Nach der „Evolution I“ kommt die „Evolution II“, no na. Was zunächst völlig logisch klingt, ist bei genauem Hinhören viel mehr als die chronologische Weiterentwicklung einer der spannendsten heimischen Künstlerinnen. Die besagte Evolution bedeutet tiefgreifendes musikalisches wie persönliches Wachstum und eine selbstermächtigende Befreiung von äußeren Erwartungen.
Die Grenzenlosigkeit, PAENDAs oberste Prämisse, bezog sich von Anfang an nicht nur auf ihren enormen Arbeitseifer, sondern vor allem auf den beeindruckenden Spagat zwischen Elektronik und Hip-Hop, Pop und Techno, Underground und Mainstream. Während „Evolution I“ 2018 mit vielen technischen Spielerein und anspruchsvollen Arrangements beeindruckte, darf sich PAENDA auf dem Nachfolger knapp ein Jahr später einfach fallen lassen – in ihre Rolle als zeitgeistige Pop-Künstlerin, die genau weiß, was sie will.
Dabei personifiziert die Powerfrau vom ersten bis zum letzten Song Selbstbestimmung, Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen. Doch der Weg dorthin führt zwangsläufig erst mal durch den Schmerz und die Zweifel, um getragen von mitreißenden Melodien und eingängigen Soundstrukturen auf der anderen Seite als gestärkte, gereifte, gewachsene Frau herauszukommen. Dieser Mut zur Verletzlichkeit ist Empowerment pur, das gleichermaßen berührt und bestärkt. Da streckt sie den Kritikern mit „I Like The Way You Hate Me“ grinsend den musikalischen Mittelfinger entgegen, dort steht sie mit „Love Myself“ für sich und ihre Bedürfnisse ein, während „Like A Domino“, „So Loud“, „Limits“ oder „Everything I’m Not“ gesellschaftliche Konventionen anprangern.
„Evolution II“ ist das selbst geschriebene und produzierte Statement einer großartigen Künstlerin, die keine Angst vor Geradlinigkeit hat und Österreichs erste wirkliche Grande Dame des Pop werden könnte.
— Amy Mahmoudi