ABC des KFZ

KI kills the Radio Star

Entbehrliches Wissen #75

Nach Alexas boshaften Lachsalven folgen jetzt creepy Gesangseinlagen? Künstliche Intelligenzen haben angefangen, Musik zu machen.

Dank Smart Gadgets in unserem Alltag vergessen wir zwar nicht mehr darauf, Klopapier zu kaufen, dafür sind Personen (und Hunde)mit dem Namen Alexa keine gern gesehenen Gäste mehr in Wohnzimmern.

Wenn der Mensch auf eine Sache keine Lust mehr hat, werden Dinge ausgelagert – bestenfalls auf jemanden, der sich nicht beschwert. Im glorreichen Zeitalter der Technik sind wir mittlerweile auf der Stufe angekommen, auf der wir kreativste Wege entwickeln, um nicht mehr kreativ sein zu müssen. Nach Schriftstellerei und Malerei ist nun die Musik an der Reihe, von den KIs übernommen zu werden. Und ja, vermutlich ist Kendrick Lamar eine von ihnen.

Im glorreichen Zeitalter der Technik sind wir mittlerweile auf der Stufe angekommen, auf der wir kreativste Wege entwickeln, um nicht mehr kreativ sein zu müssen.

Dass künstliche neuronale Netzwerke abgespacte, trippy Visuals produzieren können, hat uns zum Beispiel Google schon bewiesen. Die dort verwendete Software, die der Funktionsweise unseres Gehirns nachempfunden ist, kann in verschiedensten Bereichen eingesetzt werden. Deep Learning nennt sich dieses Lernmodell, das zum Beispiel durch die Auswertung von riesigen Mengen an Partituren lernen kann, zu denken wie die genialsten Komponisten. Nur so komponieren will die Software wohl noch nicht. Trotz mäßiger Ergebnisse gibt es jetzt aber bereits die erste KI mit Plattenvertrag bei Warner Music: „Ambient Music“ von Endel basiert zu 100% auf Algorithmen. Der akustische Vormarsch der Roboter macht auch vor unseren heiligsten Familienfesten nicht Halt: Eine Software aus Toronto hat ein Weihnachtslied geschrieben, das zwar merkwürdig vertraut klingt, aber trotzdem irgendwie… falsch. Gänsehaut pur – aber nicht die gute Variante.

Deep Learning nennt sich dieses Lernmodell, das zum Beispiel durch die Auswertung von riesigen Mengen an Partituren lernen kann, zu denken wie die genialsten Komponisten.

Apropos: Die KIs kennen auch genreübergreifend keine Skrupel. Nach dem Verinnerlichen von ein paar vorgespielten Sekunden Death Metal ist die KI „Dadabots“ vom Berklee College of Music in Boston ohne Pause am hardcore Jammen mit sich selbst. Das klingt nicht menschlich und soll es laut den Machern auch nicht. Die brachiale und aggressionsbeschwörende „Musik“ kann man übrigens rund um die Uhr live auf YouTube streamen – man könnte aber genauso gut einen Haufen Blech mit Schwung auf die Straße schütten, den Lärm aufnehmen und in Dauerschleife abspielen. Nicht für Autofahrten mit vielen Ampeln empfohlen.

Vielleicht haben wir Andreas Gabalier immer Unrecht getan und eine garstige Software trägt die Schuld an diesen regelmäßigen akustischen wie textlichen Frontalunfällen.

Die ersten alleinigen Kompositionsversuche von KIs klingen also größtenteils bisher eher bizarr. Aber Kunst und Kreativität sind ja bekanntlich subjektiv. Vielleicht haben wir Andreas Gabalier immer Unrecht getan und eine garstige Software trägt die Schuld an diesen regelmäßigen akustischen wie textlichen Frontalunfällen. Bis sich die ersten Battle Raps abspielen, müssen wir uns aber wohl noch etwas gedulden.

Some Random Facts

  • AIVA -Artificial Intelligence Virtual Artist ist eine KI, die trainiert, wie man Musik komponiert, indem sie über 30.000 Partituren von einigen der größten Komponisten der Musikgeschichte angehört hat.
  • Im Jahr 2017 komponierte AIVA das Eröffnungsstück zum Nationalfeiertag in Luxemburg. Das Werk wurde sogar von den Luxemburger Philharmonikern und dem Chor aufgeführt und sollte so die Kooperation von Mensch und Maschine symbolisieren.
  • Auch die Stadthymne „Ode To Dubai“ wurde von AIVA geschrieben. Seitdem produziert sie auch Soundtracks für Videospiele und Kurzfilmprojekte. Die im Mai 2018 releaste Single „Lovesick“ von Popsängerin Taryn Southern stammt ebenfalls aus ihrer „Feder“.
  • Neu sind derartige Projekte nicht: Frühe Experimente mit computergenerierter Musik starteten bereits im Jahr 1956. „Illiac Suite“ heißt das erste von einem Computer komponierte Musikstück.
  • Unter dem Hashtag #DeepDream gibt es auf Twitter einen virtuellen Wettkampf um die herausragendsten Foto-und Videomanipulationen von künstlichen neuronalen Netzwerken.
  • Das erste Kunstwerk einer Künstlichen Intelligenz, ein Computerdruck namens „Edmond de Belamy“, wurde um 432.500 Dollar versteigert.
  • Auf der Seite „Cleverbot“ kann man sich köstlich mit einer Künstlichen Intelligenz unterhalten.

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