„Great music from Great Britain” teilt der Sticker auf dem Cover mit. Hm. bedenkt man den Trend unserer Zeit und der besagten geographischen Lage, lässt sich vermuten, es wird sich wohl um eine Lederjacken tragende, in knallengen Röhrenhosen steckende, mit Buttons zugepflasterte Band aus ebendort handeln, die sich musikalisch in Garagen-Punk-Gefilden umtreibt. Gar nicht so falsch gedacht, zumindest entstehen durch die Bildersuche auf Google keine größeren Überraschungsmomente. Die Meinung „alles eh schon tausendmal gehört“, ist schnell gefasst. Aber: diese weicht nach den ersten paar Minuten des Albums einem anderen Eindruck: obwohl sich die Fratellis genremäßig nahtlos neben Kollegen wie u. a. die „Dirty Pretty Things“ einfügen lassen, vermitteln sie einen gewissen Charme, der sie vielleicht um den Schuss schottischen Whiskeys von ihren Artverwandten unterscheidet. (richtig: die Fratellis stammen aus Glasgow). Unter den ersten 5 stücken fallen das gutgelaunte „Flatrate“ auf und die zum angetrunkenen mitschunkeln einladende Ballade „Whistle fort he choir“, die einen noch lange später zum pfeifenden Umherwandeln zwingt. Und mit „Chelsea dagger“ haben die Fratellis ohnehin schon längst die Tanzflächen der Indie-Clubs für sich erobert. Leider kann das Album den Kurs, den es in der erfreulichen ersten Hälfte vorgegeben hat, nicht bis zum Ende halten. Je nach Mentalität und Einstellung kann man den Stücken nach der Halbzeit die Attribute „austauschbar und beliebig“ oder „unkompliziert und eingängig“ beifügen. Quetscht euch in Hosen, dass die Nähte krachen und wippt euer seitengescheiteltes Haupt dazu. Mit dem Schlusstrack blitzt dann noch mal etwas von dem anfangs erwähnten Charme durch, ob sich die Fratellis damit auf Dauer unter den zahlreichen Gefährten behaupten können, wird sich weisen. (evi)
— Nobody The Fratellis
Costello Music
Island (universal)