier bestellen, ohne gleichzeitig mit der linken Hand auf die Blutfahne greifen und einen Stahlhelm tragen zu müssen – trotzdem weiß jeder, wo Zucht und Ordnung zu Hause sind.
 
Mit rappen hat man anscheinend den Megaerfolg und wenn der Oberguru soviel Stimmen bekommt wie der 50 Cent Platten verkauft, dann gehört uns heute Deutschland und morgen die ganze Welt – weil die morschen Knochen endlich wieder zittern beim Marschieren im Sturmwind, gell Rosemarie.
 
Die, die schon vor längerer Zeit alles in Schutt und Asche gelegt haben, die können sich bestimmt nimmer erinnern, wie das damals war, als man am Südbahnhof den zum Wiederaufbau herannahenden Gastarbeitern (ein perfekter Terminus, der garantiert, dass sich dieser Typ nach getaner Dreckshacke pronto wieder schleicht) eigentlich gleich einmal prophylaktisch die Reisepässe weggenommen hat, damit sie nirgendwo anders hin können als Richtung Fabrik und in die Künette. Irgendein radikaler Gutmensch muss ihnen dann wohl doch die Staatsbürgerschaft angedreht haben, statt sie heim zu schicken. Schande. Aber mit a bissl „Blut und Boden“-Voodoo machen wir alles wieder gut. Bis die Sonne erneut Räder schlägt.
 
Weder Aufklärung noch Schmutzkübelkampagne nützt gegen den rechten Wind, auch wenn wir versuchen absichtlich Links auszusteigen. Dass manche aufrechten Männer ihr Hirn mit dem Care Paket über den Zaun schleudern und das Herz beim Paintball auf der Strecke bleibt, wird gesellschaftlich mit breitem Grinsen akzeptiert, bis der Schmiss juckt. Das hätte schon längst zu denken geben sollen…