Fr, 21. Apr 2017

Parov Stelar 'The Burning Spider'

Album der Woche #16

Der folgende Satz bekommt keinen Applaus für besonderen Einfallsreichtum, aber wenigstens stimmt die Aussage zu einhundert Prozent: Marcus Füreder alias Parov Stelar hat jetzt den Blues. Zum Glück! Auch der wildeste Electroswing hat einmal ein Ende – denn nur die Wurst hat ja bekanntlich zwei.

Nach einem kommerziellen sowie künstlerischen eher mauen Sammelwerk namens „The Demon Diaries“ versucht der international gefragte Produzent aus dem Mühlviertel eine klangliche Typveränderung. Dazu holt er sich die gesangliche Hilfe von seiner bezaubernden Frau Lilja Bloom und dem Goldkehlchen Anduze aus dem Sonnenstaat Kalifornien. Damit setzt Parov Stelar auf die richtigen Pferde bzw. Stimmen. Die euphorisch verträumte Ansage „Step Two“ oder das rebellische Manifest „State of The Union“ gehören zu den akustischen Highlights seines neuen Albums. Hurra, die Spinne brennt!

Und was ist jetzt mit dem anfangs erwähnten Blues? Aufgemerkt: Parov Stelar erweckt längst verstorbene Stilikonen wie Lightnin Hopkins, Muddy Waters, Wingy Manone oder Stuff Smith wieder zum musikalischen Leben – gesampelt und gemixt, nicht gerührt! Daraus entstehen vitalisierende Arrangements für Tanzkörper und Kreislauf – kurzweilig, wohlbekömmlich aber dennoch immer mit der nötigen Spannung. Das Rezept, Musik aus dem Jenseits ins moderne Hier und Jetzt zu befördern, ist allgemein bekannt – im Fall von Bluesmusik siehe bzw. höre auch Caravan Palace. Marcus Füreder gelingt es aber, allen neuen Produktionen eine unverwechselbare Note und einen besonderen Reiz zu verleihen. „The Burning Spider“ ist keine Neuerfindung elektronischer Tanzmusik, dafür aber ein beachtlicher Befreiungsschlag aus der Genrebezeichnung „Electroswing“, die für den oberösterreichischen Perfektionisten schon immer zu kurz gegriffen hat. Applause für „The Burning Spider“!

EBENFALLS DIESE WOCHE NEU IM GUT SORTIERTEN PLATTENREGAL:

  • 5/8erl in Ehr’n
: Duft der Männer
  • Angaleena Presley: Wrangled
  • Ankathie Koi: I Hate the Way You Chew
  • Arto Lindsay: Cuidado Madame
  • Brad Paisley: Love And War
  • GAS: Narkopop
  • Have Mercy: Make The Best Of It
  • Incubus: 8
  • Jason Eady: Jason Eady
  • Joe Goddard: Electric Lines
  • Justin Walter: Unseen Forces
  • Matt And Sam’s Brother: My Brain Hurts A Lot
  • Maxïmo Park: Risk To Exist
  • Overcoats: Young
  • Ray Davies: Americana
  • Ron Sexsmith: The Last Rider
  • Sheryl Crow: Be Myself
  • The Black Angels: Death Song
  • The Legends: Nightshift
  • Tobias: Eyes In The Center
  • Tom Schilling & The Jazz Kids: Vilnius
  • Woods: Love Is Love