Zwischen Reykjavik und Salzburg
Thorsteinn Einarsson im Interview
Thorsteinn Einarsson kann sowohl Reykjavik als auch Salzburg seine Heimat nennen, war Finalist bei „Die große Chance“, hat einen Amadeus Award und eine Top-Ten-Albumplatzierung in den österreichischen Charts in der Tasche und das alles mit gerade mal 23 Jahren. Jetzt folgt auf sein Debüt „1;“ (sprich: one continued) die Fortsetzung „IngI“. Pünktlich zur Veröffentlichung des zweiten Albums haben wir mit ihm den Titel mal genauer unter die Lupe genommen und nebenbei noch über soziale Medien, Authentizität und Heimat geredet.
„IngI“ ist nicht nur der Titel deines neuen Albums, sondern auch dein zweiter Vorname. Wie viel von dir selbst gibst du auf deinem neuen Langspieler preis? Und wie persönlich muss Musik für dich sein, um zu berühren?
„IngI“ ist ein sehr persönliches Album, wo ich alles von mir preisgebe. Als Musiker und öffentliche Person hat man meiner Meinung nach die Pflicht, ehrlich zu sein und nichts zu verbergen.
Außerdem sind die zwei großen „I“ eine Anspielung auf „1;“ – sozusagen als Weiterführung. Inwiefern sind die zwei Alben miteinander verbunden? Wirst du diese Kontinuität so weiterführen?
Es ist eine direkte Fortsetzung meines ersten Albums, das sich eher auf meine Kindheit und mein Leben in Island bezogen hat. „IngI“ erzählt Geschichten aus diesem absurden Leben, das mir „1;“ ermöglicht hat. Mit dem nächsten Album wird es eine Trilogie, aber davon möchte ich noch nicht zu viel verraten.
Apropos Geschichten … wovon erzählst du uns genau auf „IngI“?
Eigentlich sind die Erlebnisse, die ich auf „IngI“ verarbeite, zum größten Teil in Österreich passiert, wie zum Beispiel im Song „Vienna“. Aber meine Familie lebt nach wie vor Großteiles in Island und es sind natürlich auch Songs für sie geschrieben worden.
Man hört auch einmal eine Aufnahme von deinem Großvater beim Fischen. Was hat dich dazu bewegt, diesen Schluss für den Song „SymphonyVei ima“ zu wählen?
Das Album ist sehr persönlich … und das Persönlichste, was ein Künstler freigeben kann, sind originale Audioaufnahmen von seiner Familie. Ich habe diesen Song meinen Opa gewidmet, also wollte ich auch, dass er ein Teil davon ist.
Welche Seite hat dich mehr geprägt: die österreichische oder die isländische?
Meine Erlebnisse und Entscheidungen machen mich als Mensch aus, nicht wo ich geboren oder aufgewachsen bin.
Wo ist dein Lieblingsort in Island? Und wo in Österreich?
In Island ist mein Lieblingsort Reykjavik und in Österreich Salzburg – meine beiden Heimaten.
In „The Kick“ kritisierst du sehr stark die heutige Generation und thematisierst unter anderen Konsumwahn, Selbstdarstellung und Klimasünden. Was können und sollen wir besser machen? Und wo soll man überhaupt anfangen?
Wir sollten damit anfangen, Prioritäten zu setzen, wie: Familie, Freundschaft, Ehrlichkeit und aus Prinzip das machen, was einen selbst und die Menschen in seinem Umfeld glücklich macht und sein eigenes Glück nicht von anderen beeinflussen lassen.
Wie stehst du allgemein zu sozialen Medien?
Ich bin kein Freund von Statussymbolen und soziale Netzwerke sind voll davon.
Dein humorvolles Spiel mit Auto-Tune in diesem Song ist sehr interessant. Wie wichtig ist dir Authentizität? Und ist sie in der heutigen (musikalischen) Zeit vielleicht wichtiger denn je?
Ich glaube, dass es wichtig ist, mit der Zeit zu gehen. Aber ich denke, es ist sehr wichtig, sich selbst treu zu bleiben und seinen eigenen musikalischen Weg gern zu gehen. Freddie Mercury, mein größtes Vorbild, ist meiner Meinung nach ein sehr gutes Beispiel dafür. Er hat sich immer neu erfunden und hatte keine Angst, seinen musikalischen Geschmack zu zeigen.
„Who needs friends when you got things?“ – Wie schafft man es, Freundschaften und Beziehungen aufrecht zu erhalten, wenn man auf Tour ist?
Hier muss ich auch die positiven Seiten von sozialen Medien erwähnen. Ich wohne, seit ich 14 Jahre alt bin, in Österreich und konnte trotzdem täglichen Kontakt mit meiner Mutter per Skype oder Facebook haben. Genauso geht es mir jetzt mit meinen Freunden in Salzburg und mit meiner Freundin in Wien. Wir hören uns jeden Tag und wenn wir uns dann sehen, macht man das Beste daraus.
„Trying to paint a picture perfect life“ – In welchen Momenten ist das Leben für dich „picture perfect“?
Wenn ich mich in meinem Umkreis zuhause fühle.