Sich um ein Autogramm anstellen
Dinge, die man getan haben muss… #54
Und wieder ist ein friedlicher Sonntag ins Land gezogen. Friedlicher Sonntag ist seines Zeichens ein spanischer Opernsänger, ein etwas dicklicher, so wie es unter Opernsängern und auch Opernsängerinnen zum guten Ton gehört. Hierbei handelt es sich tatsächlich um die Töne, also den Gesang, und nicht, wie man glauben könnte, um eine etwas blümerante Umschreibung von Sitten und Gebräuchen.
Obwohl sich diese im konkreten Fall nicht widersprächen, da – wie schon Lenin wusste – die Wahrheit immer konkret ist. Nun ist er also im Lande und präsentiert seine Autobiografie. Das Zweitbeste, das man mit ihm machen kann, ist über Paellarezepte zu diskutieren. Das Beste aber ist, sich sein Autogramm zu holen. Warum? Weil man ihn ja austricksen kann, und trotzdem – das Böse schläft bekanntlich nie – über Paellarezepte mit ihm diskutieren kann und damit die anderen Verhaltensauffälligen, die sich ebenfalls um etwas anstellen, ob Autogramme oder Paellarezepte weiß man ja nicht so genau, im Übermaß zur empörten Agitation zu zwingen. Vielleicht fällt ja der eine oder andere Herzinfarkt oder rheumatische Schub – quasi als Erheiterungsbonus – ab. Jedenfalls hat man sich so den unnötigen Opernbesuch erspart, hat ein Autogramm und ein Paellarezept des friedlichen Sonntags bei sich zu Hause hängen und einer Runde Rudelbumsen mit den Nachbarn steht nichts mehr im Weg. Spießig? Mag ja sein, aber man will den dereinstigen Enkerln ja nicht erzählen, dass man in der Jugend nur Videospiele gespielt, Fastfood gegessen und Blümchensex gehabt hat, oder?