Moz oder Mozzer, wie ihn seine Fans auch gerne nennen, hat Neues aus seiner Künstlerschmiede unterm Arm. Der ehemalige The Smiths-Frontmann hat den etwas eisernen Klang des 80er-Jahre-Post-Punk seiner alten Schmiedekombo zwar nicht vergessen, „Low In High School“ greift aber selbstverständlich nicht nur darauf zurück. Wo Morrissey draufsteht, da lebt auch selbiges genau davon: Von ihm selbst. So könnte er die Hallen seiner Konzerte allein mit seinem Ego füllen, tut dies aber vor allem mit dem, was ihn zu einer Kapitale der Populärindustrie gemacht hat: seine kontroversen Texte, seine humorige Selbstironie, seine politischen Provokationen und seine sexuellen Konnotationen. Man weiß eigentlich, was man zu erwarten hat, gleichzeitig aber auch wieder nicht. So wie immer. Ein Widerspruch in sich, wie der Künstler selbst. Morrissey bleibt auf „Low In High School“ der launische Geschichtenerzähler des Alltags, der grinsende Hofnarr der Politik, der sarkastische Moderator einer kaputten Gesellschaft. Man kann sich mit dem Titel „The Girl From Tel-Aviv Who Wouldn’t Kneel“ ein Bild dazu machen. Dabei ist er aber nicht der Erste, der den Rhythmus des Tangos zur Unterstreichung seines Zynismus inszeniert. Das hat Fendrich auch schon gemacht. Morrissey – Autor, Singersongwriter, Lyriker, Institution und streitbares Gesamtkunstwerk – bringt als Ikone aber vor allem eines mit: Eier! Auf „Low In High School“ hört man das. Musikalisch ist das neue Album nämlich ein Spiegel dessen, was neben all seinen provokativen Nebeneffekten die wahre Größe des Briten ausmacht: instrumentale Diversität, erhabene Arrangements, Morrisseys dramatische Interpretationen derselben sowie eine Produktion, die vom Brachialen bis hin zum Antiseptischen reicht. Kurzweiliger Indie Pop – der alte Morrissey ganz modern. [ZTIRF]
— Amy Mahmoudi Morrissey
Low In High School
Lautstärke
Shortcut FASZINIEREND
Highlight „SPENT THE DAY IN BED“
Connection THE SMITHS