Spiel bei der EURO besuchen (in Fronkreisch!)
Dinge, die man getan haben muss… #53
In den Schriften der Weisen steht gespieben, man soll nicht nur die Erfolgreichen lieben. Nichtsdestotrotz lassen sich Menschen in Massen nur ins Stadion locken, wenn nicht von Anfang an feststeht, dass die Unterhaltung und Spannung ausschließlich in der Unvorhersehbarkeit der Höhe der Niederlage besteht. Immerhin nimmt man ja gar schreckliche Dinge in Kauf, wenn man sich ins Stadion begibt: schlechtes Wetter, eventuell übermächtige Gegner (Färöer, Liechtenstein, Malta, nur um die Schlimmsten zu nennen) und Alkoholverbot.
Natürlich ist dabei sein nicht alles: Von der Couch lässt sich alles ziemlich genau beobachten, die Witterung ist meistens viel gemütlicher – genauso, wie die Sitzgelegenheiten. Außerdem bleibt man von der sogenannten „Fankultur“ (Bengalische Feuer, Bengalische Tiger, Bengalische Golfer) verschont. Und am wichtigsten: Man kann im Nachhinein leugnen, dass man ein sehr übles Spiel je gesehen hätte, nach dem Motto: „Ich hab‘ das Spiel nicht gesehen, ich habe Stefan Zweig gelesen…“ Andererseits hat man vielleicht nie wieder die Gelegenheit, als Fußball-Neanderthaler Frankreich zu besuchen, an eventuell legendären Spielen teilzunehmen, seltsame Speisen zu Essen, noch seltsameren Sex mit den Eingeborenen zu haben und danach Prügel von ihren Partnern zu bekommen. Ein teurer und gefährlicher „Spaß“? Klar, aber man will den dereinstigen Enkerln ja nicht erzählen, dass man in der Jugend nur Videospiele gespielt, Fastfood gegessen, und Blümchensex gehabt hat, oder?