Strom.Ausfall
Die Stadt ist mein Blog
Acht Jahre ist eine lange Zeit – vor allem dann, wenn man acht Jahre hindurch Partys auf sehr hohem Niveau veranstaltet. Nur wenige Veranstalter im Clubbereich halten das durch: Wendelin Amtmann und Matthias Papst gehören dazu. Mit dem Ende der Pratersauna hören aber auch sie auf – zumindest mit dem Strom.Club. Ihre zweite Veranstaltungsreihe mit dem Namen Schwarzbrot wird es in Zukunft in unregelmäßigen Abständen weiterhin geben – und zwar im Café Leopold.
Zum Abschluss der Strom-Club-Ära kommt die House-Legende Kerri Chandler. Und wir haben mit Wendelin Amtmann und Matthias Papst eine kleine Träne verdrückt:
Mit dem Ende der Pratersauna endet auch der Strom.Club. Warum wollt ihr nicht mehr weitermachen?
Natürlich würden wir gerne in der Sauna weitermachen. Leider haben sich die zwei Chefs (Hennes Weiss und Stefan Hiess, Anm. d. Red.) dazu entschieden den Club weiterzugeben. Mit der Entscheidung haben wir uns spontan dazu entschlossen auch mit unserem groß geworden Baby einen Schlussstrich zu ziehen. Vielleicht passt es ja wiedermal.
Wie schwer ist euch die Entscheidung gefallen? Wie viel Wehmut steckt dahinter?
Die Entscheidung war ähnlich schwer wie den ersten Club zu veranstalten. Wir waren ein Jahr lang im Badeschiff, ein Jahr im Fluc und dann knapp sieben Jahre in der Pratersauna. Wenn der Club, in dem man so lange veranstaltet hat, sich entschließt, zuzumachen, geht ein Teil vom Gesamtkonzept verloren. Strom.Club hat unsere Jugend und unser Erwachsenwerden geprägt und dafür sagen wir Danke.
Was hat sich über die Jahre verändert?
Der Parkplatz vor der Pratersauna. Auf einmal steht da die WU. Die Huren sind auch verschwunden und der Maxl bratet seit Beginn super Würstel. Der Techno hat ein bisschen die Indie-Partys abgelöst und ist über die Jahre sukzessive größer geworden. Das Badeschiff ist mittlerweile ein Restaurant mit Kegelbahn.
Haben sich die Ansprüche der Gäste, des Publikums verändert?
Wir denken, dass das von Location zu Location unterschiedlich ist. Die Sauna und auch wir hatten über die Jahre hinweg ein wunderbares Publikum. Wenn man in die Passage geht, hat man einen anderen Anspruch als wenn man in die Sauna geht. Wir waren immer zufrieden mit unseren Gästen und wir hatten über acht Jahre hinweg kaum Schwierigkeiten.
Nach welchen Kriterien habt ihr die Acts aus dem Ausland gebucht?
Wir bekommen von Bookern irrsinnig viele tolle junge Künstler per Mail empfohlen. Das hören wir uns dann während der Arbeit, beim Lernen oder Schlagbohren an. Wir sehen auf Facebook, Soundcloud, Mixcloud, YouTube etc. was aktuell ist und reden auch viel mit Freunden über mögliche Bookings.
Wie schwierig ist es, eine Veranstaltungsreihe kostendeckend bzw. gewinnbringend zu betreiben?
Veranstaltungen zu machen ist eine Liebhaberei. Den Stundenlohn sollte man sich besser nicht ausrechnen. Wir haben es geschafft, große Verluste zu vermeiden und das ist für uns Erfolg genug.
Nimmt die Wirtschaft, die Stadt Wien diesen Bereich zu wenig ernst?
Die Vergnügungssteuer in Wien ist wirklich ein Witz. Man muss sich mal vorstellen, dass junge Leute Künstler aus dem Ausland nach Wien einladen. Und dann kommt zusätzlich zu all den anderen Steuern auch noch die lächerliche Vergnügungssteuer dazu. Obwohl jeder der so etwas macht, ein gewaltiges Risiko eingeht und die Stadt Wien bereichert. Die sollte Veranstalter subventionieren und ihnen keine Steine in den Weg legen. Schade, das könnte um einiges besser laufen.
Wie geht es mit eurer zweiten Clubreihe Schwarzbrot weiter?
Bei Schwarzbrot haben wir uns mehr selbst verwirklicht und neue Sachen probiert. Das wird sich auch in Zukunft nicht ändern. Die Marke wird lustig bleiben. Der nächste Club ist am 18.03.2016 im Café Leopold mit Hayden James.
Wie viele Stunden habt ihr ungefähr reingesteckt? Wie viele Partys waren es?
Huffff, es waren bestimmt über 60 Partys. Wahrscheinlich sind es pro Club im Schnitt 100 Stunden pro Party (Recherche, DJ-Booking, Produktion, Artwork, Online-Marketing, Print, Support, Location Kommunikation, Videoproduktion, Presse, Gästeliste und der Abend selbst). Macht 6000 Stunden, was einem dreiviertel Jahr unseres Lebens entspricht.
Gab es Momente, in denen man am liebsten die Party abgesagt hätte?
Wir ziehen unsere Partys immer bestmöglich durch. XXYYXX hat einmal in letzter Minute an einem Donnerstag abgesagt. Vor Ort waren dann Matthias und ich, ein paar Kellner und zirka zehn Gäste. Lustig war es trotzdem.
Zukunftspläne?
Am Samstag nach der Closing Party mit Hangover im Kopf auf der Couch liegen und Pizza bestellen. Netflix & Chill.
Bevor es soweit ist, folgen nun die Tipps für ein besseres Wochenende:
man sich beim Haedensa im Celeste mit feiner Musik für das Wochenende eingrooven. Die nötige Dosis Disco, House und Lässigkeit verabreichen Roman Rauch, Hanzo, Moony Me und meine Wenigkeit. Medizin für Arsch und Ohren.
Freitag
Dass man beim Heurigen auch ordentlich abgehen kann, also mit Discoschritt und so, beweist das Programm vom Gschupften Ferdl seit Beginn an.
Von wegen Heurigenmusik. Nix da! Am Freitag gastieren dort Oberst & Buchner mit ihren verspielten wie tanzbaren Tracks, die von Pop und House und Minimal-Techno geprägt sind.
Beim Erdbahnkreuzer im Titanic gibt es eine Release-Feier. Das Wiener Label Neubau Records stellt die Aufgang B aus Berlin und Tolouse Low Trax aus Düsseldorf vor.
Wie bereits oben erwähnt kommt Kerri Chandler zum Strom-Club-Abschied in die Pratersauna.
Dazu gibt es eine schier unendliche Liste an DJs, die dann im 30-Minuten-Takt aufkreuzen und wieder verschwinden werden.
Es gibt sie auch im Jahr 2016: Electro Swing Partys. Erstaunlich, dass sich ein Trend so lange halten kann. Heimat hat dieses Genre vor allem im
Café Leopold gefunden, wo man in uregelmäßigen Abständen die Nacht durchswingt. Diesen Freitag macht die „Electro Swing Elite“ im Zuge der Release Tour ihres neuen Tonträgers im Café Leopold halt.
Bei der Meuterei setzt man auf das Electronica-Projekt Austrian Apparel und eine Latte an lokalen DJ-Größen.
Samstag
In Fluc und Fluc Wanne gibt’s bei freiem Eintritt bzw. freien Spende ein Partout.
Bei dieser Veranstaltungsreihe wird unter anderem auch einer der interessantesten, aber noch immer eher unter der Wahrnehmungsgrenze agierenden Elektroniker des Landes aufspielen: Toju Kae. Dessen Output reicht von verträumt-sphärischen Klängen bis zu beatlastigen Clubproduktionen. „Unfold“ heißt sein neues, zweites Album. Guter Typ!
In der Grelle Forelle werden sich die Waxolutionists (DJ Buzz, The Bionic Kid + Zuzee) durch den Abend spielen.
Im Sass gibt es unter dem Namen „Ländle Takeover“ geballte DJ-Stärke aus dem Westen Österreichs. Die Soundterasse macht mit den Stadtpark-Jungs gemeinsame Sache.
Die Kantine feiert eine große Abrissparty bevor es dann
Mitte Februar in einem neuen Club irgendwo am Ring unter einem anderen Namen weitergehen soll. Zum Abschluss dürfen noch mal so gut wie alle DJs ran, die dort in den letzten Monaten ein und ausgegangen sind. Eine Aufzählung der Namen erspare ich euch.
Die Pompadour-Crew war von Anfang an dabei und über Jahre eine treue Seele im Programm der Pratersauna. Dann war irgendwann mal Schluss. Thomas Grün, einer der federführenden Menschen hinter den Pompadours, zog es nach Berlin, die anderen zu anderen Partys oder ganz woanders hin. Im Abschiedsmonat der Pratersauna wird Pompadour noch einmal zum Leben erweckt. Für die Musik sorgen Skudge (live), Maayan Nidam und die ganze Pompadour-Crew.