Von Wahrheiten dort draußen
Der goldene Aluhut #68
UFOs, Aliens, Killerviren, Verschwörer und geheime Mächte, die alles steuern. Mittendrin zwei mutige FBI-Agenten, Fox Mulder und Dana Scully, die ständig den Grat zwischen Fiktion und Wirklichkeit entlang wandeln. „Akte X“ ist nicht nur großartige Popkultur, sondern für Verschwörungstheoretiker auch ein Meisterwerk der Enthüllung.
An meine erste „Akte X“ Folge kann ich mich noch ganz genau erinnern. Es war ein Tipp meiner Freundin. Ich war 14 Jahre jung, hatte sturmfrei und es lief die Erstausstrahlung der Episode „Der Parasit“. Die Serie hatte mich mit ihrer Mischung aus Thrill und Mystery sofort in ihren Bann gezogen.
Einige Jährchen später, Anfang 2016 um genau zu sein, in einer Zeit, in der Fake News und Verschwörungstheorien bereits in aller Munde waren, wurde endlich die groß angekündigte 10. Staffel ausgestrahlt. Doch nun kamen plötzlich die Konspiratisten aus allen Ecken und Enden gekrochen, die sich reihenweise in ihrem Weltbild bestätigt sahen und sogar so weit gingen, zu behaupten, dass die Serie selbst eine riesengroße Enthüllungsshow sei. Das Magazin VICE titelte seinerzeit trefflich: „‚Akte X‘ ist die falsche Serie zur falschen Zeit“.
Und wie es mit den Geistern, die man rief, nun mal so ist, wurden wir sie auch so schnell nicht wieder los. Mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Bedauern wurde von da an in zwielichtigen Kommentarspalten über „Akte X“-Erfinder und Showrunner Chris Carter geschrieben. Er habe den Mut, all diese geheimen Dinge in seiner Show zu enthüllen und daher vermutlich nicht mehr lange zu leben. Zu gefährlich sei er für die Eliten und zu brisant seine Inhalte der aktuellen Staffel. Mr. Carter, ein moderner Held.
Und auch die Entwicklung der Charaktere Scully und Mulder birgt für Verschwörungstheoretiker eine geheime, aber sehr bedeutsame Botschaft. Dass es dem Believer Mulder am Ende doch gelingt, die ewige Skeptikerin Scully zu überzeugen, macht ihnen Mut, auf dem richtigen Weg zu sein.
Für besondere Aufmerksamkeit sorgte auch die Pilotfolge des Spin-offs „Die einsamen Schützen“ von 2001, in der von einem Plan eines US-Geheimdienstes erzählt wird, ein Passagierflugzeug in das World Trade Center fliegen zu lassen, um das Ganze dann einem ausländischen Diktator anzuhängen. Da die Episode ein halbes Jahr vor den Anschlägen von 9/11 ausgestrahlt wurde, glüht unter den Zuschauern natürlich auch der ein oder andere Aluhut.
Jedoch gibt es in der Welt der Verschwörungsfans auch Stimmen, die behaupten, „Akte X“ wäre keine Enthüllung, sondern seit Beginn an ein Format, das von der geheimen Weltregierung NWO (New World Order) in Auftrag gegeben wurde, um eine Art „psychologische Konditionierung“ bei den Zuschauern herbeizuführen. Statt der gewünschten Erweckung des Zuschauers wird die Wahrheitsbewegung nur wieder ins Lächerliche gezogen. Also, eigentlich alles wie immer.
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