Sa, 28. Mai 2011

New Hot Music Shit (18te Ausgabe)

Tschacka-Tschacka, endlich Sonnäää! Alles sprießt und gedeiht aufs Neue, so auch zarte Rock-Pflänzelein und bunte Folk-Blümelein… Kitsuné-Popper und Weltenbummler-Chanteusen tanzen Ringelreihen mit ironisierenden Hip-Hop-Hustlern und Noize-Rockern. Die Reise geht von Island über Dänemark, nach New York mit Zwischenstop Barcelona – Berlin, London und Tadschikistan. Na gut, dahin vielleicht nicht, aber das wär doch auch mal was…

Who Knew

„Island, oh du kalte Insel mit hügeliger Landschaft, deine ernste Miene inspiriert deine Söhne zum Musizieren“ – und dann klingen alle wie Sigur Ros. Denkste. Who Knew, dem sechsköpfigen Musikverein aus Island, sind die unendlichen Weiten der Natur und die scheinbare Seriosität des Landes total Banane. Mit ihrer Musik verbreiten sie viel mehr die Glücksgefühle, die man von einem schokoüberzuckerten Kind erwarten würde, und wollen generell lieber zu Hyperglückseligkeit inspirieren, statt sich über die Fadesse der dunklen Wintermonate zu beschweren. Die daraus entstehenden Sommergefühle sind so schön, dass man fast glauben könnte, dass der isländische Tourismusverband ihre Aufnahmen finanziert hätte, um dem Land ein sonnigeres Image zu verpassen. Und auch wenn Who Knew manchmal den Kanadiern von Wolf Parade zum Verwechseln ähnlich klingen, lieben wir die Musik dieser Naturburschen, samt ihrer roten Backen.

Link: www.myspace.com/wellwhoknew
Für Fans von: Arcade Fire, Wolf Parade


 

Is Tropical

Was zuerst ins Auge sticht bei diesen drei Knaben aus London? Dass man sie nicht erkennt. Ähnlich wie Daft Punkt – mit etwas zeitgemäßeren Verhüllungen (Perücken, Kimono-Stoffe, Papageien) – machen sie ihre Identität unkenntlich. Aber das ist nicht weiter schlimm, denn die Musik spricht für sich: Treibender Sound, handgezimmerte Percussion und Gitarren-Bretter vom Feinsten bauen sich auf zu einem monumentalen Tanz-Manifest, das seinesgleichen sucht. Manchmal erinnert das Hämmern an die Talking Heads, dann wieder tauchen aus dem Nichts verspielte 80er-Jahre-Pop-Wolken auf, die von den zwei Gitarren jäh niedergemäht werden. So gegensätzlich die Stil-Elemente auch anmuten mögen, Is Tropical schaffen es doch mit jedem Song neu, eine berauschende Homogenität zu erzeugen. Und live sollen sie der absolute Hammer sein, wir sind gespannt!

 

Für Fans von: Klaxons, Crystal Fighters, Egyptian HipHop

Link: http://istropical.com

Album: Native To (Kitsuné / VÖ: 10.06.2011)

 


 

Treefight For Sunlight

Kennst du das: Ein Song beginnt und dein Bauch verwandelt sich innerhalb der ersten 3 Sekunden in eine mit Schmetterlingen und Sonnenschein überflutete grüne Wiese auf der du wie ein Blumenkind herumläufst? So ungefähr fühlt sich der Bauch an, wenn Treefight For Sunlight das Ruder übernehmen: fröhlich, einfach und unkompliziert. Wer würde sich dabei denken, dass hier Dänen am Werk sind, die Sonnenwiesen dank der meteorologischen Gegebenheiten zuhause eher wenig gewöhnt sind. Doch genau diese Kindergartenfreunde aus Dänemark – Mathias, Morten, Christian und Niels – haben die Sonnensucht und die Liebe der 60er Jahre zu ihrer Lebensphilosophie gemacht und gießen diese unaufhaltbar in ihre Musik hinein. Selber geben sie dann schon zu, dass sich das alles wie „schlimmster Hippie-Scheiß“ anhört, doch wenn man ihnen „Neo-Hippies“ auf der Straße nachruft, grinsen sie wiederrum gerne von Ohr zu Ohr. Jaja, Liebe und all das – „das ist einfach was Gutes“.

 

Link: www.treefightforsunlight.com

Für Fans von: Fleet Foxes, Belle & Sebastian

 


 

Das Racist

Also hier weiß man erst einmal gar nicht woran man ist. Zwei durchgeknallte Typen aus New York, live noch unterstützt von einem Hype Man (der Stimmungsanheizer bei HipHop Shows) rappen über Pizza Hut, dekonstruieren alle nur erdenklichen vorherrschenden Klischees, samplen alles was nicht bei drei auf den Bäumen ist und gelten über Nacht als der neueste heiße Underground-Scheiß.

 

Auf gut Deutsch: Dadaismus pur. Ein Kunstgeschöpf, ein Kuckucksei der Rap-Industrie, so abwegig und gleichzeitig so gut. Da darf Jim Morrison auferstehen, Quincy Jones Befehle erteilen und Diplo elektronisches Gewurle mit reinschmeißen. Die Features auf den beiden ersten, gratis ins Netz gestellten Alben „Shut up, Dude“ und „Sit down, Man“ sind so mannigfach, allein daran lässt sich ablesen mit welcher Lichtgeschwindigkeit sich der Coolness-Aufstieg der Jungs innerhalb der Musikbranche in den letzten 3 Jahren vollzogen hat. Im Juni kommt das erste „richtige“ (ergo käuflich zu erwerbende) Album – es darf gelacht werden.

 

Für Fans von: unvergleichbar

Link: http://dasracist.net

Album: Relax (Eigenlabel / VÖ: voraussichtlich Juni 2011)

 


 

Mazes

Wer hat Pavement vermisst? The Lemonheads oder Dinosaur Jr. vielleicht? Für diejenigen, die zu jung waren, um diese Post-Punk-Indiebands zu kennen und zu lieben, gibt es Nachhilfe in Form von Mazes (nebst den in der letzten Aufgabe hochgelobten Yuck, übrigens). Denn dort, wo Steve Malkmus nie aufgehört hat, machen Mazes aus Manchester jetzt glaubwürdig weiter: Sie verbinden tolle Melodien mit noisigen Gitarren-Hooks und legen noch eine zynisch-gequälte Nerd-Stimme mit scheinbar alltagsbanalen Texten drüber, die aber in Wahrheit von der echten (ja, echten!) Tiefe der Indieseele spricht. Das passt alles perfekt zusammen, ist amüsant und wohltuend zugleich und bewährt sich sowohl live als auch auf Platte. Nein, Mazes haben das Indie-Lo-Fi-Labyrinth nicht selbst erfunden, aber sie kennen sich darin verdammt gut aus. „A Thousend Heys“ ist am 11.04. auf Fat Cat Records erschienen.

 

Link: www.myspace.com/mazesmazesmazes

Für Fans von: Pavement, Dinosaur Jr.

 


 

Chloe

Es war einmal ein Mädchen, das auszog um die Welt zu sehen. Erst ging es nach Amerika, wo Chloe anfing erste Songs zu schreiben. Weiter nach Barcelona, Lebenserfahrung und Inspiration sammeln, Geschichten erleben, Geschichten erfinden. Nun ist sie nach Berlin, ihre eigentliche Heimat, zurückgekehrt und singt wunderschöne Balladen. Mal geht es um heimliche Affären, mal um die kleine Schwester, die so viel weiser erscheint als sie selbst. Die Arrangements sind einfach, Gitarre und Engelsstimme, manchmal etwas aufgepeppt mit kaum wahrnehmbarer Feinelektronik.

 

Lieder, die nach großer Einsamkeit klingen, nach einem Leben auf der Straße, nach verlorener Jugend. Bittersüße Seelen-Hymnen die selbst an einem heißen Frühlingstag für wohlige Gänsehaut sorgen…

 

Für Fans von: Cat Power, Fiona Apple, Charlotte Gainsbourg

Link: http://chloemusic.de

Album: These Streets EP (Snowhite / VÖ: 27.05.2011)