Bis durchs Wurmloch - und noch viel weiter
VOLUME Filmpreview: Interstellar
Die Menschheit hat unser wichtigstes Gut mehr oder weniger zerstört – die Erde. Eine Hungersnot steht bevor, unsere Spezies braucht einen neuen Heimatplaneten. Matthew McConaughey ist der Held, der uns ein neues Zuhause suchen soll. Irgendwo am anderen Ende eines Wurmloches.
Der Farmer Cooper (Matthew McConaughey) ist mit seinem Leben mehr oder weniger unzufrieden. Als er durch Zufall den letzten gut versteckten NASA Stützpunkt findet, scheint sein Leben wieder einen Sinn zu bekommen. Der ehemalige Shuttlepilot soll Teil einer menschheitsrettenden Mission werden – ein kleines Team wird durch ein erst kürzlich entdecktes Wurmloch geschickt, um dort die Planeten auf ihr Potenzial als neue Erde zu untersuchen. Doch dafür muss Cooper seine Familie auf der alten Erde zurücklassen – ohne Sicherheit, dass er wieder zurückkehren wird.
Christopher Nolan („The Dark Knight“-Triologie, „Inception“) und die beiden Oscar-Gewinner Matthew McConaughey („Dallas Buyers Club”) und Anne Hathaway („Les Misérables) machen bei „Interstellar“ gemeinsame Sache mit jeder Menge anderen Oscar ausgezeichneten oder zumindest nominierten Leuten. Wie es scheint mit einem Film, der nur darauf abzielt, möglichst viele Academy Awards kommenden Februar abzuräumen.
Denn für die breite Masse ist dieser Film wahrscheinlich nicht ganz die Unterhaltung, die man sich bei einem Kinobesuch erwartet. „Interstellar“ bietet neben gigantischen galaktischen Bildern und einer musikalischen Untermalung von Hans Zimmer, die wieder einmal an Genialität grenzt, leider nur eine Geschichte, die zu vergessen scheint, den Zuseher zu unterhalten und an den Film zu fesseln.
Kaum Spannungshöhepunkte in der langen Laufzeit von zweieinhalb Stunden, kein emotionaler Aufbau zu den Charakteren und viel zu oft wissenschaftliche Grundlagen, die vielleicht nur ein Astrophysiker wirklich versteht. Und genau diese wissenschaftlich hochintellektuelle Grundlage wird auf der anderen Seite gegen Ende auch schon mal ins skurrile und unglaubwürdige gezogen. Denn wenn man neben schwarzen Löchern und der „bekannten“ Raum-Zeit-Problematik noch zusätzlich mit Zeitreisen und dreidimensional aufgebauten fünfdimensionalen Räumen überfordert wird, kann das Ganze leicht in Absurdität abrutschen.
Mit der galaktischen Aufmachung, einer schauspielerischen Leistung, die sicherlich auf höchstem Niveau ist und einer Geschichte, die vor (versteckten) Anprangerungen an unsere Gesellschaft und tiefgründig trockener Emotionalität nur so strotzt, ist „Interstellar“ sicherlich ein heißer Anwärter für die ein oder andere Oscar Nominierung.
Allerdings auch kein Film, den man sich einfach mal am Wochenende mit Popcorn und Cola reinzieht, um unterhalten zu werden. Dann wird man wahrscheinlich mehr enttäuscht nach noch länger wirkenden 168 Minuten den Kinosaal verlassen.
Regie: Christopher Nolan
Darsteller: Matthew McConaughey, Anne Hathaway
Produktion: USA, UK
Kinostart: 7. November 2014
Bewertung: ***