Das „Wilde“ Ende
Volume Filmpreview: The Happy Prince
Oscar Wilde war einer der größten Schriftsteller englischer Zunge – man erinnere sich nur an Werke wie „Das Bildnis des Dorian Gray“. „The Happy Prince“ beschäftigt sich mit den letzten Jahren des Ausnahmekünstlers.
Weil er schwul war, wurde Oscar Wilde Ende des 19. Jahrhunderts von den prüden und scheinheiligen britischen Behörden eingekerkert. Das kostete ihn nicht nur seine Würde, sondern auch seine Karriere. Der von Rupert Everett, einem der bekanntesten britischen Homosexuellen, geschriebene Film, in dem er auch Regie geführt und die Hauptrolle gespielt hat, zeigt die letzten Jahre des von Drogen, Alkohol und Armut gezeichneten Genies. Wilde nimmt jede Gelegenheit wahr, sein gerade Erschnorrtes mit Strichern und Junkies zu verprassen, manchmal erzählt er ihnen dabei schöne Geschichten. Oft wird dabei aus seinen Werken zitiert, die man in der englischsprachigen Welt vermutlich besser kennt als hierzulande. Aber was nicht ist, kann ja noch werden …
Das von historisch akkuraten Szenen und großen Schauspielern in kleinen Rollen nur so strotzende Werk, das ganz offensichtlich eine Herzensangelegenheit Everetts war, hat leider nur ein Problem: seine Langatmigkeit. Zu viele Rückblenden und Schwulenorgien ohne Orgien, zu viele angedeutete Exzesse und Abblenden. Wie ein „Beep“ statt eines „Fuck“ in einer Hip-Hop Nummer: auf die Dauer etwas mühsam. In einem Erwachsenenfilm sollte man dem Zuschauer auch Erwachseneninhalte zumuten können, klarerweise ohne in Voyeurismus abzudriften.
Regie: Rupert Everett
Mit: Rupert Everett, Anna Chancellor
Kinostart: 25.05.2018
Bewertung: 3/5