Folk, Synthies, Drummachine
New Hot Music Shit #61
Ein Wiener mit Band, drei Waver aus Winchester, UK und Berlin, ein Schwede, der mit allen kann und zwei Piefkes, die gern mit Drummachines und echten Leuten spielen – diesmal ist alles dabei. Was sie vereint: Jeder musiziert echt und von Herzen und hat schon eine kleine Vergangenheit im Business hinter sich. Keine Castingsache, keine One-Off-Chance. Alle Protagonisten stecken viel Herzblut in ihre Musik und kommen nun mit tollen Debüts um die Ecke. Prädikat: Hörenswert!
BRTHR
Folk aus Stuttgart
Stuttgart – bei den Piefkes ist das gleichgesetzt mit Mercedes Benz, HipHop und Kohle. BRTHR geht da nicht mit. Eher schlägt der Bruder in Richtung Bon Iver, José Gonzáles oder Van Morrison. Philipp Eißler und Joscha Brettschneider sind zwar keine Brüder, aber BRTHR. Und Familie im Geiste mit allen Bluesies, Folkies und akustischen Gitarrenlovern. Philipp ist der Songwriter und am Stuttgarter Konservatorium. Das macht aber nix, denn der Junge spielt, als ob er auf der Straße aufgewachsen wäre. Außerdem haben BRTHR eine Drummachine in ihre Band mit aufgenommen, die die Parameter in Richtung JJ Cale verschiebt. Und was für den Großmeister gut genug war, soll für die Boys erst der Anfang sein. Sie knattern repetitiv und minimalistisch dahin und scheren sich nicht um großen Wirbel: Weniger ist mehr. Sehr erwachsen wirken die Mittzwanziger in ihrer Gitarren-Folk-Blues-Welt, was ihrer Sexiness keinen Abbruch tut. Seit BRTHR im Vorprogramm von Young Rebel Set anfing, hat sich viel getan: BRTHR ist jetzt Hauptprogramm.
Für Fans von: Bon Iver, Matthew White, JJ Cale
Link: www.facebook.com/brthrmusic
Aktueller Release: ‚Strange Nights‘
Knight$
Italo Popwave aus Winchester
Knight$ ist das brandneue Projekt von James Knights, der einigen aus seinen Tagen mit Scarlett Soho und I Am X bekannt sein dürfte. Vor einem Jahr trennte sich Scarlett Soho. Scarlett, etwas ausgebrannt, sagte: ‚Oh dear, ich kann nicht mehr. Touren, aufnehmen, touren. Ich bin raus.‘ Der Verlust der Band traf James hart und nachein paar unmusikalischen Monaten war für ihn klar, dasser zurück muss – auf die Bühne und ins Studio. Er gründete Knight$ und fand quasi wieder zu sich selber. ‚Ich habe mir die Musik angehört, die ich nun mache, und dachte mir – klar, das bin ich! Genau das bin ich! Ich liebe Synth, Wave und Disco. Und das, was ich machen will, ist mein Italo-Disco-Ich endlich rauslassen.‘ Gesagt, getan. Mit den Produzenten Martin Dubka und Maethelvin und einer immensen Auswahl an originalen Synthesizern schraubte James an den Tracks, die Moroder-mässig schnurren und das Vermächtnis eines Fancy oder Ken Laszlo zelebrieren. Super viel Spaß macht auch sein Video zu ‚What’s your poison?‘!
Für Fans von: Chromeo, Ken Laszlo, Mito
Link: www.facebook.com/Knights101
Aktueller Release: ‚What’s Your Poison‘
Anders Enda Barnet
Schwedischer Piano-Pop
Stell dir vor, Bruce Springsteen und Billy Joel hätten einen Sohn, der keinem von beiden ähnlich sieht – in der Tat sieht Anders nämlich ziemlich lecker aus – und sich die besten Einflüsse der Papas schnappt, zum zehnten Geburtstag ein Klavier geschenkt kriegt, mit fünfzehn den Schlüssel zum örtlichen Synthiemuseum bekommt und mit achtzehn die Plattensammlung beider Väter rückwärts spielen kann. Anders war ziemlich gefragt in seinem Freundeskreis und machte dauernd in den Bands anderer mit, weil sich keiner den Ausnahme-Pianisten und Musiker entgehen lassen wollte. So spielte er bei Maia Hirasawa, Daniel Johnston und Kirstoffer And The Harbour Heads. Bis er endlich aus dem Schatten seiner Freunde stieg, um sein eigenes Brot zu backen. Schlicht unter eigenem Namen hat Anders nun ein Album veröffentlicht, das eine schöne Bandbreite hat und doch wunderbar geschlossen wirkt. Viel Klavier, Synthies, klassische Songs– da geht auch dem Lumineers-Fan, der sich zu den Tasten hingezogen fühlt, das Herz auf.
Für Fans von: War On Drugs, Dennis Wilson, Billy Joel
Link: www.facebook.com/andersendabarnet
Aktueller Release: ‚I Was Quiet‘
Attic Giant
Schöner Slowcore-Folk aus Wien
Augen zu und mit Attic Giant eine Zeitreise zurück in die 90er zu Slowdive, Mojave 3 und direkt in die Arme von Neil Halstead machen. Ach, ist das schön und übrigens ein Kompliment allererster Güte, werter Daniel Tischler. Auch wenn der Musikexpress schon den neuen Bon Iver ausgerufen hat, geht Tischlers Musik aka Attic Giant viel weiter zurück – nämlich zu ebenjenen Helden des Shoegaze und des Post- und Slowcore, die das Herz mit ein paar Akkorden, leicht verhalltem Gesang und verzehrender Melancholie schmelzen lassen. Attic Giant könnte sich in diese Garde einreihen. Die erste Single ‚IO‘ lässt nur das Beste hoffen: Kammerpop, skandinavische Ästhetik, Kristoffer Aström zu Northern Blues Zeiten und verqueres Genie à la Mark Linkous‘ Sparklehorse klingen an. Auf meiner Seite herrscht größte Begeisterung! Ich wünsche Attic Giant alles, was sein Herz begehrt und gebe ihm meines gleich mit. Die nächste große Austria-Hoffnung!
Für Fans von: Mojave 3, Slowdive, Bon Iver
Link: www.facebook.com/atticgiant
Aktueller Release: ‚Flush‘ Frühjahr 2017