Bienensterben
Vor uns die Sintflut #68
Der Frühling ist da – und mit ihm die duftenden Blüten der Obstbäume, die bunt blühenden Tulpen und die summenden Bienen. Hoffentlich. Denn seit Jahren ist klar: Unsere Bienen sterben. Und wenn unsere Bienen sterben, wird es auch für uns eng. Aber: Wieso sterben sie und was können wir dagegen tun?
URSACHEN
Bis heute ist umstritten, woher das mysteriöse, seit Jahrzehnten andauernde, Bienensterben kommt. Fakt ist: Der Befall durch die Varroamilbe und die in der Agrarwirtschaft verwendeten Pestizide scheinen ganz vorne mitzuspielen.
Varroamilbe: Fast wie eine Zecke beim Menschen, ist auch die Milbe für Bienen ein blutsaugender Parasit. Sie schwächt ihren Wirt und macht ihn anfällig für Viren und Bakterien. Sie kann ein Bienenvolk innerhalb von ein bis drei Jahren ausrotten. Dabei wurde sie erst in den 70ern nach Europa eingeschleppt – durch Mensch und Globalisierung. Die Massenbienenhaltung für billigen Honig kann übrigens auch die Verbreitung der Milben fördern, weil sich Viren noch besser ausbreiten können, wenn viele Bienenstöcke nah beieinander leben.
Pestizide: Erst im Februar hat die EU bestätigt, dass bestimmte Pestizide unseren Bienen schaden. Sie werden als „Pflanzenschutzmittel“ gegen Schädlings- oder Pilzbefall in der Agrarwirtschaft verwendet. Dafür beeinträchtigen sie aber das Nervensystem der Bienen und machen sie orientierungslos, sodass sie schwieriger zurück zum Bienenstock oder später wieder zu einer geeigneten Futterquelle finden. Manche Pestizide sollen sogar die Fruchtbarkeit der männlichen Bienen beeinflussen.
Moderne Agrarwirtschaft: Damit ein Getreidefeld ertragreicher wird, muss alles Unkraut entfernt werden. Honigbienen lieben aber Wildkräuter, die als solches „Unkraut“ aus dem Boden wachsen. Ein modernes Getreidefeld ist also weniger ein an Bienennahrung reichhaltiger Platz Natur, sondern vielmehr eine durch Pestizide belastete Monokultur. Und diese, wissen wir doch von Palmöl oder der Garnelenzucht, ist alles andere als natürlich.
Biene + Mensch: Unsere kleine, süße Honigbiene produziert nicht nur unseren köstlichen Brotaufstrich, sie ist vor allem auch wichtig, weil sie in der Natur gemeinsam mit Vögeln und Fledermäusen die Bestäubung von Blüten übernimmt. Die Biene trägt damit als wichtigster Bestäuber zur Nahrungsversorgung der Menschheit bei. Immerhin sind etwa 80% unserer heimischen Pflanzen darauf angewiesen, dass die Biene ihre Arbeit macht. Und ein Drittel unserer Nahrung würde es ohne die Hilfe unserer Bienen gar nicht mehr geben.
WAS BEDEUTET DAS FÜR UNS
Bienensterben heißt zwar nicht zwingend, dass es gar kein Obst und Gemüse mehr gäbe, aber die Erträge würden massiv sinken. Weniger Äpfel, Orangen, Erdbeeren, weniger Gurken, Tomaten, Karotten. Weniger Futterpflanzen für Milchkühe, weniger Kaffee für uns Arbeitsbienen. Schon jetzt überlegen Forscher, womit die Bienenbestäubung ersetzt werden kann – durch Roboterinsekten zum Beispiel …
DAS KÖNNEN WIR TUN
Die Bienen werden es euch danken, wenn ihr heimische, blühende Pflanzen im Garten anbaut oder Blumenkisterl am Balkon bepflanzt. Sie lieben Klee, Lavendel, Margariten oder sogar Schnittlauch, wenn er blüht. Wer Platz hat, stellt am besten ein Bienenhotel auf, das auch ein Zuhause für viele andere Minibewohner sein wird. Belasst euren Garten so natürlich und wild wie möglich. Weniger mähen, weniger Zierpflanzen, mehr bunte Blumen = mehr Bienen. Und: Auch eure Konsumentscheidung trägt zur Bienenrettung bei. Wählt nicht-gespritztes Obst und Gemüse!
Zum Schluss noch eine gute Nachricht: Erst Anfang des Jahres sollen deutsche Forscher durch Zufall ein angebliches Heilmittel gegen die Varroamilbe entdeckt haben. Da heißt es: Daumen drücken!
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