Der uncallboyhafteste Callboy ever
Thomas Stipsits im Interview zu seinem neuen Film "Love Machine"
Der Film „Love Machine“ erzählt die Geschichte von Georgy, der notgedrungen einen neuen Karriereweg einschlagen muss – vom arbeitslosen Musiker zum Callboy. Im Interview erzählt uns Thomas Stipsits von schnellen Nummern, wahnsinnig hübschen Männern und dem Herz des Filmes.
In „Love Machine“ geht es um Georgy, der – ich sage jetzt nicht neues – ein Gigolo bzw. Callboy ist. Könnte man die Geschichte auch mit einer Frau in der Hauptrolle erzählen?
Vermutlich schwer. Ich trau‘ mich zu behaupten, dass weibliche Prostituierte weniger „Freude“ in dem Beruf haben, als es Georgy hat. Dennoch ist er zu Beginn nervös und weiß nicht, auf was er sich einlässt. Darüber hinaus führen die Erfahrungen, die er macht, letztendlich dazu, dass er selber ein besserer Mensch wird, weil er viel über Frauen lernt. Die waren ihm vorher – glaube ich – eher egal. Georgy hat einfach in den Tag hinein gelebt und sich überhaupt keine Sorgen um die Zukunft gemacht. Er war so ein Hallodri …
Ja, das kommt auch so rüber, auch dem Sex ist er nicht abgeneigt …
Nein, natürlich nicht, aber es ist die Art und Weise, wie er die Sexualerfahrungen macht und wie sie seinen Horizont erweitern. Bei schnellen Nummern ist er dabei, sich aber zu binden oder sich jemandem zu öffnen, das hat er schon lange nicht mehr gemacht. Dann trifft er aber diese eine Frau, die etwas in ihm auslöst. Ich denke aber, dass er ohne die Erfahrungen, die er als Callboy gemacht hat, gar nicht dazu bereit gewesen wäre.
Aber allgemein gültig ist die Therapiemethode nicht, würde ich einmal behaupten. Oder?
Das glaube ich auch nicht. Natürlich ist diese ganze Geschichte in einer gewissen Art und Weise ein bisschen wie ein Märchen. Als mich Andreas Schmied anrief und gesagt hat, es gibt ein Drehbuch zu diesem Thema, habe ich es sehr spannend gefunden. Ich habe aber sofort gesagt, dass ich nicht daran interessiert bin, sollte es nur irgendeine Sexklamotte werden. Wir wollten das Thema Sexualität und diese Angst, oder dieses Unangenehme, wenn man sich jemandem Fremden öffnet, so stimmig wie möglich darstellen.
Ich habe auch sehr interessant gefunden, dass der Film einerseits märchenhaft gestaltet ist, also vielleicht ein bisschen wie ein umgekehrtes „Pretty Woman“, aber dennoch nichts idealisiert. Die Darsteller sind mehr oder weniger normale Menschen und nicht nur Supermodels. Das ist es, was den Film so angenehm macht …
Wir haben auf Escort-Seiten recherchiert und die Männer dort sind größtenteils wahnsinnig hübsch. Ich habe aber keinen Gigolokörper. Ich glaube, das macht auch ein bisschen Georgys Sympathie aus. Ihm öffnen sich die Frauen wahrscheinlich leichter, weil er kein Profi im engeren Sinn ist.
Es schaut aus, als wären die Dreharbeiten nicht unlustig gewesen. Gibt’s vielleicht ein paar Anekdoten, die man nicht im Abspann sieht?
Wir waren gut vorbereitet, wir haben ja drei Wochen geprobt. Auch die ganzen Sex-Szenen wurden geprobt, damit sich wirklich jede Darstellerin wohlfühlt. Dadurch waren die einzigen Fehler, die, die man im Abspann sieht. Aber es gibt eine Szene, in der eine Darstellerin zu mir sagt: „Du bist der uncallboyhafteste Typ ever, kannst du Gitarre unterrichten?“ Und ich muss darauf sagen: „Für elf Euro in der Stunde.“ Dieser Satz wollte einfach nicht funktionieren, es war jedes Mal ein unfassbarer Lachkrampf. Ich hab so lange gebraucht, dass schon das ganze Team weg war. Es war wirklich nur mehr die Kamerafrau im Raum, weil es für mich nicht mehr möglich war, mich wieder zu beruhigen. Und wir haben diesen Satz tatsächlich nur ein einziges Mal schön aufgenommen, und Gott sei Dank hat es für die Szene gereicht.