Entbehrliches Wissen #22
Du denkst, Politik ist ungefähr so attraktiv wie das Aufwischen fremder Kotze? Du hast mehr Spaß am Nasebohren, als die politische Landschaft mitzugestalten? Hier kommen ein paar Anregungen für verhinderte Künstlergemüter, gelangweilte Hoftratswitwen oder solche, die es noch werden wollen.
Not macht erfinderisch, vor allem in Zeiten der politischen Inhaltslosigkeit: In Kanada gibt es etwa seit den 60er Jahren die Rhino-Bewegung, aus der die spätere Nashorn-Partei „Rhinoceros Party / Parti Rhinocéros“ entstand. Erstmals 1963 ins Leben gerufen, hat François „Yo“ Gourd die Partei in den letzen Jahren neu gegründet und folgt so dem Nashorn Cornelius aus dem Granby Zoo in Quebec als Vorsitzender nach. 1981 ging die Partei durch eine Krise, als Cornelius gegen eine Giraffe eingetauscht und in den San Diego Wild Animal Park in die USA verfrachtet wurde. Ein hohes Parteimitglied legte hierauf Beschwerde bei der amerikanischen Botschaft ein und spekulierte darüber, dass den frühen Tod Cornelius‘ Lebensgefährtin Stella der KGB zu verantworten habe.
Während der kanadischen Unterhauswahlen 1984 erklärte die Partei im Wahlkampf Belgien den Krieg, da die belgische Comicfigur Tintin, im deutschsprachigen Raum als Tim von Tim und Struppi bekannt, in einem Comicband ein Nashorn in die Luft sprengt. Die Partei bot jedoch an, die Streitigkeiten fallen zu lassen, wenn Belgien bereit wäre, eine Kiste Muscheln und eine Kiste Bier an Kanada auszuhändigen, was die belgische Botschaft in Ottawa auch tat.
Wichtigstes Wahlversprechen ist derzeit, keine Versprechen zu halten, falls sie gewählt werden sollten. Weitere interessante Forderungen: Ein Widerruf der physikalischen Gesetze der Schwerkraft, die Einführung von Analphabetismus als dritte offizielle Landessprache oder die Schaffung des weltweit größten Parkplatz durch Asphaltierung der Provinz Manitoba. Am 6. Jänner 2003 wurde der ehemalige Vorsitzende Vater eines gesunden Nashorn-Babys.
Ähnliche Taktiken zur Bereicherung der tristen politischen Landschaft kommen aus dem europäischen Norden: Der seit 2010 amtierende Bürgermeister von Islands Hauptstadt Reykjavík, Jón Gnarr, ist eigentlich Komiker, was jetzt zugegebenermaßen auf den ersten Blick nicht sonderlich außergewöhnlich erscheint. Er war allerdings außerdem Bassist in der Punkrockband Nefrennsli („rinnende Nasen“) und bezeichnet sich selbst als Anarchisten – was schon mal die beste Voraussetzung für den Träger eines politischen Amtes in einer Demokratie ist. Zur Erinnerung: Demokratie bezeichnet – zumindest im Wortlaut – die Herrschaft des Volkes und Anarchie einen Zustand der Abwesenheit von Herrschaft. Seine Partei, die Besti flokkurinn („Beste Partei“) entstand 2009 als politische Plattform ohne Parteiprogramm und mit der Selbstbezeichnung „Spaßpartei“. Bei den Gemeindewahlen 2010 erhielt sie trotz oder gerade wegen ihren Forderungen nach kostenlosen Handtüchern für alle Schwimmbäder, einen Eisbären für den Zoo und offener statt heimlicher Korruption 34,7% der Stimmen und zog als stärkste Kraft ins Kommunalparlament ein.
Und was haben wir? Die Bundespräsidentenkandidatur des alten Baumeisters, der sich vor allem durch seinen Hang zu jugendlichen Frauen mit Tiernamen auszeichnet, war wohl noch das Aufregendste. Aber wir wollen uns nicht weiter mit nationalen Eigentümlichkeiten rühmen und kommen now for something completely different: Der Sammelbegriff für massenhafte Emailwerbungen à la Penisvergrößerer, SPAM, war ursprünglich ein Markenname für Dosenfleisch, aus der Zusammenführung von SPiced und hAM. Während der Rationierung im Krieg war es in Großbritannien eines der wenigen Nahrungsmittel, die fast überall und uneingeschränkt zur Verfügung standen. Die Bezeichnung für eine unnötig häufige Verwendung wurde durch den Spam-Sketch der englischen Komikergruppe Monty Pythons geprägt, in dem das Wort insgesamt 132-mal erwähnt wird. Die Monty Phytons haben sich leider nie in der Politik engagiert.
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In aller Kürze:
- Wenn man zwei Eier gegeneinander schlägt, zerbricht immer nur eines.
- Wer sich nach China durchgraben will, muss in Argentinien beginnen.
- Reykjavík ist die am nördlichsten gelegene Hauptstadt der Welt.
- Flächenmäßig ist Frankreich größer als Deutschland.
- Zungenabdrücke sind ebenso ein individuelles Identitätsmerkmal wie Fingerabdrücke.
- In der Schweiz ist es gesetzlich verboten, eine Autotür laut zuzuknallen.
- Die menschliche Magensäure ist so stark, dass sie einen Nagel auflösen kann.
- Ein Liter Druckertinte von Hewlett Packard kostet mehr als ein Liter Chanel No. 5.
- 91% aller Erwachsenen bohren in der Nase.
- Zwanghaftes Nasebohren heißt Rhinotillexomanie.
- Bei der Mukophagie wird das dabei entfernte Sekret gegessen.
- Das Horn eines Nashorns ist eigentlich nur ein sehr sehr dickes Haar.
- Weibliche Frettchen, Fähen genannt, können eine Dauerranz entwickeln und an dieser sterben, wenn sie nicht gedeckt werden.
- Rundliche Frauen werden von hungrigen Männern attraktiver gefunden als von satten.
- Der Film „Scream“ sollte ursprünglich „Scary Movie“ heißen.
- Bier war bis 1989 in Island verboten.