Fr, 9. Dez 2016

VOLUME Jahrescharts 2016

Amys Alben des Jahres

Es wird kälter, die Tage werden kürzer und die Releases pro Woche werden immer weniger. Es ist also an der Zeit, das musikalische Jahr Revue passieren zu lassen, und aus all den wunderbaren Veröffentlichungen die besten Platten noch einmal aufzulegen. Jede Woche präsentiert euch ein Mitglied der VOLUME Musikredaktion seine/ihre Top 3 des Jahres 2016. Diesmal schlägt das Punkrock-Herz von Amy drei Mal lauter!

PUP ‚The Dream Is Over‘

Der Traum ist vorbei! Mit diesen desillusionierenden Worten verkündete ein Arzt das Ende von PUP, als Sänger Stefan Babcock bei ihm wegen einer Zyste an den Stimmbändern in Behandlung war. Es ist also vorbei? Von wegen! Der Traum lebt und streckt einem (und dem Herrn Doktor) mit rebellischer Trotzigkeit den plakativen Stinkefinger entgegen. Resignation und Akzeptanz oszillieren in schrägen Rhythmen und brutal ehrlichen Texten, während Anspannung, Neurosen und Emotionen in harmonischer Melodik fast greifbar scheinen. Im nächsten Moment verblassen die Narben der Realität zwischen kantigen Hymnen und leidenschaftlich-direkten Hardcore-Punk-Nummern, deren düstere Untergangsstimmung und gleichzeitig überschäumende Energie klischeehaft bestätigen: Was dich nicht umbringt, macht dich stärker!

Apologies, I Have None ‚Pharmacie‘

Die Diagnose: Der rasche Verfall geistiger Gesundheit und dessen Auswirkungen auf ein eng verbandeltes Liebespaar – schwerer Stoff, der dermaßen vielschichtig ist wie das jeweilige Krankheitsbild selbst. Die Medizin: Melancholische bis zerstörerische Gitarren, eine druckvolle Rhythmusfraktion, filigrane Klaviermelodien, die punktuell wie eine beruhigende Umarmung wirken, und McKenzies einfühlsame bis frustrierte Stimme, deren Dringlichkeit so intensiv und impulsiv scheint wie Emotionen an sich. Der Befund: Ein betäubender Soundcocktail, der sofort ins Blut und damit ans Herz geht. Apologies, I Have None konfrontieren ihre Hörerschaft mit Licht und Schatten und diagnostizieren deren Gegensätze so klar und ausgereift, dass die Chancen auf Heilung gut stehen. Denn selten war Punk so hoffnungslos wie hoffnungsvoll, so einnehmend wie unaufdringlich, so persönlich wie allumfassend.

NOFX ‚First Ditch Effort‘

Die Meister des gepflegten Punkrocks melden sich mit Album Nummer 13 zurück! Wurde auch Zeit, man wird ja nach über 30 Jahren im Business auch nicht jünger, aber zumindest nüchterner … wie Mastermind Fat Mike im Vorfeld auf diversen Social Media Kanälen beweist. Die neue Platte erledigt dann den Rest. Selbstreflektiert wie eh und je werden die neue Nüchternheit und der alte Rausch zum Thema, ohne dabei das typische, selbstironische Augenzwinkern vermissen zu lassen. Doch wer denkt, ‚First Ditch Effort‘ sei schlicht Fat Mikes Entgiftungsplatte, der irrt! Neben den altbekannten Dämonen werden das Ende der Menschheit, eine gescheiterte Vater-Sohn-Beziehung oder der Tod von Punk-Legende Tony Sly in lauten, druckvollen wie im richtigen Moment leisen, melancholischen Nummern thematisiert. Auch wenn NOFX sich nach 33 Jahren nicht völlig neu erfinden, soll es nicht der „last ditch effort“ gewesen sein, ihren Standpunkt in der Punkrock-Eilte erneut zu untermauern.