Auf jeder zweiten Webseite ein Interview, eine Story (bzw. was manche so nennen) eine Fotostrecke, ein Konzerterlebnis oder jegliche andere Art von Berichterstattung, die man sich so vorstellen kann. Und die Journaille geht nicht zimperlich um mit den vier Burschen von Tokio Hotel: von Sex- und Alkoholabenteuern hinter der Bühne ist da zu lesen, von unzähligen minderjährigen Groupies, und was sonst noch so dazugehört zum Rockstarstatus. Und Rockstars, das sind Tokio Hotel mittlerweile, frei nach dem Motto : “JUNG UND NICHT JUGENDFREI“.
Unvoreingenommen an diese Platte heranzugehen ist also beinahe ein Ding der Unmöglichkeit. Sehr hilfreich also, dass ich das Tagebuch meiner kleinen Schwester (Jennifer, 14) in ihrem „geheimen“ Kästchen gefunden habe: Folgendes möchte ich nun mit der geneigten Leserschaft teilen, bitte nichts verraten:
Eintrag, 29.03.2006:
Ob ich Mike heute wieder treffe? Ich hoffe es, aber irgendwie werd ich so rot wenn ich ihn seh, und er ist immer so komisch, besonders wenn seine Freunde dabei sind. Aber „irgendwann laufen wir zusammen, DURCH DEN MONSUN, dann wird alles gut“, ja irgendwann wird’s klappen. Wenns denn nur schon heute wär. Ich hab ja keine Zeit, und wie soll ich denn „die SEKUNDE LEBEN“ ohne ihn?
Oh nein, da ist wieder dieser bescheuerte Typ aus der vierten Klasse, „bitte lass uns keine FREUNDE BLEIBEN, ist besser als sich anzuschleimen“. Echt, der geht mir so auf die Nerven, und Isabella, meine beste Freundin ist noch dazu verliebt in den, „GEGEN MEINEN WILLEN“ versteht sich. Ach Mike, „RETTE MICH“, „ICH BIN NICH’ ICH wenn du nicht bei mir bist“
…
Große Pause. Endlich, das wurde auch Zeit heute, „DER LETZTE TAG“ dieser Woche, morgen ist Wochenende. Fortgehen darf ich wieder nur bis 10, wo soll man denn da hin? Aber bald bin ich eh 16, „die UNENDLICHKEIT ist nicht mehr weit“, zumindest nicht, wenns nach dem Wiener Jugendschutzgesetz geht.
Ach da geht er vorbei, mein „THEMA NR. 1“, hat er mich angeschaut? Naja, heut Abend im chat, vielleicht passts da, dann muss er auch nicht so schüchtern sein. Mein großer Bruder hat gesagt, dass viele Buben in diesem Alter noch nicht soweit sind, und um ihre Unsicherheit zu überspielen, machen sie einen auf supercool. Naja, irgendwie passt das, aber woher will der das denn wissen, der hat ja keine Ahnung wie das so ist. Da fällt mir ein, von dem sollte ich mir noch die „BEICHTE“ abnehmen lassen, ich hab gestern ja das Wasser auf seine Tastatur geschüttet. Naja der wird schon noch draufkommen.
Und jetzt noch 5 Stunden: „LASST UNS HIER RAUS!“
…
Bin heut eine Stunde früher gegangen, „WENN NICHTS MEHR GEHT“ hats sowieso keinen Sinn mehr, dem Lateinlehrer zuzuhören; dabei, gerade in Latein seh ich „SCHWARZ“. Aber jedes Mal wenn ich dieses Buch aufschlagen muss, geht es mir gleich: ich möchte „SCHREIen, so laut ich kann“.
(rira)
— Nobody