Man mag von BLIND PETITION halten was man will, aber die Band besteht seit wahnsinnigen 40 Jahren und deren Gründer und Mastermind Hannes „Fusel“ Bartsch blickt in „Keine Gnade“ höchst amüsant und gekonnt von Andi Appel in Worte gefasst, auf ein mehr als bewegtes Musikerleben zurück. Und die Lebensgeschichte des Hannes aus dem 10. Wiener Gemeindebezirk, der mit seiner Band (völlig zu Unrecht) eher milde belächelt als gefeiert wurde, liest sich mehr wie ein Abenteuerroman als eine Bandbiografie. „Das ist passiert“, gibt uns Buchautor Andi Appel zu Protokoll, „aber das Leben des ‘Fusel‘ war ja auch ein einziges Abenteuer“. In der Tat! Man darf sich wundern, wie viel Alkohol in einem menschlichen Körper überhaupt Platz hat, wie es sich so anfühlt in Moskau vor über 50.000 Wahnsinnigen gleich zweimal abzurocken oder in Mödling vor 25 Nasen einen desaströsen Auftritt hinzulegen. „Viele Passagen des Buches entstanden in stundenlangen Sitzungen mit dem Fusel, aber auch seine komplette BLIND PETITION-Sammlung bzw. diverse Zeitzeugen haben mich unterstützt“, weiß der Autor zu erzählen. „Keine Gnade“ erscheint im Resonance Verlag (www.keinegnade. at) und weiß nicht nur ob seines flotten Erzählstils, sondern auch mit einem sehr bewegenden Vorwort von Christian Kolonovits zu überzeugen. [REINHOLD REITHER]