Interpol waren der heißeste Scheiß, die Fürsten der Finsternis. Kaum eine andere Indie-Rock-Band war kurz nach dem Millennium so begehrt und en vogue wie die des unnahbaren Paul Banks. Nach Besetzungswechsel und verkrampftem Gitarrenspiel veröffentlichen Interpol nun das beste Album seit „Our Love to Admire“. Heißer Scheiß!
Jede Bauerndisco weiß Bescheid: Die fetten Indie-Rock-Jahre sind vorbei! Was zur Jahrtausendwende bei keiner durchfeierten Nacht fehlen durfte, reicht heute nur mehr für ein leichtes Fußwippen. Die Zeiten ändern sich. Mit diesem Phänomen mussten sich auch die Herren Paul Banks, Daniel Kessler und Sam Fogarino von Interpol auseinandersetzen. Nach den drei grandiosen Studioalben „Turn On the Lights“, „Antics“ und „Our Love to Admire“ folgte ein selbstbetitelter, aber uninspirierter Bauchfleck. Gründungsmitglied Carlos Dengler verließ darauf bekanntlich die Band. Fans der ersten Stunde befürchteten einen starken Niveauverlust und konnten nur bedingt eines Besseren belehrt werden. Die allgemeine Verunsicherung war dem verbliebenen Trio anzuhören. Zwar gelang Interpol hin und wieder eine nette Nummer fürs Repertoire, insgesamt fehlten aber die künstlerische Leichtigkeit und die unverkennbare Schwermut aus den Anfangsjahren.
„Marauder“ ist keine Revolution, jedoch eine Renaissance. Die New Yorker Musikfreunde haben wieder Spaß an der Sache, drücken ordentlich aufs Gitarrenpedal und liefern ganz feine Klangkost ab. Chapeau! Vor allem Drummer Sam Fogarino hat sich zur ultimativen Rhythmuswaffe entwickelt. Er treibt und trommelt Interpol voran, während sich Lebemann Paul Banks öffnet wie nie zuvor. Die scharfen Riffs von Daniel Kessler waren sowieso noch nie für die Bauerndisco bestimmt. Es bleibt also mehr als spannend: Indie-Rock ist tot – lang lebe Indie-Rock! [PHIPS]