Lange Haare, Glockenhosen, die Gitarre gen Himmel gestreckt – das Cover von „Rise“ macht klar, worum es auf diesem Album geht. The Answer rocken dinosauriermäßig, als ob es Punk, New Wave und Grunge nie gegeben hätte und schließen nahtlos da an, wo Led Zeppelin und Free vor fast 30 Jahren aufgehört haben. Hat man in letzter Zeit ziemlich oft gehört? Stimmt, aber selten handwerklich so perfekt wie bei The Answer.
Natürlich lässt die Band nie Zweifel aufkommen, bei wem hier geklaut wird. Sänger Cormac Neeson klingt wie Paul Rodgers und sieht aus wie der Gewinner eines Robert Plant-Lookalike-Wettbewerbs. Trotzdem wirkt „Rise“ nie einfallslos, weil die vier Iren ein Riff nach dem anderen aus dem Ärmel schütteln als gebe es kein Morgen mehr und nur dieses eine Album, um sich der Welt zu beweisen. Alles, was auf einer Classic Rock-Platte nicht fehlen darf, ist hier vertreten: ein räudiger Bluesrocker („Memphis Water“), eine Feuerzeug-Ballade („Always“) und ein paar potentielle Hitsingles („Come Follow Me“, „Never Too Late“, „Under The Sky“). Dabei werfen sich The Answer in Rockstar-Posen und spicken ihre Songs ausgiebig mit Soli und Arena-tauglichen Refrains. Wenn sie das ganze beim nächsten Mal noch mit einem Schuss mehr Eigenständigkeit vermischten – wie es etwa die großartigen Black Crowes immer gemacht haben – könnte den Jungs eine richtig große Karriere und uns ein paar tolle Platten bevorstehen.
[reiner]
— Nobody