Einen besseren Releasetag als den 8. März, respektive den Weltfrauentag, könnte es für MIBLUs erste EP „Too Close“ wohl kaum geben – denn diese Frau ist (für mich) der Inbegriff von weiblichem Selbstbewusstsein, von Power und Zärtlichkeit, von Charme und Authentizität samt großartiger Stimme und außergewöhnlichen Beats.
Einmal ganz davon abgesehen, dass mein MIBLU-Fan-Girl-Dasein irgendwann in den frühen Morgenstunden im Backstagebereich des Night Parks am FM4 Frequency 2018 begann, wo Miriam Orth-Blau für einige wenige Tanzmuffel ihre Single „Still Me“ zum Besten gab und damit nicht nur mich sofort begeisterte, liefert sie heute fünf Nummern, die die eingangs erwähnte Personifikation der Powerfrau nur zu gut unterstreichen.
Während meine Kollegin Nina „Still Me“ noch mit einer jungen Madonna verglich, führen mich die Verweise auf „Too Close“ heute von Beyoncé und Solange über Lorde bis hin zu Lana Del Rey. Wie diese Aufzählung bereits vermuten lässt, bewegt sich MIBLU auf breit gefächertem Terrain – mal beat-lastiger, mal poppig-verspielter, mal leicht trip-hoppig-melancholisch, aber immer stilsicher.
Gleich zu Beginn verführt uns das „Intro / Lalaland“ mit düsteren Lockrufen in den „Secret Garden“, stellt jedoch auch sofort klar: „My body, my home, my being, my control!“ Jawohl! Die sphärische Stimmung wird kurz darauf von einer mitreißenden Pop-Hymne samt aufregend-treibenden Beats abgelöst, die nicht umsonst als Titeltrack fungiert und emotional aufwühlend zwischen Sehnsucht und Enttäuschung, Liebe und Verwirrung zum neuen Herzschmerz-Track eure Wahl werden könnte. Die Betitelung von „Candy Cotton“ ist im Folgenden tonangebend – zuckersüß, verspielt, lieblich, doch schonungslos ehrlich und niemals anbiedernd. Abgelöst von der „Duchess“, die „bored, lonely and sad“ mit unnahbarer Ennui und einem Coolness-Faktor von mindestens 1000 aufwartet, verdeutlich MIBLU vor allem durch diesen markanten Stilwechsel, wie vielseitig und völlig unangestrengt sie in die verschiedensten Rollen schlüpfen kann. Mit dem bereits im Intro rezitierten „Secret Garden“ schließt sich der Kreis des „Too Close“-Universums. Hier darf zum Abschluss noch einmal hedonistisch getanzt, gefeiert und geliebt werden – ohne an morgen zu denken, denn es zählt nur das Hier und Jetzt, nur „You & I“.
MIBLU schafft es, in nur fünf Nummern gefühlt hundert Facetten, Nuancen und Variationen ihrer Vision von Pop zu verpacken und vermittelt für mich an diesem Weltfrauentag vor allem eine wunderbare Botschaft: Frauen sind stark, einfühlsam, selbstbestimmt, verletzlich, großartig, kreativ, verführerisch, kämpferisch, humorvoll, selbstbewusst, mitfühlend und noch so viel mehr – und dürfen auch all das gleichzeitig sein! Einen besseren musikalischen Beitrag zum Weltfrauentag gibt es heute nicht. You go, girl!
— Amy Mahmoudi