So, 24. Mai 2009

New Hot Music Shit (6te Ausgabe)

Pack die Badehose ein und dein kleines Schwesterlein – und deine qualitativ hochwertige Outdoor-Mini-Anlage und dann hören wir uns den neuesten heisßen Scheiß an! Draussen am See oder im Park oder auf dem Weg zum Festival! Kalifornischer Punkrock, ironisch gebrochener Experimental-Pop, zarte Damen und wilde Maturanten. Kitsch und Konsens, Flip without Flop, hier die neue Sommer-Kollektion:

OFFICIAL SECRETS ACT – Entdeckt Und Verraten

Eigentlich waren englische Bands letztes Jahr auf den Indie-Tanzflächen wenig zu hören. The Killers (USA), MGTM (USA), selbst ein Peter Fox (DE) haben eher für Furore gesorgt als die Beatles-Nachkommen. Nun schlägt das Königreich zurück: Official Secrets Act, nach dem Gesetz zur Bewahrung der Staatsgeheimnisse benannt, sind lyrisch, vertanzt, melodisch und – unwiderstehlich.
Ursprünglich als Trio auf den Franz Ferdinand-Zug aufgesprungen, steuern die Londoner (mittlerweile als Quartett) ihren Zugwaggon in eine eigenständige Richtung, wo poetische Lyrik, nachdenkliche Texte und wunderbare Harmonien zu finden sind. 
Dabei besteht kein Zweifel daran, dass Tom, Michael, Lawrence und Alexeander “very English‘ sind. Das macht sich bei ihrer Faszination für die britischen Militärsiege (und -niederlagen), der Kenntnis der Renaissance-Literatur und der Liebe zum britischen Nachkriegstheater genauso bemerkbar, wie am übermäßigen Verzehr der The Libertines-Platten. Ob all das hinter dem Geheimnis ihrer mitreißenden Melodien steckt? Who knows. Ein gut behütetes Geheimnis Englands sind sie selbst zum Glück nicht mehr!

Für Fans von: Guillemots, The Wombats
www.myspace.com/officialsecretsact

SKY LARKIN – Süss Und Rotzig

Das Erste, was bei dieser Combo aus Leeds auffällt: die zarte, jedoch kräftige Frauenstimme. 
Ist das Björk? Oder Rilo Kiley? Nein, nein. Es ist eine Katie, genauer Katie Harkin, Kunstgeschichte-Uni-Absolventin. Zuhause in Leeds würde wahrscheinlich keiner vermuten, dass sich hinter dem „the girl next door“-Erscheinungsbild eine der würdigsten Nachfolgerinnen der drogenfreien Courtney Love versteckt. Gemeinsam mit den Jungs Nestor und Douglas zaubert Katie unter dem Bandnamen Sky Larkin Gitarrensounds, die Herzen der Liebhaber des alten amerikanischen Indierocks der neunziger Jahre höher schlagen lassen. 
Die subtilen Melodien, die gleich im nächsten Moment direkt in die Fresse gehen, machen neben Katies Stimme den Charme von Sky Larkin aus. Dieser rotzt vor lauter Süßein und fängt einen in sein Netz ein – ob man will oder nicht!

Für Fans von: The Ting Tings, Björk, Spinnerette 
www.myspace.com/skylarkinskylarkin

THE SOFT PACK – Punkweicheier

San Diego ist ein hartes Pflaster: ständige Hitze und viele Immigranten scheinen ein guter Nährboden für gläubige Populisten und Ausländerhasser zu sein. Aber auch für Bands, die etwas dagegen zu sagen haben.
The Soft Pack haben sich ursprünglich The Muslims genannt und für Wirbel gesorgt. Nur leider mussten sie unter dem Namen mehr über Politik reden als über ihre Musik, weshalb sie kurzer Hand vor der Veröffentlichung ihres Erstlings den Namen zu The Soft Pack änderten. 
Diese Namensänderung ist zwar unter den Fans etwas umstritten, die Musik ist zum Glück gleich brillant geblieben: knapp, melodisch und auf den Punkt gespielt. Ein Paar Flirts in Richtung The Stooges, The Strokes und Pavement sind dabei. In England werden sie schon abgefeiert – höchste Zeit, dass der Kontinent nachzieht. Dann können wir ihnen statt der Frage „Warum sie The Muslims heißen?“ genau die umgekehrte Frage stellen. Selber schuld.

Für Fans von: The Strokes, Sex Pistols, Adam Green
www.myspace.com/thesoftpack

THE DØ – DØ The Mashup!

Eigentlich wollten sie gemeinsam Kunstfilmchen drehen und ein bisschen basteln, auf einmal wurde eine Band daraus! Die aus Finnland stammende Olivia Merilahti und der Franzose Dan Levy sehen nicht nur beide unfassbar gut aus, sondern machen extrem   eingängigen Folk-Pop.Da wird gerappt, geschluchzt, gegeigt und getrommelt was die Stimme bzw. der der Instrumenten-Schrank hergibt. Das Ergebnis ist so abwechslungsreich, dass der Hörer zwischendurch ernsthaft daran zweifelt ob es sich durchgehend um ein und dieselbe Band handelt.
Zärtliche Popballaden, ironische Hip-Hop-Verarsche und verschwurbelter Grunge-Funk, klingt komisch – geht aber. Auch wenn hier dutzende Genres in einen grossen Kochtopf geworfen werden, so haben alle Lieder eines gemeinsam: Sie sind sehr eingängig und verfügen über ein enormes Ohrwurm-Potential.
In Frankreich schafften sie es, selbst komplett überrascht, auf Platz 1 der Album-Charts, hierzulande sind sie noch ein Geheimtipp. Noch. Komm, spiel mit! 

Für Fans von: Of Montreal, CocoRosie, Tilly and the Wall
www.myspace.com/thedoband

THE KILLIANS – Junge Hunde

Dinslaken, eine Kleinstadt im deutschen Ruhrpott. Klingt nicht gerade nach der Brutstätte des Rock’n Roll schlechthin. Was als Schulprojekt begann,wurde mit viel Fleiss und Ausdauer zu einer waschechten Gitarrenband, die Vergleiche mit schwedischen oder englischen Kollegen nicht fürchten muss. Das erkannte auch Thees Uhlmann (Tomte), der die Burschen nicht nur ordentlich protegierte sondern auch inzwischen ihr Manager ist.
Die jugendliche Rauchigkeit in der Stimme von Sänger  Simon den Hartog, diese Dringlichkeit rocken zu wollen, kommt vom Herzen. Das merkt man vom ersten Takt an. Das klingt vielleicht Einen Tick zu gewollt klingt es vielleicht nach den ganz offensichtlichen musikalischen Vorbildern, doch wenn zum Beispiel eine Lob-Hymne auf die Heimatstadt ( „Hometown“) angestimmt wird, ist man fast schon gerührt und auf jeden Fall milder gestimmt. 
Die Gitarren bringen die Füsse zum Springen, die Texte bestechen durch hohe Mitsingqualität und auch Anhimmeln ist bei den Kilians quasi aufgelegt. Fünf zottelige „ Indie-Zniachterl“, die Teenie-Groupie-Phantasien anregen und musikalisch nicht zu beanstanden sind.

Für Fans von: Mando Diao, Dirty Pretty Things, The Strokes
www.myspace.com/thekillians

LA ROUX – Synthy und Kinky 

Im letzten Heft wurde an dieser Stelle die Electro-Prinzessin Little Boots vorgestellt. Als ihre ärgste Konkurrentin in England gilt momentan die 20-jährige Elly Jackson, die zusammen mit Musikcrack Ben Langmaid als „La Roux“ antritt.
Während der Bandname eine Reminiszenz an Ellys burschikosen Haarschopf ist (franz. = die Rothaarige), wurde die Inspiration zum Sound unverkennbar aus der Eighties-Synthie-Pop-Kiste geklaut.
Wie Frau Jackson in Interviews verlauten lässt, geht es ihr um einen neuen Mut zur Emotion in der Popmusik, Gitarrenrock sei so 2002, Synthesizer rules!
Das Ergebnis sind extrem catchy Songs voll düsterer Sexyness, die das Ohr betört. Genauso wie der komplette Look, der sich im Art-work und in den Videos wieder spiegelt. Eine wavige Mischung aus Sonnenuntergangs-Fototapete und Miami-Vice-Optik, trés cool!
They don’t play guitars und das macht gar nix…

Für Fans von: Little Boots, Ladyhawke, Empire of the Sun
www.myspace.com/laroux