Der Hipster liegt im Sterben

Die Stadt ist mein Blog

Glaubt man den neuesten Meldungen, wird der Hipster zunehmend vom Young Urban Creative (kurz Yuccie) abgelöst. Der Hipster soll es vom Lebenskünstler zum Start-up-Gründer geschafft haben, schreibt etwa die Online-Ausgabe der Zeit. Irgendwie schade, denn man hat sich an diesen Hipster gewöhnt: Man konnte ihn für alles verantwortlich machen. Er war so greifbar, so aufgeladen mit Klischees, so leicht zu beschreiben – ein geflügeltes Wort, bei dem so viel mitschwingt.

Was wurde ihm nicht alles in die Schuhe geschoben: Er ist für die Verdrängung der alteingesessenen Bewohner jener Altbauviertel verantwortlich, die er „gentrifiziert“ hat. Seine Ironie wird ihm genauso angekreidet wie seine modischen Vorlieben. Seine Einstellung zur Politik ist so

verdächtig wie seine Ernährungsgewohnheiten. Er soll den Fußball und die Vielfalt der Restaurantlandschaft zerstört haben. ‚Warum wird gerade dem Hipster so vieles zum Vorwurf gemacht, was man anderen ohne weiteres durchgehen lässt? Richtet sich die Kritik vielleicht gar nicht direkt an den Hipster sondern an eine ganz andere Instanz?“ Das und noch viel mehr fragt sich der Jugendforscher Philipp Ikrath in seinem Buch ‚Die Hipster – Trendsetter und Neo-Spießer‘. Er geht darin dem Phänomen Hipster auf den Grund, beschreibt dessen Geburt und kündigt auch dessen Ende an. Dazwischen übt Ikrath auch Kritik an der Hipster-Kritik und macht sich über die heutige Gesellschaft so seine Gedanken – untermauert mit wissenschaftlichen Erkenntnissen.
Ein Buch, das DAS ‚Role Model‘ der letzten zehn Jahre von allen Seiten beleuchtet. Und nun? Nun ist der Yuccie im Anmarsch. Das sind Hipster, die Geld verdienen – meist in einem Start-Up-Unternehmen. Als Social-Media-Berater koordinieren sie Instagram-Kampagnen, programmieren Apps und fertigen Sonnenbrillen aus nachhaltig geerntetem Bambus an. Ikrath sagt es dann mit den Worten Allen Ginsbergs: ‚Er irrt nicht mehr mit drogenverhangenem Blick durch die nächtlichen Straßen der Ghettos, sondern gründet in hellen, luftigen Lofts schicke IT-Start-Up-Unternehmen, ist Teil des akademischen Betriebs oder als Kulturschaffender ein wichtiger Trendsetter und Wirtschaftsfaktor geworden.‘ Kurz: Die Hipster von gestern werden die (erfolgreichen) Unternehmer von morgen sein. Ich bin gespannt.
Und nun gibt’s ein paar unverbindlichen Ausgehtipps fürs Wochenende:

Freitag

Der Winter naht und bringt die Punschzeit mit.

Ob man will oder nicht. Am Freitagfrühabend kann man sich dann sogar mit einem „Superpunch“ betäuben. Ausgeschenkt wird der im Wintergarten des Tian Bistros am Spittelberg. Dazu gibt’s Sounds und Vegetarisches.
Das Duo Mieux wird in der Roten Bar im Volkstheater poppige Electro-Nummern mit ein bisschen

Post-Dubstep anreichern und dann über das samtige Interieur gleiten lassen. Grund für den Auftritt ist übrigens der 11. Geburtstag des Magazins Fleisch.
Wir leben in einer Welt, in dem Scheitern zunehmend verboten ist. Scheitern ist quasi passé, nicht erlaubt und darf auch niemals eingestanden werden. Denn es könnte gegen einen verwendet werden, als Schwäche ausgelegt werden. Scheitern ist aber auch der Name einer neuen Veranstaltung im Opera Club in 1010 Wien. Musikalisch setzt man dann auf KLF und Co. Super hot, gerade.
In der Kantine feiert Megablast seinen 40. Geburtstag mit Freunden und Wegbegleitern. Fehlen darf da natürlich nicht sein musikalischer Bro Makossa.
In der Grelle Forelle wird Guti durch den Abend spielen. Der Argentinier steht für einen melodielastigen

Tech-House, der sich dann wohlig-warm um die Hüften legt. Passt gut zu einem Gin Fizz, Pina Colade oder Fernet Cinzano, die argentinische Antwort auf Magenbitter.
Cab Drivers sind diesen Freitag bei einer weiteren Ausgabe der Klubnacht in der Pratersauna zu Gast.

Erwarten darf man sich lockeren wie funkigen TechHouse für einen ausgelassenen Abend am Dancefloor.
Das Sass am Karlsplatz punktet zunehmend mit einem feinen Programm, das muss man an dieser Stelle auch mal sagen. Der Club in guter Lage

kann also auch anders. Dass dem so ist beweist das Sass am Freitag und am Samstag. Am Freitag wird dort DJ Hicks in gewohnt guter wie übersichtlicher Manier House- Platten verlegen.

Samstag

Und am Samstag startet mit Adabei im Sass eine neue Clubreihe, bei der – so der Plan – das Who ist Who der Wiener Clubszene aufspielen soll.

Zur Premiere kommt der Waxolutionist Felix Bergleiter alias 7 Citizen und Laminat. Für das Warm up sorgt der Gastgeber Hanzo selbst. Damit noch nichtgenug. Denn Gratts aus Berlin wird ihm dabei zur Hand gehen. Der gebürtige Belgier betreibt ein kleines Label, veranstaltet Clubabende und ist in der deutschen Partymetropole als DJ überaus gefragt.
Mit Ages (dem neuen Projekt der A.G.Trio-Musiker)

und Julian & der Fux haben sich kürzlich zwei österreichische Acts an ihre Debüt-Alben gewagt und legen diese nun vor – gefeiert wird am Samstagabend bei einer Release-Party im Flex.
Im Celeste gibt’s unter den Schlagworten „House — Techno — Acid — Bongo“ eine Sause mit PLO Man aus Berlin. Den Support übernehmen Waxter Dancel und Heap von Discus Throwers.

In die Auslage kommt mit Molly eine der angesagtesten Protagonistinnen der Pariser Techno & House Szene. Mit ihrer Residency im legendären Rex Club gehört sie ohne Zweifel zu den Aushängeschildern der französischen Hauptstadt. Sie legt aber nicht nur weltklasse auf, sondern fertigt Remixe für Größen wie Radio Slave, Spencer Parker oder Andrade an. Eine Frau von Welt. Mehr davon, bitte!

Sonntag

Am Sonntag kann man sich in den Räumen des Ungar Grill mit neuen Klamotten winterfest machen. Es wird aber nicht Second-Hand-Ware für Mädchen angeboten, wie das leider oftmals der Fall ist, sondern dieses Mal können auch die Bubis ein bisschen shoppen und müssen nicht draußen warten. Oder so. Wer möchte, kann auch einfach zum Brunch vorbei schauen. Ab 10 Uhr werden Brötchen gestrichen.
Am Abend kann man sich dann entweder bei Talib Kweli zu feinen HipHop-Beats und locker

wie herrlich fließenden Raps des US-Amerikaners aus Brooklyn bewegen oder mit den Briten Swim Deep in eine bessere Welt flüchten. Ihr schmaliziger Poprock ist zwar etwas gewöhnungsbedürftig. Aber Hallo! Keiner hat gesagt, dass es leicht wird.
Das ist das Leben ja auch nicht… Schönes Wochenende!