Feuerwehrfest
Dinge, die man getan haben muss… #64
Am Zeltfest gibt’s ka Sünd‘. So steht es schon in der Bibel – und bibelfest sind die meisten Besucher des Feuerwehrfestes. Du sollst nicht begehren deines nächsten Weib natürlich ausgenommen. Auch die Todsünde der Völlerei wird gnädig ignoriert.
Dafür rinnt das schäumende Bier vom Fass und der Wein vom Pack aus Tetra. Kaum meldet sich ein Verlangen, wird es auch gestillt: Hat man Durst, so säuft man. Hat man Hunger, so frisst man. Hat man Bock, so fickt man. Hat man eine volle Blase, so brunzt man. Hat man dann genug, so kotzt man. Am besten alles durcheinander und unter den oder dem Tisch. Manchmal auch drauf. Die Humtata-Musik trägt ihr Eigenes dazu bei, dass man schnell jede Hoffnung auf Zivilisation und anderes fahren lässt. Gemütlicher Aufenthalt in der Hölle nach Breughel. Wie im Gemälde der Bauernhochzeit sind auch die Leute verkleidet. Zeitreise in die „gute alte Zeit“. Der pissegetränkte Matsch und der Matsch in der Birne – beides unterscheidet sich nur mehr in Nuancen. Der krönende Abschluss ist dann allerdings die Massenschlägerei unter jenen, die nicht grad mit kotzen, brunzen oder ficken beschäftigt sind. Abartig? Primitiv? Sinnlos? Mag sein, aber schon aus sozialanthropologischen Gründen unverzichtbar. Man will den dereinstigen Enkerln ja nicht erzählen, dass man in der Jugend nur Videospiele gespielt, Fastfood gegessen, und Blümchensex gehabt hat, oder?