Obacht ist geboten! Wer sich in Anbetracht des blumigen Motivs und der Schnörkelschrift, in der der Name der US-amerikanischen Projekts Mazarin auf dem Albumcover von „We´re already there“ prangt, an eine friedliche Hippie-Kapelle denkt, der irrt. Die 11 Nummern, die Mastermind Quentin Stoltzfus sekundiert von seinen ständig wechselnden Mitmusikern in den vergangenen drei Jahren erarbeitet hat, stehen in einem krassen Spannungsfeld zwischen zuckersüßem Gitarrenpop und psychedelischen Lärmexperimenten.
Beim ersten Hördurchgang scheint das ambitionierte Vorhaben allerdings eine jähe Enttäuschung zu sein. Was Mazarin im Booklet mutmaßlich als Instrumentengattung „Noises“ bezeichnen, lässt den Finger sehr schnell auf der Skip-Taste des CD-Players landen; zu ermüdend sind die verzerrten Beats und Geräusche, mit der Stoltzfus in beinahe jeder Nummer die Geduld des Zuhörers strapaziert. Irgendwo drängt sich die Frage auf, wieso man einer derart mühsamen Platte eigentlich eine zweite Chance geben sollte.
Man sollte es. Bei näherer Betrachtung wird aus der vermeintlichen Tortur der Gehörgange eine mit Liebe zum Detail arrangierte, verspielte Pop-Platte, die manchmal ein wenig über die Stränge schlägt. Mazarins „We´re already there“ eignet sich weder als Hintergrundmusik zum Kaffeeplausch noch als Stimmungsanheizer für die nächste Party. Wer mit diesem Album glücklich werden will, muss sich ihm schon vollkommen widmen – und es vielleicht drei- bis viermal hören, bis man seine Klasse erkennt. (eru)
— Nobody