Die schillernde Hip-Hop-Party von „Humanz“ ist vorbei. Die illustren Stargäste sind schon längst am Heimweg. Die Sonne geht bereits auf. Der Rausch der Nacht lässt langsam nach und die ersten Vorboten eines fiesen Hangovers setzen ein.
Zurückbleibt das kreative Kernteam, die vier Comic-Maxerl, die mit „The Now Now“ in eigentümlicher Eintracht, noch leicht schwankend die Partybude wieder auf Vordermann bringen, die unzähligen herumstehenden Bierflaschen entsorgen, die überfüllten Aschenbecher ausleeren, einmal gescheit durchlüften und sich dann gegenseitig stützend der emotionalen Katermischung aus verblassender Euphorie und schwellender Melancholie hingeben. Bassist Murdoc ist nicht im Bild – er sitzt derzeit aus geheimnisvollen Gründen im Knast. Vielleicht hatte er letzte Nacht zu viel Spaß? Auch egal, Ace von den Powerpuff Girls ist zum Glück zur Stelle und unterstützt die Verbleibenden am Bass.
Ähnlich wie einen die Afterrauschdepression oft zur teils schmerzhaften Selbstreflexion zwingt, konzentriert sich auch Mastermind 2D am Tag danach wieder auf seine Stärken als Songschreiber. Haben sie mit „Humanz“ noch sich selbst sowie ihre beinahe inflationär geladenen, hochkarätigen Gäste gefeiert und ihren Standpunkt im aktuellen Hip-Hop-Game mit ordentlich Überladung und Bling markiert, setzen die Gorillaz knapp ein Jahr später auf Temporeduktion, bittersüße Synthies, Albarns melancholischen Gesang, feinsinnige Beatarrangements und holen sich nur ganz gezielt Support von außen. Der sommerliche Vorbote „Humility“ bildet dabei eher die Ausnahme als die Regel, während in „Hollywood“ mit Snoop Dogg die letzten Ausläufer des Vorgängeralbums noch ganz leicht nachbeben. Der Grundtenor der Platte bleibt mit „Magic City“, „Fire Flies“ oder „One Percent“ ruhiger, reduzierter und nachdenklicher als zuvor.
Fazit: Wer zu „Humanz“ Party gemacht hat, kann „The Now Now“ getrost am Tag danach auflegen, um über sein Leben zu räsonieren. [AMY]