Ganz ohne Butler? Das könnte ich nicht!
Angefressen #42
hr wisst schon, dass das komisch klingt, oder? Irgendwo läuft eine Doku, in der ein Tierlobbyist gerade erklärt, warum er 2 Quadratmeter metallumrandete Fläche als Lebensraum für eine ausgewachsene Sau für eine gute Idee hält. Im zugehörigen Mediathek-Link sammeln sich die Kommentare „boah, voll fies“, „Wie traurig!“, „Ich finde das nicht gut – aber ohne Fleisch, das könnte ich nicht!“.
Könnte ich nicht… wir reden da immer noch von was zu essen, oder? Mit dem Ausrufezeichen am Schluss könnte man denken, da redet ein Diabetiker von seiner Dosis Insulin… zugegeben, es kann gut sein, dass ich das früher auch schon mal gesagt habe, bestimmt sogar. Bei „vegetarisch“ dachte ich unwillkürlich an einen Komposthaufen, und davon auch noch viel zu wenig, um satt zu werden. Aber wenn man von dem Zeug erst mal losgekommen ist, dann mutet das schon etwas bizarr an. Wie viel Spaß kann man mit einem Schnitzel schon haben? Klar schmeckt das lecker – so 5 bis 10 Minuten. Verglichen mit 5-10 Minuten Rise Against live oder Fallschirmspringen ist es aber schon nicht mehr so unfassbar phänomenal.
Zumal man ja mittlerweile käuflich pflanzliche Alternativen erwerben kann, die einen Fleischesser im Blindtest schon vor Probleme stellen können. Das Leckere an so einem panierten Protein-Lappen sind eben Gewürze, Panade und Eiweiß. Ok, die mehrfach dekorierten Gourmets mögen aus dem Original noch ein paar Genuss-Punkte mehr rauskitzeln oder schwören auf Filet Mignon – da kommt man mit Saitan schon allein Konsistenz-technisch nicht ran, ist mir auch klar. Aber rechtfertigen ein paar Prozent-Punkte besserer Geschmack tausende Säue in unwürdiger Einzelhaft? Es mutet ein bisschen so an, als wäre eine Autofahrt mit 150 km/h nahezu tierleidfrei möglich und wir nehmen trotzdem echt übles Zeug in Kauf, um die uns zustehenden 180 km/h zu erreichen.
Glaubt Ihr nicht? Ist alles eine Frage der Gewöhnung. Ok, wir können aus Tofu noch kein authentisches Pansengulasch nachahmen und mit Lammsbries könnte es auch schwierig werden. Aber wenn ihr den Magen dann mit etwas Anderem voll habt, ist das doch sowieso ziemlich egal. Ich weiß, das klingt so eine Spur nach durchgedrehter Soja-Sekte, deren Geschmacksnerven an zu viel Grünkern-Bratlingen Schiffbruch erlitten haben. Aber Ihr müsst ja nichts unterschreiben oder eine Niere verschenken, sondern einfach nur mal einen Veggie-Burger probieren (gibt’s auch ohne Abo).
Und wenn der vollkommen entsetzliche Geschmack dann doch die eingepferchten Sauen rechtfertigt dann war es zumindest einen Versuch wert.