The Hunger Shames
(Un)entbehrliches Wissen
Wurscht, was bei deinem Studium an delikaten Herausforderungen auf dich zukommt – lass dir das mit den Prüfungen und gescheiterten Prokrastinationsversuchen nicht auf den Magen schlagen. Es gibt nämlich Menschen, die haben vor ganz anderen und viel substanzielleren Dingen Angst. Zum Beispiel vor Essen.
Das Leben als Student ist ein derbst hungriges. In der Zeit des Überangebots wird unser Lebensmittelplan immer diverser und die Dinge, die unser Körper auch verträgt, immer rarer. Wappne dich – du wirst im Zuge deines Studiums auf viele unterschiedliche Sorten Mensch treffen. Menschen mit Geschmack. Menschen mit Nahrungsmittelintoleranzen. Menschen mit Ängsten. Dein Mitbewohner, der gerade so fröhlich durch eure Küche bläht, könnte ein (noch) tiefersitzendes Problem als Milchunverträglichkeit haben. Eine immerwährende Furcht, die ihn innerlich zerfrisst? Es folgen ein paar skurrile Essensphobien, die dir im Laufe deiner WG-Zeit den Appetit verderben könnten …
„Seine Freundin mit Lachanophobie fürchtet sich massiv vor Gemüse und Obst.“
Ist man überhaupt ein richtiger Vegetarier, wenn man seinen Mund nicht vor Ekel verzieht und lautlos aber demonstrativ würgt, wenn jemand eine Leberkässemmel verspeist?
„Nur“ vegan leben ist out – einzig Carnophobie, also Angst und Ekel vor zubereiteten Lebewesen, ist der wahrhaftig richtige Weg, auf Fleisch zu verzichten. Dabei geht es so weit, dass der Phobiker lieber gar nichts isst, anstatt ein mit Bacon kontaminiertes Backblech zu verwenden. Sowas stößt allerdings regelmäßig seiner Freundin mit Lachanophobie sauer auf. Die fürchtet sich nämlich massiv vor Gemüse und Obst. Warum sie trotzdem mit einem solchen Lauch zusammen ist, weißt du nicht.
Du hast dir wegen deiner Harmoniesucht kurzerhand ein neues Rezept besorgt? Gut, das kannst du wahrscheinlich allein ausprobieren. Als Kind war „haglich“ sein noch legitim, aber die sogenannte Neophobie bezeichnet die ausgewachsene Furcht vor allen neuen Speisen. In Deutschland lebt beispielsweise eine Frau, die sich rein von Toastbrot ernährt. Dafür hat deine WG-Kollegin zumindest kein Problem, wenn es monatelang Nudeln mit Öl gibt. Wenn sich dann noch herausstellt, dass dein Kommilitone, den du zum Mittagessen eingeladen hast, an akuter Hydrophobie, also der Angst vor Flüssigkeiten leidet, kannst du deinen Kochversuch getrost aufgeben und ihm sagen, er solle sich brausen gehen. Der spendiert dir danach wahrscheinlich nicht mal ein Bier.
Wie man weiß, ist die einzige Möglichkeit, Phobien zu lindern, die ultimative Konfrontation mit seinen Ängsten. Tja. Ob diese Information dein zukünftiges WG-Leben einfacher oder nur unterhaltsamer machen wird, sei völlig dahingestellt. Mit Sicherheit gibt es für dich aber genügend zu verdauen.
Mehr leckere Phobien …
- Gar nichts essen … fördert das nicht immens Mundgeruch? Genau, aber Menschen mit Chiclephobie werden höchstwahrscheinlich nie im Leben etwas dagegen unternehmen. Das sind die Leute, die solche Angst vor Kaugummis haben, dass sie in der morgendlichen Vorlesung odeurbedingt die ganze Reihe für sich haben.
- Leiden die dann noch an Halitophobie, ist das atemlose Chaos perfekt – das ist nämlich die Angst, an Mundgeruch zu leiden und andere dadurch zu belästigen.
- Keine Sorge, Nutella direkt aus dem Glas zu löffeln, heißt nicht gleich, dass du an Dishophobie leidest. Das bezeichnet eine schwerwiegende Panik vor Porzellan und Geschirr im Allgemeinen und verträgt sich gar nicht mit der heutzutage geforderten Plastikpolitik.
- Du hast mit Sicherheit den ein oder anderen Cibophobiker in deinem Freundeskreis. Das sind Menschen, die sich ganz extrem vor gewissen Sachen ekeln und diese keineswegs verzehren können. Wenn du gut recherchierst, hast du also alle deine Snacks für dich allein.
- Nicht offiziell auf den Mund gefallen, aber umso ärmer sind Menschen mit Sitiophobie, der puren Angst vor Nahrung. Einfach nur Nahrung an sich. Wie solche Menschen überhaupt alt genug werden, um dafür eine Klassifizierung zu erhalten, ist schleierhaft.
- Derartige Extreme gibt es natürlich auch auf der anderen Seite. Das Pica-Syndrom bezeichnet Leute, die gerne Sachen essen, die allgemein als ungenießbar (z. B. Erde) oder ekelerregend (wie Exkremente oder Abfall) gelten. Das verleiht dem Ausdruck „Bücher verschlingen“ gleich eine ganz neue Bedeutung.