Modezeltwoche

Die Stadt ist mein Blog

Wien und Mode. Das passt seit geraumer Zeit immer besser zusammen. Das liegt an der aktuellen Dichte von tollen Jungdesignern, die mit ihren Kollektionen auch im Ausland Ausrufezeichen setzen. Davon kann man sich aktuell auch live überzeugen: Bei der noch bis Sonntag gehenden Wiener Fashion Week präsentiert eine Auswahl an heimischen Designern in einem Zelt ihre Kollektionen.

Das erinnert von außen zwar eher an ein Oktoberfest, aber es gibt in Wien ja kaum geeignete Räume für so ein Modeevent (Achtung: Ironie!). Aber vielleicht steht das Zelt auch symbolisch für die noch immer etwas eigenwillige Ausrichtung dieser Veranstaltung. Oder für die schwierigen Rahmenbedingungen, mit denen sich junge Modedesigner herumschlagen müssen. Stichwort: Viele Ansprechpartner, keine Synergieeffekte, mäßig gute Produktionsbedingungen. Ein Auflauf von C-Promis bei den Shows und die Eröffnung eines temporären Zalando-Pop-up-Stores (Ende der Werbeeinschaltung) werden die Situation wohl kaum nachhaltig verbessern.

Freitag
Essen, Mode, Design und mehr: Die große Nachhaltigkeitsmesse Biorama Fair Fair findet zum dritten Mal statt. Diesmal lädt man erstmals in die Ottakringer Brauerei. Neben zahlreichen Ständen mit Spezialitäten und Getränken können die Besucher Köstlichkeiten regionaler Produzenten probieren. Zu sehen sind neue Mobilitätskonzepte, es gibt Infos zum Thema Reisen sowie Talks und Vorträge auf der Bühne. Alles nachhaltig und mit Bio-Gütesiegel versehen, versteht sich.
Zum fünften Mal wird der Resslpark vor der Karlskirche zum Schauplatz des Straßenkunstspektakels Buskers Festival Wien. Rund 100 Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt zeigen drei Tage lang beeindruckende Shows, spaßige Slapsticks und fesseln mit virtuosen Musikvorführungen.
Der aus London stammende DJ und Produzent Murlo wird ein bisschen London, ein wenig UK Bass Musik ins Aux Gazelles bringen. Die Musik, die der junge Brite so auf seinem Laptop produziert, könnte man als poppige Mischung aus Poststep und Future Grime bezeichnen. Wen man sich darunter nichts vorstellen kann, ist es auch egal. Die Beats laufen unrund, es gibt billige Panflöten-Sounds und hektisches Gefiepse. Darauf stehen die Teens gerade total.
Beim F*cken im dasWerk wird Techno serviert. Stahlhart, kühl, ohne menschlichen Zwischentöne. Als Gast konnte man den guten Joton aus Spanien verpflichten. Es ist eine Nacht ‚für Schwule, Lesben und tolerante Heteros, die der Pseudo-Glam-Szene entkommen wollen‘, sagen die Veranstalter.
In der Pratersauna feiert man das Sommerende mit einem Drei-Tage-Wach-Programm.

Von Freitag bis Sonntagabend lädt man zum Pool & Garden Closing. Am Freitag wird der DJ und Produzent Jay Shepheard mit seinem flotten Mix aus Disco, House und Detroit für die Musik sorgen.

Samstag
Beim Pool & Garden Closing schaut der US-Rapper und Performance-Künstler Zebra Katz vorbei. House trifft HipHop. Schrill, bitchy und zuckersüß.
Der aus Detroit stammenden Andrés aka DJ Dez kam früh mit Musik in Berührung: Er ist der Sohn des gefragten Multiinstrumentalisten Humberto ‚Nengue‘ Hernandez und bekam sein erstes Schlagzeug im Alter von drei. Die Karriere als Musiker war also vorprogrammiert.

Und so wurde er über die Jahre zum passionierten Plattensammler und entdeckte früh seine Liebe zu raren Soul-, Disco- und Jazz-Platten. Diese Einflüsse sind auf seinen zahlreichen Produktionen für Mahogani Music, dem Label von Moodymann, zu hören. Im Jahre 2012 gründete er mit La Vida sein eigenes Label und veröffentlichte darauf auch seinen Hit ‚New for U‘, ein zeitloser wie großartiger House-Track, der bislang über 880.000 Mal auf YouTube aufgerufen wurde. Guter Mann. Und am Samstag zu Gast im Heuer am Karlsplatz.
Am Samstag feiert man bereits die neunte Ausgabe von Geil und Bogen, einer frisch ins Leben gerufenen Eigenveranstaltung vom dasWerk. Das Zugpferd des Abends hört auf den Namen Tessele und kommt aus dem Stall von R&S Records, der im Bereich der elektronischen Musik eher für Produktionen mit innovativen, neben der Spur liegenden Sound steht. Tessela wird dann eine raue, kratzige Mischung aus Breakbeat und Techno auftischen.
Zum zweiten Mal findet in Wien das Streetlife Festival statt. Es dient zwei Tage lang als Plattform für Streetlife-Aktivitäten. Es geht dabei auch um die Zukunft der Stadt, das Leben in der Stadt von morgen. Man kann zwei Tage lang nach Herzenslust flanieren, tanzen, reden, sich kunstvoll fortbewegen und vieles mehr. Mitten auf der Straße, Mitten in Wien – und zwar in der Babenbergerstraße. Es können Street-Sportarten ausprobiert werden, es gibt ein Kinderprogramm und Musik – etwa von Skero (Samstag, 21 Uhr). Am Sonntag findet eine FM4 Frühschoppen statt.
Diagenetic Origin aus Deutschland wird beim Kanal Royal in der Grelle Forelle seine Version von Techno vorstellen. Seine düsteren, schweren, organischen und energetischen Tracks veröffentlicht er auf Sonic Groove, dem Label des Techno-Pioniers Adam X. Es sind krachende und kantige Techno-Brocken, aus denen er nach und nach eine Melodie meißelt.
Wer noch bis spät in den Sonntag reinfeiern möchte, macht das am besten in der Pratersauna. Dort gibt es neben einer mächtigen Afterhour mit vielen DJs zum Abschluss auch noch Berghain-Mucki-Techno mit Len Faki. In diesem Sinne: Viel Vergnügen.