Die Pointe des erst vor wenigen Wochen spontan eingeschobenen petrolfärbigen Flachwitzes ist zwar ohnedies schon wieder vergessen, wirklich amüsanter muss man das sechste selbstbetitelte Werk von Weezer deswegen aber noch lange nicht finden.
Wer der Band immer noch Vorwürfe macht, die Erwartungshaltungen der Stammhörerschaft nicht zu erfüllen, hat Rivers Cuomo und Co. zwar ohnedies noch nie verstanden. Allerdings sind Weezer in Schwarz selbst für aufgeschlossene Fans wohl polarisierend wie selten zuvor, wirft sich das Quartett mit Produzent Dave Sitek (TV On The Radio) doch mit sonniger Unbeschwertheit tatsächlich so hemmungslos in den am Zeitgeist angebiederten Mainstream, wie vorab angekündigt – Latin-Pop, Hip-Hop-Exkurse oder Dancefloor-Flirts, Cuomo will jeden Trend ausprobieren.
Dass das gehörig schiefgehen kann, weiß man spätestens seit „Raditude“. „Black Album“ setzt jedoch eher beim nominellen Interimswerk „Pacific Daydream“ an, ohne dessen überschaubares Niveau vollends zu halten. Es existieren diesmal weniger Highlights (im Grunde nur das liebenswürdig-traurige „High As A Kite“) und einige Ausfälle (etwa „The Prince Who Wanted Everything“). Den keineswegs katastrophalen Rest stellt ähnlich okayes, seichtes Ohrwurm-Material wie am eklektischen Schwesteralbum von 2017. Inklusive grotesker Texte, zugekleisterter Überproduktion, frecher Ideendiebstähle und bisweilen zum Erbrechen wiederholter Refrains.
Vor allem schmissige Melodien und Hooks warten jedoch hinter jedem sich auftuenden geschmacklosen Abgrund, weswegen die Pointe dann irgendwo eine altbekannte ist: Weezer bleiben eine grandiose Popband, nur steht ihnen das generisch-penetrant in die Top 40 drängen wollende Outfit weiterhin einfach nicht. Ein Vorwurf, den Cuomo so wahrscheinlich nie verstehen wird.
— Oliver Gutbrunner