Di, 26. Jul 2011

Exit 2011 - Eindrücke einer Entdeckungsreise

von Simon Olipitz

Vom 7. bis 10. Juli fand das Exit Festival im serbischen Novi Sad zum bereits zwölften Mal statt. Ursprünglich von Studenten als politischer Protest initiiert, ist das Festival mittlerweile eines der angesagtesten in Europa. Simon Olipitz hat für Volume einiges an musikalischen Eindrücken mitgebracht.

 

Musikalisch neues und altbewährtes treffen sich seit jeher auf den vielen Festivalbühnen innerhalb der mächtigen Festung „Petrovaradin“. Neben den kanadischen Himmelsstürmern von Arcade Fire gaben sich heuer auch andere Hype erprobte Acts wie Beirut, Santigold oder M.I.A. ein Stelldichein. Vor allem letztere wusste mit einer energiegeladenen Performance zu überzeugen. Auch für viele Acts ist das Exit oftmals eine Entdeckungsreise, ist es doch für die meisten der erste Auftritt in Serbien.

Einzigartig war wohl der heurige Auflauf jüngerer Popgeschichte in Form der von Jarvis Cocker wiedervereinten Pulp, den Trip-Hop-Pionieren Portishead sowie den nicht zu bändigenden Grinderman, Nick Cave’s bärtigen Teufelskerlen. Vor allem Pulp zeigten, dass es für ein gelungenes Comeback nicht immer ein neues Album braucht, sondern bereits lange vertrautes in genialer Aneinanderreihung absolut ausreicht um zu begeistern. Keinesfalls unerwähnt bleiben dürfen auch die wohl ewig jungen Bad Religion, sowie der Gig der großartigen Big Audio Dynamite, der Band von The Clash-Legende Mick Jones.

Vor allem zu späterer Stunde wird das Exit für Fans tanzbarer Beats interessant. Mehrere Bühnen behandeln die unterschiedlichsten elektronischen Stilformen, allen voran die manchmal fast schon zu volle Dance Arena. Auch hier gilt das Motto: Legenden treffen auf Newcomer. In anderen Worten standen dieses Jahr Underworld, Carl Craig und DJ Sneak auf der einen, Maya Jane Coles oder Steve Aoki auf der anderen Seite. All das offenbart das wohl größte Problem dieser vielseitigen Entdeckungsreise: die Unmöglichkeit alles Relevante zu sehen und auch entsprechend auf sich wirken zu lassen.

Lokale Acts sind zudem auch groß am Exit vertreten, und bekommen oftmals sogar einen Mainstage-Slot zur Prime Time. In punkto Entdeckungsreise ist die Tatsache, der lokalen bzw. überregionalen Musikkultur somit eine internationale Plattform zu geben, der wahrscheinlich interessanteste Aspekt des Festivals. Disciplin A Kitschme beispielsweise sind die serbische Antwort auf die Jon Spencer Blues Explosion. Disciplina Kičme, wie man sie am Balkan nennt, gibt es seit den frühen 1980er Jahren. Die Kultband darf am Festivalwochenende gleich zwei, in ihrer Intensität außergewöhnliche Konzerte spielen.

Das Exit bringt neben internationalen Größen auch jedes Jahr Bands und vor allem BesucherInnen aus verschiedenen Balkanregionen zusammen, was auch eine politische Wirkung mit sich bringt. Musikalisch ist dabei heuer vor allem auch Laibach hervorzuheben. Das slowenische Kollektiv war mit seinem gewohnt provokanten Auftritt so etwas wie der Gegenpol zu so manch kommerziellen Ansätzen des Festivals. Ein würdiger Festivalabschluss und ein Konzert als Entdeckungsreise für sich.

                                              
All Photos © Exit Festival