Ein Rudi Wrany, es gibt nur ein Rudi Wrany!

Die Stadt ist mein Blog

Kaum jemand kennt das Flex besser als Rudi Wrany alias Crazy Sonic. Seit Jahren ist der DJ auch als Veranstalter unterwegs. 1997 hat er im Flex angefangen, Partys zu organisieren. 2001 gründete er das Crazy, eine hauptsächlich am Dienstag ausgetragene Veranstaltungsreihe, die in den Nullerjahren viel zum Erfolg des Clubs am Donaukanal beigetragen hat – das Flex war bis weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt.

Ein Schriftverkehr mit Rudi Wrany:

20 Jahre Flex. Was bedeutet das für dich persönlich?

Sehr viel, denn es hat bisher noch keinen Club gegeben, der 20 Jahre auf dem Buckel hat und trotzdem noch so beliebt ist.

Was hat sich in Sachen Wiener Clubkultur in dieser Zeit verändert? Was ist besser, was schlechter geworden?

Es gibt einfach viel mehr Auswahl und Konkurrenz. Außerdem gibt es YouTube, Soundcloud und Facebook und alle wissen mittlerweile, was die beste und coolste Musik ist. Früher durften wir noch servieren, jetzt ist jeder Kellner…

Ist das Flex in Sachen Neuerungen und gegenüber neuen Ideen beratungsresistent?

Eine beliebte Behauptung der flexfeindlichen Musikjournaille, die nie hingeht und nur motzt. Warum sollte jemand beratungsresistent sein? Schwachsinn!

Welche Neuerungen stehen auf der Agenda?

Es passiert laufend etwas. Der neue Freitag, der Mittwoch mit den Konzerten und hoffentlich nächstes Jahr endlich die ganze Outdoorfläche. Im Winter wird’s freilich wieder etwas ruhiger, da Clubs unter Woche nicht mehr so gut gehen wie einst.

Warum hat sich in den letzten Jahren die Anzahl der Konzerte im Bereich Indie/Pop/Rock verringert?

Hat sie das? Wer behauptet das? Früher vor dem Umbau der Arena gab es vielleicht mehr. Aber es gibt immer noch viele im Flex.

Kommerz versus Underground. Mainstream-Acts versus anspruchsvolle Musik. Wie schwierig ist dieser Spagat? Oder anders gefragt: Überleben in Wien auf lange Zeit nur die Mainstream-Clubs?

Ist alles, was Underground ist und gut funktioniert, dann auch Kommerz?

Und was ist Kommerz eigentlich, was Underground? Früher war Paul Kalkbrenner Underground, jetzt ist er Kommerz. Nur Underground geht nicht, weil man auch Laufpublikum braucht und sobald es zu viel Laufpublikum hat ist es Kommerz oder? Und wer kann nur Underground machen? Der, der genug Geld hat?

Du hast immer gesagt, dass es in Wien viel zu viele Veranstaltungen, Clubs gibt. Wie schätzt du die Situation derzeit ein? Was sollte sich ändern? Wohin geht’s in der Zukunft?

Soviel ist sicher, in der Zukunft wird’s weniger, ist ja schon absehbar.

Wie lange magst du dich noch als Veranstalter und DJ noch die Nächte um die Ohren schlagen?

Solange es mir Spaß macht und solange ich sehe, dass es den Leuten Spaß bereitet. Ich setze mir da kein Limit.

Nach der abgewehrten Pleite: Wie siehst du die Zukunft vom Flex?

Nächstes Jahr wird sich die Clublandschaft in Wien nachhaltig ändern, das könnte in dem Fall dem Flex sicher zugutekommen. Insgesamt sollte es aufwärts gehen. Es wird wieder mehr Konzerte geben und einige neue Formate werden gebastelt. Die schwere Zeit sollte vorüber sein. Es ist Zeit für positive Gedanken und Schlagzeilen.

Es folgen ein paar vollkommen subjektive Partytipps für ein besseres Wochenende!

FREITAG
20 Jahre Flex mit Kölsch:

Das Techno-Projekt des dänischen DJs und Musikproduzenten Rune Reilly Kølsch, auch bekannt als Rune RK, ist eng mit dem Kölner Label Kompakt verwurzelt.
Im Café Leopold wird der aus Glasgow stammende Rustie den Hipstern einheizen.

Seine musikalischen Ergüsse klingen laut dem britischen Musikmagazin NME „wie ein tropischer Regensturm, der in einem Handy gefangen sei.“ Das geht zur Primetime dann sicherlich durch die Decke.
Bei einer weiteren Ausgabe von Zirkus Abnormal im dasWerk werden die Janefondas ihre discoide Show abziehen.
Fett Burger ist keine Burger-Variante einer der angesagten Burgerhütten der Stadt, sondern ein DJ aus Norwegen. Der macht am Freitag im Celeste halt und wird seine funky Sichtweise auf House verkünden.
Deetron aus der Schweiz gastiert bei der Klubnacht in der Pratersauna. Das bedeutet eine Mischung aus düsteren Techno-Sounds mit dezenten Detroit-Einschüben.

SAMSTAG

Im wunderbaren Elektro Gönner, das es jetzt schon elf Jahre lang gibt, schaut eine gewisse Paula Temple vorbei, eine aus London stammende Techno-Liebhaberin, die ein Live-Set spielen wird.
Ebenfalls aus London reist Swindle an,

der in seinen DJ-Sets und Produktionen diverse Genres umarmt. Nein, kein House, sondern UK Bass, Grime und jazzige Experimente. Er mischt eigentlich alles, was er für angemessen hält. Swindle ist im Rahmen des immer wieder feinen Club Bande À Part im Café Leopold zu sehen.   
Mit Pariah kommt ein derzeit in einschlägigen Kreisen dezent abgefeierter Techno-Produzent ins Werk zum Geil & Bogen. Nebenan, in der Grelle Forelle, gibt es dubbigeren Techno mit weniger Härtegraden – von und mit Vril vom Label Giegling.
In der Pratersauna geht dann zum letzten Mal eine Verkehrte Welt über die Bühne. Die Veranstaltungsreihe, die es sich zum Ziel gesetzt hat, der Normalität in der Pratersauna entgegen zu wirken, setzt zum Schluss noch mal ein Ausrufezeichen.

7 Citizens spielt zum ersten Mal ein Live-Set. Ateq von der Berliner Giegling-Crew schaut vorbei. Im Büro, ja, dort gibt es diesmal auch wieder einen Floor, werden Pontifax van der Nüll oder Thomé Rozier auflegen. Das und noch viel mehr – bis weit in den Sonntagvormittag hinein.

SONNTAG

Wählen gehen! In jedem Zustand. Von mir aus auch nach der After Hour, in der Jogginghose und auf allen Vieren. Man muss nicht nüchtern sein.